"Ihr müsst auf die Wünsche eures Volkes achten, mein Lord!", sagte eine Stimme bittend.
"Ich bin der Dämonenkönig. Ich habe absolute Autorität. Wieso sollte mich so etwas kümmern. Meine Tochter ist die rechtmäßige Nachfolgerin. Sie trägt mein Blut in sich!"
Diese Worte brüllte der Dämonenkönig Angel gerade zu heraus. Tobend stürmt er durch das Zimmer.
Angel ist kräftig gebaut, doch ist sein höheres Alter auch schon erkennbar. Seine feurig rote Haut, die einst allen, die sie sahen, Angst einjagte, ist heute eher grau. Seine Haare, einst schwarz, sind heute in fahlem aschgrau gefärbt.
Seine Hörner, gedreht wie die von Widdern, sind groß geworden und zeugen von seiner Lebenserfahrung. Schlachten haben Kratzer und Narben hinterlassen.
Angel ist gekleidet in eine schwarze Militäruniform eines hochrangigen Generals. Da wo aber seine Stiefel und damit Füße hätten sein sollen, befinden sich seine Hufe, die im Schein der Fackeln glänzen. Seine goldene Krone liegt heute etwas schief auf seinem Kopf.
All sein Status, als der große Dämonenkönig Angel, scheint aber heute nicht allzu nicht wichtig zu sein, da er hier nicht nur als König, sondern vor allem als Vater vor ihnen steht: seinem Rat.
Dieser besteht aus den Lords der fünf verschiedenen Spezies und den Stadthaltern, einer jeden Stadt. Sie sollen die Meinung ihrer Völker repräsentieren und dem König helfen wichtige Entscheidungen für alle gerecht zu treffen.
Sein Volk, so die Meinung der Vasallen, will und braucht einen anderen Erben. Einen mächtigen oder mächtige Dämonin, der wie einst er mit seiner oder ihrer Macht die Welt erzittern lassen kann und eben halt auch danach aussieht.
All das ist seine Tochter Dämonenprinzessin Nika nicht auf dem ersten Blick.
Sie besitzt zwar unglaubliche Macht, doch kann sie sie immer noch nicht kontrollieren. Dazu kommt ihr Aussehen was hier eher entscheidend ist. Sie ist ein Halbdämon. Das meiste hat sie von ihrem Vater geerbt. Dazu gehören seine rot leuchtende Haut, die schwarzen Haare und seine mächtige Stimme.
Von ihrer Mutter hat sie die spitzen kurzen Hörner und die Krallenfüße. Außerdem wachsen ihre kleinen lilafarbenen Flügel unterhalb der Schulter. Eben dieses Gesamtbild stört das perfekte Bild eines Herrschers.
"Wer meine Tochter nicht anerkennt, beginnt Hochverrat an ihr und an mir, der Krone. Sie ist mein einziges leibliches Kind." Seine furchtbar lauten Schritte und die laute tiefe Stimme, sind selbst der Prinzessin Nika zu laut. Sie sitzt in einem Versteck innerhalb der Mauer.
Die Hauptresidenz ist von geheimen Gängen und Lüftungen durchzogen. Und in einem dieser sitzt nun die Prinzessin an einem Lüftungsgitter. Dieser trennt den Lüftungsschacht und dem Ratssaal.
Vorsichtig späht sie in den Saal hinein. Der Architekt liebte unkonventionelle Formen. Darum ist der Saal als Dreieck geplant und gebaut worden. In der Spitze befindet sich in erhöhter Position der Thron des Dämonenkönigs. Drei Stufen müssen genommen werden, um zum Thron zu gelangen. Vor den drei Stufen ist eine wenig Platz, sodass sich Bitsteller auf den Boden knienen können.
Dahinter in einem Halbkreis befinden sich fünf schickere Stühle für die Lords der Dämonen. Diesen folgen die Sitze ihrer Diener. Jede dieser fünf Fraktionen ist durch einen Sichtlichen Abstand voneinander getrennt.
Der Boden ist mit verschieden farbigen Steinen gebaut worden. Teppiche markieren die Laufwege. Licht kommt ausschließlich von den an der Wand und an den vier Säulen befestigten Fackeln, welche zwischen den fünf Fraktionen die Decke halten. Immer wenn ein Luftzug durch den Saal zieht, flackert das Licht auf. Die Fenster sind mit schweren Vorhängen abgedeckt. Farben sind nicht zu erkennen, da alles im roten Schein der Fackeln liegt. Heute haben sich fast alle der Lords und Ladys und ihre Stadthalter versammelt.
Der Raum ist gefüllt und dennoch ist es still, abgesehen von den Rednern, die mit der Bitte gekommen sind, einen neuen Erben zu bestimmen.
Der Grund ist ebenso offensichtlich, wie auch aus unserer menschlichen Sicht abstoßend, aber so sind die Gesetzte. Der Dämonenkönig setzt sich nun auch wieder auf seinen Thron.
Es meldet sich nun der Lord der Sukkubus, Lord Devud, zu Wort.
Er ist als Vertreter seiner Frau gekommen. Sie, Lady Emmas, hat den Lord Titel geerbt. Sie hat ihn dann als Gemahl ausgewählt. Er ist zwar klein und neigt etwas dazu sein Leben in vollen Zügen zu genießen, aber passt sein Auftreten an den eines hohen Aristokraten. Sein Bauch ist daher in den letzten Jahren gewachsen.
Mit seinen kleinen Flügeln, die oberhalb seiner Hüfte gewachsen sind, kann er schon lange nicht mehr fliegen. Sie gelten jedoch immer noch als Schönheitsideal unter allen Männern der Sukkubus. Seine Haut ist schuppig und schillert in fast jedem Licht wie ein Amethyst.
Dazu wachsen ihm am Kopf schwarze Haare. Seine kleinen spitzen Hörner sind mit etwas Gold beschmückt. Dies ist seine Krone als Lord. Er ist ein hervorragender Diplomat. Deshalb wurde er von Lady Emmas erwählt.
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Nun ist er hier, um ihren Wünschen nachzukommen und das Wort an seinen König zu richten, ihn wieder auf den rechten Pfad zu führen: "Mein Lord, Eure Tochter ist ein Mischling und das ist sehr offensichtlich. Wir können es nicht verschleiern. Bald ist ihr Namenstag. Sie wird sich dem Volk präsentieren müssen. Das Volk war schon entsetzt als ihr die ehemalige Königin Anastina ehelichtet. Seit Anfang der Zeit müssen Familien aus reinrassigen Mitgliedern bestehen: Dämon zu Dämon, Sukkubus zu Sukkubus, Werwolf zu Werwolf, Vampir zu Vampir und Dunklen Tiermenschen zu den Dunklen Tiermenschen. Dieses Gesetzt ist seit dem ersten Dämonenkönig in unseren Gesetzen verankert. Das war vor 600 Jahren. Sonst wäre dieses Reich nicht entstanden und es wäre gegen die Menschen gefallen. Es..."
"Genug!", brüllt der Dämonenkönig, springt auf und geht langsam und bedrohlich auf den Lord zu. Dabei fordert er den Lord wütend auf weiter zu reden: "Kommt zum Punkt, was wollt ihr mir damit sagen!"
Er hebt den Zeigefinger. Mana manifestiert sich in Form von Magie. Blut fließt aus dem Finger des Dämonenkönigs und bildet ein großes hammeränhliches Gebilde. Dann bewegt sich dieses Gebilde über den Lord. Nur noch ein kleiner Rinnsal von Blut verbindet den Finger und diese Waffe.
Das Ganze hat gerade mal zwei Sekunden gedauert. Es fließt immer noch Blut in den “Hammer”, sodass dieser wächst.
Bevor der Dämonenkönig seinem Untergebenen den Erdboden gleich macht, meldet sich der Lord der Vampire, Lord Simon, zu Wort. Im Gegensatz zu seinen Vorrednern ist der Vampir eher von heller Hautfarbe. Sein Muskel bepackter Bauch ist in ein helles grau getaucht.
Aber auch er hat die für das Dämonenreich typischen rabenschwarzen Haare. Er trägt eine lange schwarze Hose und einen Mantel dazu. Diesen hat er nie zugeknöpft.
Nun aber steht er auf. Langsam durchquert er den Raum. Er nimmt die ersten zwei Stufen bedächtig. Er steht nun genau eine Stufe unter dem König. Dann kniet er nieder und streckt die Hände mit einem Papier nach vorn.
"Mein Lord, auf diesen Stück Papier findet ihr unsere Unterschriften. Wir wollen, dass ihr entweder ein Dämon ehelicht und einen neuen Erben schafft oder ihr einen Dämon adoptiert und zum Erben erwählt. Tut dies für das Reich und die Zukunft eurer Dynastie. Nur die Rasse der Dämonen darf den Dämonenkönig stellen. Und eure Tochter ist dies nicht genug"
Der Dämonkönig wird noch röter, als er ohnehin schon ist. Er brodelt vor Zorn. Wie kann diese halbe Portion es nur wagen. Seiner Familie auch nur anzudrohen, dass sie nicht mehr fähig wäre zu herrschen.
Nur weil er seiner Liebe zu seinem Glück gefolgt ist. Dies ist eine Freiheit, die er seinem Volk schenken wollte. Es leiden alle unter diesem Krieg. Alle Fähigen ziehen in den Kampf für die Sicherheit ihrer Völker. Er als Herrscher wollte dieses Gesetzt abschaffen, nachdem er seine wahre Liebe fand.
Es war diese persönliche Beziehung die ihn als Prinz in der Armee überleben lassen hat. Königin Anastina, damals noch eine einfache Soldatin des Versorgungszuges, hat ihn immer wieder aufgebaut und Mut gemacht.
Er ließ sie in seine persönliche Kampfgruppe wechseln. Sie haben sich in vielen erfolgreichen Schlachten als die Drachenschlächtertruppe bekannt gemacht. Sie sind zu lebendigen Helden geworden.
Alle in dieser Truppe gehörten zu der Elite des Reiches. Heute sind sie fast alle hohe Generäle geworden oder schon im verdienten Ruhestand. Doch Anastina blieb an seiner Seite, erst als Freundin und später als seine Frau. Sie sind gemeinsam durch Höhen und Tiefen gegangen.
Sie wollten dieses Gesetzt abschaffen und waren auf einem guten Weg. Viele aus dem Volk stimmen dem neuen Vorschlag zu und ihre Beliebtheit stieg. Die Königin sorgte für echte Liebe unter seinen Untertanen.
Viele neue Familien gründeten sich. Dann, als es aber zum Verkünden des neuen Gesetztes kam, kam heraus dass die Königin schwanger ist. Also wurde die Verkündigung des Gesetzes auf ihren Geburtstag verschoben.
Wenn die neue Prinzessin auf die Welt kommt, werden die alten durch die neuen Gesetze ersetzt. Doch es entstand nur Chaos und eben diese neuen Familien, die sich aus reiner Liebe gründeten, nun um ihr Existens Recht kämpfen müssen.
Wie kann er es nur seinem Volk und seiner geliebten Familie rechtmachen. Seine Frau ist bei der Geburt ihres Kindes gestorben und er konnte nur seine Tochter mit seiner Magie retten. Ihr fehlten ein Fuß und ein starkes Herz. Beides war noch nicht vollausgebildet.
Mithilfe seiner Körpermanipulationsmagie trennte er Zellen von sich selbst ab und bastelte daraus einen Fuß für sie. Anastina gab ihr teile ihre Herzen.
Für ihn blieben keine bleibenden Schäden und seine Tochter ist nun völlig gesund.
Königin Anastina lag währenddessen im Sterben und war berührt von dieser Geste. Ihre letzten Worte halten im immer noch durch den Kopf: "Mein König, ich liebe euch und unsere Tochter. Mein Teil lebt nun in ihr. Schützt sie. Sie wird uns in eine glänzende Zukunft führen. Und ich werde.. für .. immer .. bei .. euch sein.. und wachen..."Dann schlief sie ein und tat ihren letzten Atemzug. Diese Worte ziehen ihm seit mehr als 10 Jahren durch seinen Kopf.
"Mein Lord?", fragt Lord Simon vor ihm, "Geht es euch gut?" Erst jetzt wird ihm klar, dass er seit mehreren Minuten in seinen Gedanken versunken war. "Ich nehme euren Wunsch an mich.", erwidert er säuerlich, streck seine freie Hand aus und nimmt die Schriftrolle.
Ebenso fließt das Blut in seinen Körper zurück. Der Dämonenkönig löst seine Magie auf. Lord Devud atmet leise auf. "Mein Lord, bitte denkt darüber nach.", gibt die Lady der Dunklen Tiermenschen der Bitte Nachdruck.
Der Dämonenkönig sieht in viele besorgte Gesichter. "Ich werde darüber nachdenken.", sagt er schließlich und legt das Papier auf einen kleinen Tisch.
Die Prinzessin aber klettert durch die Lüftungsschächte zurück in ihr Zimmer. Ihr laufen Tränen über ihr Gesicht. sie kann gar nicht anders als sich selbst zu verfluchen. Sie macht seit ihrer Geburt nur Probleme.
Ihre Hauslehrer schimpfen über sie und ihre Unfähigkeit. Im Gotteshaus ist sie auch nicht erwünscht. Der Priester warf ihr vor: du darfst gar nicht existieren. Sie hat keine Freunde oder niemanden der sie auch nur im Ansatz mag. Nur ihr Vater kämpft für sie.
Endlich hat sie ihr Zimmer erreicht. Sie krabbelt aus dem Schacht und rennt zu ihrem Bett. Dort schnappt sie sich das erst beste Kissen. Sie erhebt ihre Hand und bildet daraus eine Faust.
Dann schlägt sie immer und immer wieder auf das Kissen ein Dabei rennen ihr Tränen über das Gesicht. Ihr Hass, ihre Wut und ihre Trauer. All ihr Leid liegt in diesen Schlägen. Ihre Magie spielt nun auch wieder verrückt. Unbewusst verändert sie ihre Zellen, sodass ihre Hand anschwillt und immer größer wird. Ihre Finger werden immer Spitzer und mit Krallen bestückt. Es dauert nicht lang, da bleiben von dem Kissen nur noch Fetzen übrig.
Ihr schluchzen und weinen wird immer lauter. Ihre Schläge werden langsamer und kraftloser. Sie lässt sich auf ihr Bett fallen. Ihr Gesicht landet im nächsten Kissen.
Dann lässt sie einen Schrei frei der fast die ganze Residenz erzittert. Sie liegt dort allein. Ganz allein verlassen von allen. Doch in ihrem Herzen ist etwas. Es hält sie warm und geborgen. Mit diesen Gedanken fällt sie in einen Traumlosen Schlaf.