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Kapitel Kurator

15.03.2019, 00:30Uhr, im Museum für antike Geschichte

„Na also. Tschüß.“ Verabschiedete sich die Stimme in meinem Kopf. „Bis zum nächsten Mal“, dachte ich zurück und ich war wieder allein. Netter Kerl, dachte ich. Auch wenn ich nicht wusste, ob ich Dr. Arkanov an seiner Stelle gemeldet hätte. Aber naja, ich als Historiker verstand ja schließlich nichts von interdimensionaler Kommunkikation und Rissen in irgendwelchen Dimensionsebenen und hatte keine Ahnung, was alles so passieren kann. Aber immerhin, die Verbindung von Sanders (wie er anscheinend hieß) war wohl doch nicht so einseitig, wie ich angenommen hatte. Ich sah auf die Uhr. Es war schon morgens um halb vier. Und ich noch in meinem Archiv. Sanders’ Stimme begleitete mich schon seit ein´paar Jahren. Seitdem ich hier im Museum für antike Geschichte angefangen hatte und beim Stöbern in den Stücken des Archivs auf Erics Pergament gestoßen war, redete er er mir ab und an in meine Gedanken hinein. Selbst wenn ich immernoch nicht alles verstand, heute war mir doch einiges über ihn klarer geworden. Dennoch konnte ich mir nicht erklären, was er mit dem Pergament zu tun hatte – schließlich hielt ich es für unwarscheinlich, dass unsere erste Begegnung und mein Fund des antiken Papierstücks und den damit zusammenhängenden Zeichnungen und Technik zufällig zum gleichen Zeitpunkt statgefunden hatten. Vielleicht hatte eines der Bauteile etwas am Raum-Zeit-Gefüge durcheinandergebracht… So ruhig, wie Sanders auf mich reagiert hatte, war es aber bestimmt nichts Gefährliches, da war ich mir sicher. Ob er mir wohl erklären konnte, welch seltsames Band uns in Kontakt hielt? Ich würde wohl warten müssen, bis er sich das nächste mal meldete, um das herauszufinden… Als ich damals diese merkwürdigen Artefakte entdeckt hatte, hatte ich sie natürlich für einen schlechten Scherz gehalten und die Sachen ins Labor gegeben, um ihr Alter und die zur Anfertigung benutzten Materialien bestimmen zu lassen und damit Rückschlüsse auf deren Herkunft ziehen zu können. Die Technik war wirklich aus modernem Stahl, Hartplastik und anderen Materialien unserer Zeit, aber – zu meiner großen Überraschung – tatsächlich um fast 3000 Jahre gealtert, ohne Hinweide auf Substanzen, die diesen Prozess hätten beschleunigen können. Mit den Papieren verhielt es sich ähnlich. Lange hatte ich nach einer weiteren Erklärung gesucht, mich sogar verrückt genannt - womit ich mir bis jetzt auch Sanders erklärt hatte. Doch der Junge, der heute da gewesen war, ich hätte wetten können, dass es sich dabei um Eric handelte und jetzt war ich immer mehr von der Echtheit des Ganzen überzeugt. Zwar hatte seine Lehrerin steif und fest behauptet, sie hätte keinen Eric in der Klasse, aber dieser Zeichenstil war einfach unverkennbar, und die Art wie er geschaut hat, als ich seinen Namen gesagt hatte... „Sie meinen wohl Emily!“, hatte sie gemeint, nachdem ich ihr den Jungen beschrieben hatte, „Wenn sie sich als Eric vorgestellt hat, habe ich noch ein Wörtchen mit ihr zu reden, dass das so nicht geht!“ „Hat er nicht“, hatte ich erwidert, „aber sicher bin ich mir trotzdem.“ Als Antwort hatte ich nur ein „Pff, unmöglich!“ bekommen. Der arme Eric, hatte ich gedacht, der wird noch viel zu kämpfen haben. Aber es hatte nunmal Gründe gegeben, warum ich nicht weiter mit ihr diskutiert hatte. Sie hätte es nicht verstanden, so engstirnig, wie sie gewirkt hatte. Trotzdem würde Eric es da durch schaffen, das sagte mir meine Intuition. Ein weiteres großes Puzzle-Stück fehlte mir noch in den vielen Rätseln, die das Pergament aufgab – Dr. Kinger. Möglicherweise war auch er derjenige, der herausfinden konnte, was seine Zeitmaschine oder wozu auch imer die Teile beim Pergament gehörten (sicherlich von ihm oder Eric entworfen und gebaut) mit Sanders zu tun hatten, denn er kennt seine Zeitmaschine besser als der Spezialist aus meinem Kopf. Aber wie sollte ich ihn finden? Ich hatte schon alle Hochschulen in der Umgebung kontaktiert und an keiner lehrte ein Dr. Kinger. Ich schätzte auf grund von Erics Alter, dass ich vielleicht noch ca. sieben Jahre hatte, bis die beiden aufbrachen. Auch wenn ich hoffte, dass die beiden es zurückgeschafft hatten – eindeutig feststellen konnte ich es nicht. Und ganz nebenbei bemerkt, die beiden hatten bestimmt einige interessante Erkenntnisse über die Antike gewonnen. Und wenn die Götter tatsächlich echt waren… Aber das betrachtete ich als nebensächlich, mein Hauptaugenmerk soll witerhin darauf liegen, das Rätsel um Sanders und das Schicksal der beiden zu lösen. Vor allem um Eric sorgte ich mich. Ob er wohl die Risiken der Zeitreise anschätzen konnte? Oder hatte er nicht doch ehr aus dem Bedürfnis gehandelt, Dr. Kinger zu beeindrucken? Würde ich das wohl jemals erfahren? Plötzlich merkte ich, wie müde ich war. Mussten diese Grübeleien wohl bis morgen warten, dachte ich, als ich auf meinem Sessel einschlief.

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