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Dornenflüche [German]
Kapitel 2 - Eine Spur im Wald

Kapitel 2 - Eine Spur im Wald

Einige Wochen später

„Milady!“ Die Türe, die Viktor gerade aufgestoßen hat, donnert mit einem lauten Krachen an die Wand und vertieft die mittlerweile nicht mehr ganz so kleine Delle im Stein ein winziges bisschen mehr.

Rhiscea seufzt und lässt ihre Stirn gegen die am Schreibtisch abgestützten, behandschuhten Hände sinken. Viktor ist einer der Gründe, weswegen sie Kindern noch nie besonders zugetan war. Selbst mit seinen 17 Jahren benimmt er sich immer noch wie ein Achtjähriger und missachtet fast wie mit Absicht jede einzelne ihrer Anweisungen.

Er scheint seinen Fehler bemerkt zu haben, denn er hält inne, trippelt einige Schritte zurück, bis er die Türschwelle erreicht und sagt dann in einem etwas gemäßigteren Ton:

„Entschuldigung, Milady, aber es ist dringend.“

Langsam dreht sie sich zu ihm.

„Was gibt es denn so Wichtiges“

Die verrauchende Wut muss wohl noch in ihrer Stimme zu hören sein, denn er zuckt merklich zusammen. Wäre er ein Hund, hätte er jetzt die Ohren angelegt und den Schwanz eingezogen.

„Äh, im Dorf… Es gibt Leute, die Es gesehen haben“, stammelt er.

Einen Atemzug lang kann sie ihn nur wortlos anstarren, doch dann springt sie von ihrem Stuhl auf und steht nach einigen wenigen Schritten vor ihm.

„Bist du dir da sicher?“, fragt sie nach.

Er nickt etwas zu heftig.

„Es ist nach Süden gelaufen.“

Wenn Es tatsächlich hier ist und sich sogar am helllichten Tag blicken lässt, muss etwas falsch sein. Entweder Es ist verletzt und sucht ein Versteck oder hungrig genug, um jetzt auf die Jagd zu gehen. Egal welches von beidem zutrifft, Es ist auf jeden Fall geschwächt und das würde ihr die perfekte Gelegenheit bieten.

„Hol die Ritter“, befiehlt sie knapp, doch er ist schon auf dem Weg, noch bevor sie zu Ende gesprochen hat. Er weiß was zu tun ist. Natürlich weiß er das. Sie alle warten schon seit Monaten auf diesen Moment.

Stolen from its rightful place, this narrative is not meant to be on Amazon; report any sightings.

Sie schließt die Tür und hebt eine Kleidertruhe aus dem großen Schrank.

Als ich sie den hölzernen Kasten öffnet, blicken ihr vertrautes Leder und Stahl entgegen. Ganz oben auf dem Stapel liegt ein Paar mit vertrocknetem Blut besprenkelter Handschuhe.

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Gerade noch rechtzeitig kommt sie auf den Hof des Anwesens, um die vier abzufangen.

„Wieso die Pferde?“, fragt sie, auch wenn der Ton eher einem Befehl ähnelt als einer tatsächlichen Frage.

„Wollen wir etwa zu Fuß gehen?“, fragt Malo irritiert.

Der braungebrannte Südländer ragt aus der kleinen Gruppe heraus, wie ein Fels aus dem Meer. Seine breite Statur und die damit einhergehende Kraft ist neben seiner alles hinterfragenden Art eine der Eigenschaften, dank der er in den engen Kreis aufgenommen wurde.

„Bis zum Wald ist es nicht weit. Außerdem würden wir im Wald mit ihnen schlecht vorankommen und noch dazu auf uns aufmerksam machen. Sattelt sie ab“, befiehlt sie den Stallburschen. Diese nicken nur und eilen herbei um sich um die Pferde zu kümmern, stets darum bemüht, direkten Blickkontakt zu vermeiden.

Kurz darauf brechen sie auf. Es ist fast Mittag, aber es könnte auch Mitternacht sein, für die kleine Gruppe würde das nichts ändern. Rhiscea, ihre Anführerin und Fürstin, kennt ihre Stadt so gut wie ihre eigene Hand, vielleicht sogar besser.

Dicht gefolgt von Viktor geht sie der Gruppe voraus.

Ab und zu fragt jemand nach, wo genau der Hybrid gesichtet wurde und Viktor beantwortet die Fragen so genau er kann, aber als sie den Wald betreten, kehrt unheimliche Stille ein. Niemand wagt es, auch nur laut zu atmen. Die Atmosphäre und Geschichte des Waldes sind daran nur teilweise schuld. Konzentriert beobachtet jeder der fünf ihre Umgebung, während sie gebannt auf den nächsten Befehl ihrer Fürstin warten.

Kurz bleibt sie stehen und horcht auf. Sie hört auf jedes noch so leise oder entfernte Geräusch, doch nichts regt sich. Nur ein paar kleinere Vögel sind frech genug ihre Melodien durch die leblose Stille hören zu lassen.

„Es ist auf jeden Fall nicht mehr hier. Aber falls Es das war, muss Es Spuren hinterlassen haben.“

Den Befehl muss sie nicht mehr aussprechen, sofort schwärmt die kleine Gruppe aus, auf der Suche nach einer Spur, der sie folgen könnten.

Eine ganze Weile lang hört man nur das Scharren von zertretenen Blättern und gelangweiltes Gemurmel bis plötzlich eine helle Stimme die Aufmerksamkeit der Fürstin auf sich zieht.

„Milady, ich habe etwas.“, Rubys Stimme ist fest. Die kleine Asiatin mag unscheinbar wirken neben den anderen Rittern der Runde aber in ihr brennt ein Feuer des Selbstvertrauens, an dem sich schon so einige Monster in nicht-menschlicher und menschlicher Form verbrannt haben.

Sofort bricht die Fürstin ihre Suche ab und begibt sich zur von Ruby bezeichneten Stelle. Nur kurze Augenblicke später tun es ihr die anderen Ritter gleich.

Etwas verwundert beugt sich die Fürstin über den Fund. Es ist eine Spur, allerdings keine, die sie durch die Beschreibung des gesuchten Hybriden erwartet hätte.

Im feuchten Erdboden ist ein kleiner Hufabdruck eingegraben.