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Kapitel 6 Die Ringergreifung

"Isa, wo willst du hin?", ruft Marko Isabella hinter ihr. Die Familie sitzt gerade zu einem gemeinsamen Mahl. Heute ist kein besonderer Empfang, daher reicht der kleine Speisesaal. Marko schiebt seinen Stuhl quietschend nach hinten. Er springt auf die Füße und rennt ihr hinterher.

Eine Hand hält ihn auf. Er dreht sich um und sieht, dass Paul ihn an der Hand fest hält. "Bitte Marko, gebt ihr einen Moment. Sie braucht Zeit um alles zu verarbeiten", bittet er Marko und lässt seine Hand los.

Marko jedoch ist anderer Meinung. "Aber ich muss doch etwas tun. Ich habe doch zu ihr gesagt, dass es nicht schlimm wäre, wenn sie morgen die Prüfung nicht besteht."

"Was!", hallt es durch den Raum. "Wieso, hast du das denn gesagt?", fragt Paul und legt seinen Kopf in seine Hände. "Du weißt doch, wie viel Stress, sie sich wegen der Angelegenheit macht. Sie muss sich für morgen erholen. So wird das aber nichts."

In dem einen Moment ist er noch verzweifelt, doch im nächsten hat er seine Gesichtszüge wieder im Griff. Paul steht und verbeugt sich kurz, während er sich erklärt: "Entschuldigt mich bitte"

Miriam hält ihn auf und fragt: "Paul? Soll ich nicht mal nach ihr sehen? Ich glaube, dass ich mich vielleicht gerade besser dazu eigne, mit ihr zu reden."

Paul setzt sich wieder. "Vielleicht hast du recht", antwortet er. Dann haucht er ihr noch ein "Danke" hinzu, so leise, dass nur sie es hören konnte. Ihre dunkellila Hautfarbe wird durch ein knalliges rot ersetzt. Schnell macht sie sich auf den Weg, um zu verhindern, dass dies entdeckt wird.

Das Abendessen wird weiter geführt. Auch wenn jetzt mit einer angespannten Atmosphäre. Nach dem Nachtisch verabschiedet sich der König und zieht sich in seine Gemächer zurück.

Die Königin bleibt noch etwas. Sie möchte mit ihren Kindern sprechen. "Elios, Marko kommt doch mit. Wir machen einem kleinen Spaziergang."

Die Geschwister sehen sich verdutzt an. Wann hatten sie denn jemals in der Letzten Zeit, Zeit mit ihrer Mutter zu sprechen.

Freudig springen sie von ihren Stühlen und eilen zu ihrer Mutter. Auf den Wink von einer Hand der Königin steht auch Paul auf und folgt ihnen in den Schlossgarten.

Die Kinder finden es spannend durch das dunkle zu Laufen. Zwar stehen einige Laternen am Wegesrand, doch noch nie haben sie das Schloss nach dem Abendessen verlassen dürfen. Königin Sephelia führt ihre Söhne durch den Schlossgarten.

Es ist eine warme Spätsommernacht. Eine leichte kühle Brise weht durch die Hecken. Der Garten ist ein verworrenes Netzt an Wegen und größeren Blumenwiesen und Grünflächen. Die ersten Wege sind gepflastert. Je tiefer sie in den Garten vordringen, desto weniger sind die Wege pflastert.

Sephelia biegt in eine der Seitenpfade ab. Der Kies unter ihren Schuhen knirscht, als sie zwischen den Hecken laufen. Eine letzte Laterne steht am Ende ihres Weges.

Dahinter eröffnet sich eine kleine Wiese. Eingeschlossen von den großen Hecken. Zwei Blumenarten sind um die Wiese gepflanzt worden. Die linke Seite erstrahlt in leuchtenden weißen Blüten, während die rechte Seite voller gelber Knospen eingenommen wird. In der Mitte steht eine Bank aus rotem Holz.

Sephelia setzt sich auf diese und lädt Elios und Marko ein, sich neben sie zu setzen. "Bitte setzt euch zu mir" Die beiden kommen der Bitte gerne nach.

Sephelia schaut nach oben. Die Kinder folgen ihrem Blick und staunen nicht schlecht, als sie die Sterne im Himmel erblicken. "Das ist der Himmel", beginnt Sephelia, "Was seht ihr, wenn ihr diesen beobachtet? An was denkt ihr wenn ihr den Himmel seht. Ihr seht ihn heute zum ersten Mal, oder? Ich meine in seiner wahren Schönheit. Im und um dem Schloss herum ist alles mit Licht gefüllt. So scheinen die Sterne nicht so klar. Nur hier können wir das Sternenlicht bewundern."

Elios ist zu erstaunt von dem Ausblick. Die Lichtpunkte sehen zwar greifbar aus, sind aber so unfassbar weit weg.

Marko hingegen will alles wissen. Daher beginnt ein wahrer Fragesturm seinen Kopf zu erfüllen. "Was ist das? Sind das wirklich Sterne? Warum hängen sie denn da?"

Sephelia kam gar nicht hinterher, seine Fragen zu beantworten. Dabei lächelt sie zufrieden. Dann kam aber auch Elios eine Frage in den Sinn. "Leben dort oben die Götter? Sind Sterne ihr Zuhause?", fragt er.

Sephelia dreht sich zu ihm um. "Das weiß ich nicht.", antwortet sie auf seine Fragen, "Es gibt Priester die dir erzählen werden, dass dort oben der Himmel das Zuhause alles Seins ist. Aller Götter und die Toten. Wir werden auf diese Welt entsandt und gehen nach dem Tod wieder zurück. Andere werden dir sagen, dass es Himmel und Hölle gibt. Dort wird nach deinem Tod entschieden, wo du hingehst und die Götter entscheiden, wo du landest. Wenn du in der Hölle, landest hast du ein schlechtes Leben geführt und wirst als Dämon wieder geboren. Bei einem guten Leben landest du im Himmel. Die nächsten werden dir versuchen zu erklären, dass es keine Götter gibt und alles Wissenschaftlich erklärbar ist. Und wieder andere finden, dass das Himmelreich auf der Erde entstehen wird. Sicherlich habe ich viele Sichtweisen dir nicht erklärt. Denn es gibt so viele Sichtweisen, wie es Lebewesen gibt. Eines kann ich dir jedoch sagen. Dein Leben ist genauso viel Wert wie das Leben eines jeden anderen. Betrachte dich als einen Stern. Du bist ein Stern unter Milliarden anderen. Keiner ist wichtiger als ein anderer. Es braucht alle, damit der Himmel selbst im Dunkeln erstrahlt. Nur ein ganzer Himmel schafft es beeindruckende Sternenbilder zu erschaffen."

"Jeder Stern ist wichtig!", erzählt sein Vater weiter, "Und unser aller Aufgabe ist es einen jeden zu schützen, damit sein Licht nicht zu früh erlischt. Denke daran, wenn du in einer schwierigen Situation angekommen bist." König Animus ist erschienen, ohne dass es Elios bemerkt hat.

Er setzt sich neben Elios auf die Bank. Sephelia hebt Marko hoch und setzt ihn auf ihre andere Seite. So sitzen sie noch eine Weile da. Animus, Elios, Marko und Sephelia. Sie sind die aktuelle Herrscherfamilie dieser Welt. Noch ist den Kindern nicht klar, wie kaputt diese Welt eigentlich ist. Noch befindet sich jeder Stern an seinen Platzt.

Am nächsten Morgen wird Elios sehr früh geweckt. Nicht wie sonst von Miriam, sondern von einem zögerlich klopfen. Elios schreckt hoch. Seine Gedanken sammeln sich gerade als die Türklinke vorsichtig herunter gedrückt wird.

"Elios bist du wach?", fragt Isabella zögerlich.

Elios setzt sich in seinem Bett auf und nickt. Erst jetzt wird im klar, das Isabella ihn gar nicht durch die Tür nicken sehen kann. "Ja", sagt er das noch schnell dazu.

Isabella fragt erneut: "Darf ich rein kommen?" Elios antwortet wieder mit einem einfachen: "Ja" "Ok", war ihre Antwort und sie öffnet die Tür weiter und betritt dann sein Zimmer. Leise schließt sie die Tür hinter sich.

In diesem riesigen Zimmer wirkt sie einfach verloren. Sie steht da und schaut auf ihre Füße. Sie sucht Worte, die sie beim Betreten des Zimmers verloren hat. Elios, dem diese Situation ebenfalls unangenehm ist, fragt dann: "Was gibt es Isabella."

"...", flüsterte Isabella. Elios starrt sie weiter an. Was soll ich nur tun. Also tut Elios das einzige, was ihm einfällt und fragt: "Ja?"

Isabella explodiert gerade zu und rennt auf das Bett von Elios zu. Sie springt auf das Bett und sagt: "Das würdest du für mich tun?"

Elios hat nun keinen Schimmer mehr, worauf Isabella hinaus will. "Ich meine mit mir trainieren für heute Abend. Paul meinte ich soll mich heute ausruhen, doch ich brauche mehr Hilfe. Ich schaffe das nicht ohne dich. Marko hat mir gezeigt, wie ich Magie schnell und einfach verwenden kann, doch bei physischen Sachen und Kampftrategien bist du einfach unschlagbar. Ich meine du besiegt sogar einige der Palastwachen."

Bevor Isabella die Worte weiter aus dem Mund fließen, unterbricht Elios sie. "Natürlich helfe ich dir." Isabellas Freude ist nun nicht mehr zu übersehen. "Wann geht's los." "Ich kann mich gern schnell umziehen und dann können wir schon loslegen.", sagt Elios.

Eifrig wie Isabella nun mal ist springt sie vom Bett und rennt zur Tür. "Super, ich hohle meine Ausrüstung" Die Tür schwingt auf und Isabella verschwindet. Ein seufzen entweicht Elios: "Was habe ich mir nur dabei gedacht."

Den ganzen Vormittag zeigt Elios wie Isabella ihre Ausrüstung einsetzen kann. Sie versucht wirklich ihr bestes. Langsam verbessern sich ihre Ergebnisse. Immer häufiger kann sie mit Elios im Zweikampf mithalten.

Auch Marko gesellt sich zu ihnen und feuert beide an. Paul und Miriam behalten die drei aus der Ferne im Auge.

Nach dem Mittagessen soll es einen letzten Kampf geben. Elios und Marko gegen Isabella. Isabella hat das Vertrauen, dass sie beide besiegen kann, wobei Marko und Elios dagegen Wetten. Jedoch wurde sich auf die Bedingung geeinigt, dass Elios und Marko nicht gleichzeitig angreifen, noch sich besprechen dürfen.

"Es geht los!", sagt Elios während er noch ein paar Übungsschläge mit einem seiner zwei hölzernen Langschwerter. Marko geht noch einmal seine Ideen für die Magie durch. Isabella zieht sich gerade die gepolsterte Lederrüstung über. Mit dem Helm in der Hand und ihrem Speer in der anderen, begibt sie sich in die Mitte des grünen Parks.

Für das Finale sind sie in den Schlosspark gegangen und haben sich ein abgelegenes Plätzchen gesucht. Es handelt sich um ein mit Gräsern bewachsenes Feld, das in dem Heckenlabyrinth versteckt liegt.

Isabella und Elios reichen einander die Hand und geben sich das Versprechen fair und ehrlich zu kämpfen nach allen Regeln, die sie zuvor festgelegt haben. Isabella setzt ihren Helm auf und Elios tut es ihr gleich.

Auch Marko gesellt sich nun zu Elios. Er trägt nur die Rüstung und einen großen Schild. Isabella holt noch einen kleinen runden Schild von ihrem Rücken und schiebt ihn sich über den linken Arm. Dann geht sie in Kampfhaltung. Elios zieht seine Schwerter und hält sie von seinem Körper weg, die Klinge zum Boden gerichtet. Marko gibt das Startsignal. Isabella wartet darauf, dass Elios wie immer nach vorn rennt und den ersten kraftvollen Schlag landen will um sie gleich nieder zu werfen.

Doch er bewegt sich nicht. Es liegt also an Isabella die Initiative zu ergreifen. langsam geht sie auf ihn zu beobachtet seine Bewegungen und versucht seinen Plan zu verstehen, doch da ist nichts. Elios steht einfach da.

Marko links daneben; hinter seinem Schild versteckt. Dann versteht sie den Plan. Isabella soll Elios für die größte Bedrohung halten, aber Marko soll einen gewaltigen Zauber auslösen. Elios will sie nur ablenken mit seiner neuen Strategie, doch nun ist sie gewappnet.

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Um sich nichts anmerken zu lassen geht sie weiter auf Elios zu, doch erhöht immer weiter ihre Geschwindigkeit. Elios geht nun ein paar Schritte zur Seite.

Sie muss sich nun schnell entscheiden. Wen greife ich an? Ich glaube ich bekämpfe erst Marko und dann mach ich Elios fertig. Sie dreht ab und richtet sich auf Marko. Isabella beschleunigt abermals. Doch sie kommt zu spät.

Marko hat bereits Magie verwendet und erschafft einen Erdelementar. Als Elementare bezeichnet man alle Kreaturen die von Magiern erschaffen werden. Dazu wird, wie in diesem Beispiel, Erde zu einer Kreatur geformt.

Marko hat sich für einen Golem entschieden. Ein großes Vieh auf Erde und Stein. Massiv und etwas langsam ist diese Kreatur. Alles durch den Körperbau. Aber der Golem steht nun zwischen Marko und Ihr.

Es gibt drei Arten einen Elementar zu bezwingen. 1. den Magier ausschalten 2. Den Elementar so lange beschädigen, bis die Konzentration den Magier abnimmt oder 3. einen Gegenteiligen Elementar erschaffen.

Den dritten Punkt kann sie vergessen. Sie hat jetzt nicht mehr die Ruhe ebenfalls einen so großen Elementar zu rufen. An Marko kommt sie auch gerade nicht ran. Es bleibt also nur die zweite Option.

Sie sticht den Golem direkt in den Bauch zieht dann sofort den Speer wieder heraus und schneidet dann mit der Speerspitze den Erdkopf in zwei Hälften. Sand und Erdstücke fallen aus den Wunden zu Boden.

Marko quietscht, als er versucht seinen Golem wieder zusammen zu flicken. Doch Isabella gibt ihm keine Minute Zeit zum Reparieren. Immer wieder sticht sie zu und verletzt präzise die Gelenke der Monstrosität.

Den langsamen Gegenangriffen kann sie ohne große Mühen ausweichen. Ihr akrobatisches Talent sowie der Schild helfen ihr dabei. Doch Marko gibt ebenfalls nicht auf und schließt alle Wunden des Golems.

Durch den Verlust an Erde und Materie ist dieser jedoch kleiner geworden. Er hat jetzt nur noch menschliche Größe. Das ist jetzt ihre Gelegenheit. Nur noch ein paar Stöße und sie hätte das Vieh besiegt und damit auch Marko.

Sie nimmt Anlauf, hüpft von einen Erdhügel zum zu nächsten und mit einem letzten großen Sprung, den Speer weit ausholend, stürzt sie sich auf den nur noch drei Meter großen Golem. Gleichzeitig lässt sie ihr Mana durch die Fasern des Holzes gleiten.

Isabella lässt das Mana in Form von Wasser manifestieren. Dann kristallisiert sie es zu Eis. Den Speer rammt sie in die Brust des Golems. Er dringt fast bis zum Kern des Elementaren vor, doch verfehlt ihn dann um Haaresbreite. Isabella ist vorbereitet. Sie muss nur noch ihre Magie auslösen.

Das Eis explodiert in dem Golem. Eiskristalle zerreißen das Wesen in kleine Stücke. Der Golem erstarrt in seiner Bewegung. Isabella springt ab, um dem Eis zu entgehen.

Marko schreit: "Was hast du gemacht." Sie hingegen atmet schwer. Diese letzte Prüfung ist anstrengend.

Marko verlässt das Schlachtfeld. "Ich gebe mich geschlagen, für heute.", meint er und knirscht mit den Zähnen. Der restliche Golem zerfällt zu Erde.

Unter Isabella Beinen krabbeln zwei weitere Elementare durch: eine Echse aus Feuer und eine aus Wasser. Die Gestallten sind undeutlich und sehr skurril. Die Unförmigen Gestallten sind fast nicht zu erkennen.

Doch es handelt sich um Drachenkopfechsen wie Isabella klar wird. Es sind mit die gefährlichsten Reptilien, die ihr in der Wildnis begegnen können. Marko war dabei insgesamt drei Elementare zu kontrollieren. Eine beeindruckende Leistung, für sein Alter.

Sie geht auf den großen Erdhaufen zu, was mal der Erdelementar war und holt sich ihren Speer zurück. Jetzt fühlt sie sich bereit. Bereit für alles was auf sie zukommt. Etwas Spitzes bohrt sich in ihren Rücken.

"Mich hast du schon wieder vergessen, Was?", fragt Elios und kichert als er das Schwert wieder in seinen Gürtel steckt. "Marko konntest du besiegen, ich hingegen habe dich auf den falschen Fuß erwischt."

Isabella wirbelt herum und hält ihre Waffe an seinen Hals. "Wenn du mich erwischt, nehme ich dich mit mir.", sagt sie.

Elios lächelt und hebt die Hände. "Einigen wir uns doch auf ein Unentschieden" "Gut, damit kann ich leben", antwortet Isabella auf ihren Vorschlag. Sie verstaut ihren Speer auf ihrem Rücken und nimmt den Helm ab.

Ein Klatschen ertönt über die Wiese. Die Hecke beginnt zu verschwimmen. Ein Schleier lichtet sich. Zwanzig weitere Zuschauer tauchen auf dem Rasen auf. Einige sitzen auf bequemen Sitzen. Andere stehen dahinter Wache.

Der König und die Königin klatschen und zeigen ihre Bewunderung zu ihrem können. Paul und Miriam sind sichtlich begeistert und Paul wischt sich schnell eine Träne weg. "Sie werden so schnell erwachsen", meint er schniefend.

Icarios stimmt ihm zu: "In der Tat. Es ist schön zu sehen, dass du selbst im Angesicht der Gefahr, deiner Konzentration und deiner Magie bewusst bist." "Du hast uns gezeigt, dass du mit deiner Ausrüstung um gehen kannst", stimmt Kaya in den Jubelgesang ein, "Du hast es dem Golem gezeigt und ihn vernichtet."

Hinter ihnen stehen zehn Wachen und klopfen mit ihren Schwertern auf die Schilde, was ein ohrenbetäubendes Scheppern mit sich bringt. Auf ein Kommando von Kaya hin hören sie endlich auf.

Die Stille die dann folgt ist angenehm. Auch wenn Isabella immer noch die Ohren klingeln. Ein Heiler, der bis eben noch Elios und Marko auf Verletzungen untersucht hat, kommt nun zu ihr herüber. Er lässt Licht und Finsternis um sie aufleben und durchleuchtet ihren Körper um Schäden zu finden. Danach schaut er nach oberflächlichen Verletzungen.

Kurz darauf beschließt er: "Ihr seid völlig gesund, Prinzessin. Ihr habt beeindruckendes geleistet."

Isabella wird von diesem Kompliment rot. So viele wichtige Wesen für sie haben sie heute gelobt und nun tut es auch noch ein Fremder. Jetzt ist sie sich sicher: Ich werde heute überleben und gewinnen. Dann fallen ihr die drei letzten Stühle auf. Saß dort nicht bis eben noch jemand?

Sie verwirft den Gedanken, den nun reißen Elios und Marko von den Füßen mit ihrer Familien Umarmung. Miriam und Paul schließen sich dieser an.

Auch der König und die Königin gehen auf ihre Kinder zu. Miriam und Paul treten zurück. Dann nimmt Sephelia ihre beiden Jungs und den Arm. Animus gesellt sich dazu. Isabella schaut lächelnd zu.

Und zu ihrer Überraschung sagt Animus dann: "Komm doch auch zu uns Isabella." Kurz überlegt sie. Eigentlich ist sie noch kein Teil dieser Familie. Doch sie hat dafür gekämpft. Sie will ein Teil sein. Daher schließt sie sich der Familie an.

Nach ein paar Minuten erhebt sich Animus und verkündet: "Isabella du bist ein Teil von uns, egal wie es heute Abend ausgeht. Aber nach deiner Vorführung gerade beweist du, dass egal wer dein Gegner ist, du dich durchsetzen kannst. Ich würde dir die Prüfung gerne ersparen. Doch der Adel und das Volk müssen dich kennen lernen. Daher zeige alles was du hast."

"Und danach", beginnt Sephelia, "sind wir für immer alle eine Familie, nichts kann uns trennen." Alle schauen sie lächelnd an und zum ersten Mal seit ihrem unfreiwilligen Einzug in diese Familie fühlt sie sich von wirklich allen akzeptiert und Willkommen.

Paul tritt an ihre Seite: "Isabella, kommt. Ihr müsst euch nun noch etwas ausruhen und wieder zu Kräften kommen." "Ok"

Feuerschalen säumen den Weg. Ein kräftiger Wind fegt durch die wartende Menge. Bunte Umhänge und prächtige Mäntel flattern geräuschvoll. Die Wesen aller Arten tuscheln und quasseln miteinander. Dennoch sind alle gespannt, wann es nun endlich losgeht.

Elios starrt in die Sterne und erinnert sich an die Worte seines Vaters: "Jeder Stern ist wichtig. Und unser aller Aufgabe ist es einen jeden zu schützen, damit sein Licht nicht zu früh erlischt. Denke daran wenn du in einer schwierigen Situation angekommen bist."

Isabella ist heute der Stern um den sich alles dreht. Die Menge flüstert ihren Namen. Gerüchte machen die Runde. Vorwürfe und Vorurteile, wie auch Hoffnungen und Bewunderungen gehen durch aller Munde.

Die Versammelten sind auf jedenfalls gespannt und Elios, wie auch sein Bruder, der neben ihm steht, sind angespannt. Sie alle warten auf die einführende Rede des Königs und der Königin.

Die Wiese ist gefüllt mit hunderten, wenn nicht sogar tausenden. Miriam hat ihm erzählt, dass ähnlich viele zu seinem ersten Geburtstag erschienen sind. Sie alle waren gekommen, um den erstgeborenen Prinzen zusehen. Zu Markos ersten Geburtstag knapp ein Jahr später sollen ähnlich viele gekommen sein.

Und heute sie alles gekommen, um der Prinzessin ihre Aufwartungen zu machen. Heute wird sie sich als neues Mitglied der Familie vorstellen und beweisen.

Elios weiß, dass sie sich gegen ein Monster durchsetzen muss, das einen Ring bei sich trägt. Einzig allein der Besitzt dieses Ringes wird dieses Ritual beenden, oder ihr Tod. Elios erschaudert bei diesem Gedanken.

So weit wird es nicht kommen, betet er sich immer wieder vor. Oder doch? Es gibt viele starke Monster und nur die sieben Erzfürsten, die Anführer der einzelnen Spezies, dürfen das Monster aussuchen.

Damit soll gewährleistet werden, dass diese Sieben, die die zweit höchste Stellung im Reich innehaben, mit der Adoption zufrieden sind.

Isabella wird bei der Eröffnung nicht dabei sein. Sie wird zu den sieben Göttern beten. Darum sitzt sie gerade in der Kapelle. Erst wenn die Menge um das Altarial platzt genommen hat wird sie dazu stoßen.

Elios bemerkt wie ihm die Luft im Halse stecken bleibt. Zum einen ist er Aufgeregt und zum anderen verspürt er große Furcht und als er zu Marko herüber schaut, sieht er beim ihm einen ähnlichen Ausdruck.

Im Garten in der Nähe des Altarials wurde auf einer großen Wiese ein Empfang vorbereitet. Elios und Marko stehen in Begleitung von Miriam und zwei Wachen in einer dunklen Ecke.

Sie wollen nur zuschauen und nehmen heute keine offizielle Rolle ein. Heute ist Isabella der Dreh- und Angelpunkt.

Endlich erscheint der König mit der Königin. Sie nehmen auf zwei Thronen Platz die für sie hierher geschafft worden sind. Kurz darauf treffen die sieben Erzherzöge ein und nehme auf der linken und der rechten Seite auf kleineren Thronen Platz.

Der König erhebt sich und beginnt seine Rede zu halten. Die Zeit vergeht und Elios wir immer ungeduldiger. Was will Vater noch alles Wiederhohlen. Er berichtet vom vergangenen Jahr, von allen Erfolgen Isabellas und von ihren überragenden Fähigkeiten. Er endet mit den Worten: "Isabella wird uns alle voran bringen, denn unser aller Aufgabe ist es einen jeden zu schützen, damit sein Licht nicht zu früh erlischt."

Applaus folgt. Nun haben die Erzherzöge Zeit ihre Bedenken, Wünsche und Hoffnungen zu äußern. Die meisten Reden fallen zu Isabellas Gunsten aus. Nur der Erzherzog der Menschen verwendet Worte, die sich sehr negativ deuten lassen. Elios sucht in dem Gesicht seines Vaters nach einer Reaktion, doch der König lächelt einfach weiter.

Dann bedankt er sich für die Meinungen der Erzherzöge und lädt alle ein ihm in das Altarial zu folgen. Der König schreitet mit der Königin voraus. Ihnen folgen die Erzherzöge, Dann folgen die Herzöge und Fürsten. Es folgt der restliche Adel und zum Schluss das einfache Volk. Sie wandern durch die Nacht. Feuer erhellt gerade genug umsehen zu können. Wasser plätschern durch einen Fluss. Die Sterne und der Mond leuchten in weißem Licht. Luft weht durch die edle Kleidungen. Erde knirscht unter ihren Schuhen. Alle sechs Elemente sind heute anwesend. Sechs der sieben Götter schauen auf sie herab. Nur das Mana, die Energie der Magie, verhält sich wie immer.

Das Altarial ist eine Arena. Ein ovales Gebäude mit zentraler Mitte. Eins ist hier etwas eingeschlagen. Man hat berichtet, dass genau hier vor eintausend Jahre diese Welt ihren Anfang nahm.

Um den Krater herum wurden Bänke und Stühle in das Gestein gehauen. Die Mitte ist mit Erde auf einen Ebene gefüllt worden. Ein massiver steinerner Altar steht in der Mitte.

Das Altarial wird ausschließlich von Feuer, Sternen und Mondlicht erhellt. Wasser fließt durch verschiedene Bahnen und wird geleitet. In der Nähe ist eine Quelle. Sie ergießt sich in einen Teich um den Altar herum. Wieder sind alle Elemente an einem Ort vereint. Darum ist dieser Ort geheiligt.

Elios besucht das Altarial nicht zum ersten Mal. Jedes Jahr immer zum selben Zeitpunkt versammeln sich der Adel und ein großer Teil des Volkes hier, um die Entstehung der Welt zu feiern. Die Königsfamilie hat eine eigene Loge. Ausgestattet mit Stühlen für die Kinder, Thronen für König und Königin und Hockern für Bedienstete.

Die Feste dauern meist mehrere Stunden. Dieses Mal gehört ja noch die Prüfung von Isabella dazu. Sechs Priester in den Farben der Elemente und ein Oberpriester in bunten Gewändern, den Farben des Manas, wandern über die Erde der Mitte, durch die Pflanzen und durch das Wasser. Dabei tragen sie Fackeln.

Während sie wandern stimmen einige einen Chor an. Die Mitglieder dieses Chors sitzen verteilt im gesamten Gebäude, sodass die Stimmen aus allen Richtungen erklingen.

Schon bald erreichen die sieben den Altar. Der erste Priester beginnt mit: "Liebe Gemeinde, wir haben uns heute hier versammelt"

"Um unsere Gottheit zu feiern, ihr zu danken.", schließt sich der zweite der Einleitung an.

Es folgt die Stimme des dritten: "Wir wollen außerdem die Prinzessin einweihen und ihr die Möglichkeit lassen sich zu beweisen."

"Ein Ring muss gefunden werden.", erklärt der Vierte die Prüfung.

"Verloren ist er gegangen an diesem Ort.", ergänzt der Fünfte.

Der Sechste fügt hinzu: "Gefressen wurde er von einem Biest."

"Hole den Ring, bitte den siebten um einen Segen und beweise sein Vertrauen in dich, indem du das Biest besiegt.", beendet der Siebte die Begrüßung.

Die Menge tuschelt. Vor allem über die Frage, was ist das für ein Biest. Der Oberpriester schwenkt mit den Armen, um die Aufmerksamkeit wieder zu bekommen. "Prinzessin Isabella Griffudd, diesen Titel hast du seit einem Jahr getragen. Nun musst du beweisen, dass du würdig bist. Trete vor!«

Isabella erscheint in einem Tor. Sie muss nun durch das ganze Altarial gehen. Sie trägt einen bunten Kapuzenumhang ähnlich der Robe des Oberpriesters.

Wieder tuscheln die Leute. Jeder von Isabellas Schritten wird beobachtet. Die Blicke der Leute liegen auf ihren Schultern.

Doch sie geht weiter. Erst am Altar bleibt sie steht. Der Oberpriester steigt vom Altar herab und schlägt ihre Kapuze zurück. "Kind der Schöpfung. Deine Zeit ist jetzt. Siege heute für deine Zukunft, für unser aller Zukunft."

Er zeigt mit einer Hand auf ein Loch im Boden, das sich gerade aufgetan hat. Es ist gut zweihundert Meter entfernt. Ein Schatten springt heraus. Das ist ihr Ziel. Das Wesen muss sie erwischen; jetzt oder nie.