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Der letzte Strohhalm

Predigt und Empfang sind vorbei und die meisten Gäste gehen, sodass Cass und Dean gezwungen sind, wieder allen die Hand zu schütteln, sehr zu beider Missfallen. Castiel wäre lieber sonst wo, und Dean wäre lieber endlich allein mit ihm, um die 'Freuden des Ehelebens' zu genießen, wie der Prediger es nannte. Just in diesem Moment taucht Sam mit einem aufgeregten Ausdruck im Gesicht wieder auf und zieht Cass beiseite. Dean wirft ihm einen eifersüchtigen Blick zu, doch als der seinem Bruder versichert, er wolle der 'Braut' nur ein paar Tipps geben, bevor er ins Hotel aufbricht, beruhigt sich der 'Bräutigam' und fährt fort, die Gäste zu verabschieden.

„Was ist los Sam, wo warst du?“, will Castiel wissen, aber Sam fragt direkt: „Kannst du mir eine deiner Federn geben?“ Cass starrt ihn an, als habe er ihm gerade gesagt, er solle gehen und das Blut eines Neugeborenen trinken, und braust auf: „Hast du irgendwelche komischen Kräuter geraucht? Was zur Hölle Sam, nein ich werde dir absolut KEINE meiner 'Federn' geben! Meine Flügel sind heilig, sie wurden von Gott berührt, sie tragen meine Gnade, sie...“ „Ja, ja, schon klar, die Flügel nicht zum Spaß antatschen, aber das ist keine bloße Neugier! Es könnte der Schlüssel dazu sein, Dean wieder normal zu machen!“, gibt Sam zurück. Cass' Hoffnung erstarkt, doch dann legt er die Stirn in Falten: „Was soll das heißen, 'könnte'? Das ist was Ernstes, Sam, ich kann nicht einfach Hand an meine Flügel legen für eine Vermutung! Wie... Wozu brauchst du die Feder überhaupt?“

Sam senkt die Stimme als ein paar Leute an ihnen vorbei gehen und erklärt: „Während der Predigt ist mir aufgefallen, dass das Kirchenarchiv geöffnet wurde, also bin ich hinein geschlüpft, um mich um zu sehen! Dort sind ein paar sehr alte Bücher aufbewahrt, die laut Legenden von Heiligen, oder Hexen, oder Was-weiß-ich geschrieben wurden... Insbesondere eines, das Zauber enthält die denen in Samanthas Zauberbuch erstaunlich ähnlich sind! Und es heißt darin, dass alle Zauber einen Gegenzauber haben, der ganz leicht dadurch zu erschaffen ist, dass man den ursprünglichen Zauber spiegelt, nur dass die wichtigste Zutat mit etwas Gegenteiligem ersetzt werden muss. Im Text klang das etwa so: 'Ist der Körper von Lichte, so muss das Gegenstück das der Dunkelheit sein, sei es Feuer, so muss es Kälte sein, sei es ein wertvoller Edelstein, muss es ein wertloser Klumpen Erde sein, und sei es das Dämonische, so sei es das des Göttlichen'! Und die wichtigste Zutat von Samanthas Trank war das Horn eines Dämon! Was wäre göttlicher, gegenteiliger zu einem Dämonenhorn, als der Flügel eines Engels?“

Castiel ist skeptisch, doch das Gesicht des jungen Jägers strahlt so eine Euphorie aus, die derart untypisch für ihn ist, dass er ein knickt: „Nun... Ich kann mir nicht einfach eine Feder ausreißen und sie dir geben, Sam! Sie würde deine Seele verbrennen. Wie wolltest du sie überhaupt in den Trank geben?“ Der junge Winchester entgegnet: „Laut dem Zauberbuch wird das Horn einfach in den fertigen Cocktail gegeben und löst sich selbst auf. Vielleicht hat Samantha es auch bloß in die Mischung rein gedippt und den Rest weg geworfen, denn Dean musste ja schließlich nicht an seinem Bier kauen, oder? Und wir haben in der Küche auch keine Rest von Dämonenhorn gefunden, also hat sie den Rest entweder gleich mit genommen, oder es hat sich von selbst auf gelöst. Jedenfalls, ich war damit beschäftigt den selben Trank zu brauen, den sie für Dean gemacht hat, alles was noch fehlt ist die Hauptzutat! Also wenn du sagst, ich kann die Feder nicht anfassen, ist das okay, ich habe den Trank in Deans Zimmer gelassen. Du kannst die Feder dazu geben, sobald es passt und... keine Ahnung... das Ganze mit Wein mischen, damit Dean es trinkt! Es klingt vielleicht weit hergeholt, aber ich glaube es könnte vielleicht klappen!“ „Könnte vielleicht...“, brummt Cass düster und Sam schreit beinahe: „Ach komm schon, wenn die Legenden stimmen habt ihr Seraphen doch sechs voll befiederte Flügel! Und du kannst es dir nicht leisten, eine mickrige Feder zu spendieren? Kommen Engel nie in die Mauser?“

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„Ich bin kein Huhn Sam, wir Engel kriegen keine Mauser, nein! Und hier geht es nicht um eine blöde Feder! Aber was, wenn dieses neue Gebräu Dean nicht heilt? Was, wenn es ihn in ein Monster verwandelt? Was, wenn es sein Leiden verschlimmert? Was, wenn es ihn von innen heraus verbrennt und er einen qualvollen Tod stirbt?“, schreit Castiel nun, froh dass die Halle leer ist, aber Sam schießt ebenso harsch zurück: „Nun, er geht im Moment eh in diese Richtung, oder? Oder?? Also was soll's wenn es einen Tag früher oder später geschieht! Seien wir ehrlich, das ganze Theater hat Dean wahrscheinlich geholfen stark zu bleiben, aber der Trank hat ihn bereits verwandelt, in einen liebeskranken Idioten der darauf aus ist, dich flach zu legen bis er umkippt! Das ist nicht Dean, das ist nicht mehr mein Bruder! Du weißt es, ich weiß es, nur er weiß es nicht. Also ja, vielleicht wenn er diesen Engel-Cocktail trinkt, verwandelt er sich in einen Vampir und verglüht in der Sonne, oder wir müssen ihn töten, weil er zu einer anderen Scheußlichkeit wird, aber die Alternative ist, er fickt dich ein paar Tage lang und stirbt bestenfalls in deinen Armen! Oder er fängt an dir gegenüber gewalttätig zu werden, und du musst ihn dann mit deinem Schwert durchbohren, statt mit deinem...“

Sam wendet sich beschämt ab und auch Castiel ist peinlich errötet, als Dean dazu stößt und verlangt: „Also gut, was passiert hier? Was soll das ganze Geschrei? Ich bin endlich die ganzen Zuschauer los geworden, und wenn ich dann komme, um meine Familie ab zu holen, schreit ihr euch gegenseitig an! Sam, machst du meinem Schönen das Leben schwer?“ Sam sieht ein letztes Mal gepresst zu Cass und erklärt dann: „Naja, wir hatten Streit, weil ich etwas in der Wohnung vergessen hab und er will, dass ich weg bin, bevor ihr zwei heim kommt. Aber okay, ich hab gesagt wo es ist, also wenn es euch stört, weißt du, wie du es los wirst! Ich werd euch nicht mehr stören, jetzt liegt es bei euch.“ Und ohne einen weiteren Gedanken dreht er sich um und lässt sie stehen.

Wäre Dean er selbst gewesen, hätten ihn die seltsamen Worte stutzig gemacht und er hätte Antworten verlangt, aber so lächelt er Castiel schlicht an und gurrt: „Oh. Du kannst es also auch nicht erwarten? Nett von dir, dich so um Sam zu kümmern! Ich liebe ihn zwar und alles, aber...“, auf einmal hebt er Cass mit den Armen hoch, sodass der Engel überrascht auf kreischt, „ich will mit dir alleine sein, mein süßer, heißer, unglaublicher, wunderschöner Ehemann, und ungestört sein, um zu tun was uns gefällt! Denn ich will dich beglücken, auf jeder Ebene, in jedem Zimmer, zu jeder Lautstärke, auf alle erdenkliche Arten, wie immer du es wünschst, Baby! Und wie versprochen werde ich mir Zeit nehmen, ganz langsam und sanft anfangen und mich von da weiter hoch arbeiten...“ Er trägt Cass, als sei er schwerelos, und geht mit zum offenen Portal was nach draußen führt, stets tief in die Augen des älteren Mannes blickend. Er hält ihn fest, lächelnd, bis sie am Impala ankommen und er ihn runter lässt, nur um galant die Tür für ihn auf zu halten. „Also? Steig ein Schatz!“, sagt er, und deutet mit seiner Hand zum Sitz. Die Sonne fängt sich in seinem eigenen, schmucklosen Silberring, sodass ein Strahl Castiels Augen trifft und ihn blinzeln lässt. Und das ist der Moment, wo er beschließt, dass Sam Recht hat. 'Ich muss es zumindest versuchen. Ganz wie ich sagte. Selbst wenn es mich zerstört... oder ihn.', denkt er und er fühlt wie ihm Tränen kommen, aber wegen dem Licht, und da es ihr 'großer Tag' ist, stellt Dean keine Fragen und schließt bloß die Tür, sobald er eingestiegen ist.

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