Urd-Brunnen am Knotenpunkt des interdimensionalen Gebildes, das als „Yggdrasil“ bekannt ist, jenseits einer Zeitachse, wie Menschen und die meisten Götter sie kennen
„Seht einmal nach dort hinüber“, hörte ich Skuld sagen, „Da hinten kommt jemand.“ Verdandi und ich sahen von den Verstrickungsplänen von Zeit und Schicksal auf, die wir wie üblich fleißig weiter entwickelten, um sie dann nach und nach mit Hilfe von Effekten wie der Quantenverschränkung oder dem Quanten-Tunneleffekt Realität werden zu lassen. „Wer ist das?“ „Keine Ahnung! Urd, weißt du das?“, Verdandi sah mich neugierig an. Ich schüttelte den Kopf. „Ich kenne ihn auch niemanden in den Neun Sphären, der seine Flügel an den Schuhen statt auf den Schultern trägt.“ „Er muss aber etwas sehr wichtiges auf dem Herzen haben. So ein hektisches Kerlchen ist nicht alle Tage geduldig genug, uns zu finden“, meinte Skuld. Der junge Mann, der völlig ausser Atem war, landete vor uns und verneigte sich ehrfürchtig. „Sage mir Fremder, wer bist du und was ist dein Anliegen?“, fragte ich ihn und sah auf ihn herab. „Ich bin Hermes“, keuchte er, den Blick als zeichen des Respekts immernoch gesenkt, „und ich komme, weil einige aus dem olymischen Pantheon sich den Kopf zerbrechen, welches größere Kenntnisse über die Natur der Zeit erfordert, als uns zur Verfügung steht.“ Er kam also aus einer der anderen Sphären, die mit Midgard in engem interdimensionalen Kontakt standen, aber nicht zur Yggdrasil gehörten. „So?“, fragte Verdandi, „Du kommst also aus der olympischen Welt? unser Kollege Chonos ist doch euer Experte für die Zeit“, erwiderte ich. "Leider ist er unwillens, uns zu helfen", erwiederte Hermes. "Das ist ja mal wieder typisch", wandte sich Varandi kichernd an mich, "Der ist ja noch störrischer als du!" Da konnte selbst nich mir ein Lachen nicht verkneifen. „So, was genau ist denn euer Problem?“, fragte Skuld, nachdem wir uns wieder gefangen hatten. Hermes sah uns ernst an. „Es geht um zwei Menschen, die das subatomare Tunnelsystem im Zeitbereich zweckentfremdet haben, um sich selbst einige tausend Jahre in die Vergangenheit zu versetzen.“ „Ach, die?“, meinte Verdandi, „Wir haben uns schon gewundert, aber Asklepios hat sich ja ganz toll um die gekümmert, wir dachten, ihr habt das im Griff.“ „Es stimmt, dass die Heilung erfolgreich war“, erwiderte Hermes, „Aber wenn es darum geht, eine sichere Methode der Rückführung zu finden, wissen selbst Athene und Hephaistos zusammen nicht mehr weiter. Aber Chonos meint, der eine Zeitsprung sei schon schlimm genug, da solle es keinen zweiten geben, deswegen tut er nichts. Nun bin ich hier, um euch um Unterstützung zu bitten.“ „Chronos’ Vorgehen ist meiner Meinung nach grob fahrlässig“, erwiderte ich, „Natürlich sollte die Zeit so weit wie möglich linear bleiben. Aber manchmal, vor allem, wenn sich eine Art von Lebewesen bereits außerhalb ihrer eigenen Zeit befindet, ist es eben wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, damit alles wieder seine Ordnung hat.“ „Genau, die eigendlich schon geschehenen Dinge in Midgard verändern sich immer mehr, je länger sie bleiben“, ergänzte Skuld. „Also werdet ihr uns helfen?“ Hermes’ Gesichtsausdruck füllte sich mit Hoffnung. Verdandi sah ihn an. „Ja, natürlich. Ich würde sagen, wir erledigen das mal eben hier.“ „Was haltet ihr davon, wenn wir einfach ein paar Teilchen in der Originalzeit der beiden, die sich gerade in Superposition befinden, mit den beiden temporal verschränken? Diese sollten sich zu einer exakten Kopie der beiden zusammensetzen,“ warf skuld in die Runde. „Ja, gute Idee“, erwiderte ich, „bei dieser Methode werden warscheinlich sogar ihre Hirnstrukturen richtig übertragen. Wir sollten aber die Originale der beiden erst auflösen, wenn wir gesehen haben, dass alles soweit funktioniert hat.“ Verdandi stand auf. „Ich mach das mal eben.“ Sie tippte die entsprechenden Anweisungen in den Programmierer für die Yggdrasil. Auf unserem großen Bildschirm erkannte ich, wie der Transfer von Statten ging. Ich sah, wie sich die beiden in ihrer Zeit zsammensetzten. „Alles hat funktioniert, Verdandi“, rief ich zu ihr hinüber, „die beiden sind heile übergekommen.“ „Alles klar“, meinte sie, „dann löse ich die Ursprungskörper jetzt auf.“ Sie drückte ein paar weitere Knöpfe. „Und das wars?“ Hermes sah verwundert aus. „Ja“, erwiderte Skuld, „Wir haben hier eben gutes Equippment.“ „Ich muss sofort dem Olymp Bescheid geben.“ Hermes holte ein interdimensionales Kommunikationsgerät aus seiner Tasche. „Du hast hier keinen Empfang, junger Mann, wir sind hier zu abgelegen“, sagte ich, „Sie werden es schon bei ihren eigenen Messungen sehen.“ „Dann muss ich persönlich zurück. Höchsten Dank.“ Hermes verneigte sich. „Nichts zu danken, die Zeit muss ihre Ordnung haben.“ Er nickte und flog davon.
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