Es war bereits früher Nachmittag, als ich das Lager wieder verließ. Der durchaus angenehme Tag spät im Mai schien mir wohlgesonnen, denn es wehte noch immer kein Wind. Ich duckte mich entlang der Hecke, bis ich wieder an der Straße war. Ich spähte um die Ecke und die Straße war frei. Ich rannte geduckt auf den Bahndamm zu. Als ich bei diesem ankam und auf der gegenüberliegenden Seite ein wenig ausruhte, spähte ich über die Gleise.
Genau in diesem Moment warf sich ein besonders großer “Berghüpfer” gegen das Tor, welches bereitwillig nachgab. Mein Geruch schien die Monster wirklich hungrig zu machen. Ich beschloss so viel Distanz zwischen sie und mich zu bekommen, wie nur irgendwie möglich war und setzte meinen Weg geduckt fort. Nachdem ich durch das Industriegebiet hindurch war begann Vegetation beidseitig der Schienen meinen Weg zu beschatten und mich gleichzeitig vor eventuellen Räubern abzuschirmen. Als ich eine weitere Stunde gewandert war, beschloß ich, dass der Hügel an dem ich vorbei kam perfekt für eine Pause wäre. Meine Seite des Hanges war durch relativ dichte Büsche gut geschützt. Ich lehnt mich gegen einen Baum und ließ alles noch einmal Revue passieren.
Mein Tag war von relativ ok in in nur ein paar Minuten zu absolute Katastrophe eskaliert. Gottseidank, kam ich bislang ungeschoren davon, was man von dem armen Jan nicht behaupten konnte. Ich ärgerte mich darüber, dass ich ihm nicht beigestanden hatte, aber er war zu weit weg gewesen, und ich wusste nicht wogegen ich hätte antreten müssen. Als die Anspannung von mir abfiel, bahnte sich die Erschöpfung einen Weg und ich nickte ein.
Ein knacken ließ mich jäh erwachen. Ich griff nach meinem Baseballschläger und duckte mich hinter einen Busch. Ich musste nur etwa eine Stunde geschlafen haben, denn die Sonne senkte sich nur langsam ihrem Bett entgegen. Als ich vorsichtig ein paar Äste des Busches zur Seite schob erkannte ich, dass dort im Schatten ein muskulöser Mann schnaufte und trampelte. Erleichtert richtete ich mich auf und wollte den Mann gerade begrüßen, als ich erkannte welchen Fehler ich gemacht hatte. Der “Mann” war etwas, das ich nicht anders beschreiben konnte als: ORK.
Unsere Blicke trafen sich und sofort erkannt ich, dass wir keine Freunde werden würden. Der grün behäutete Kerl ließ seine Fänge aufblitzen und nahm Kampfhaltung ein. Der fast zwei Meter große Koloss war muskelbepackt und stand dort wie ein Tiger, bereit zum Sprung auf mich. Ich hatte zwar das Gelände auf meiner Seite, da ich zum einen höher stand als das Monster, das ich bislang nur aus Spielen kannte, zum anderen konnte er nicht sehen, dass der Busch zwischen uns mit Efeu durchwachsen war, allerdings war er sicher weitaus erfahrener, als ich, wenn es um den Nahkampf ging. Der Blick aus den gelben Augen fesselte mich geradezu, als der Ork zum Sprung ansetze. ich beschloss, das die einzige Erwiderung auf ein solches Eindringen in meine Komfortzone nicht akzeptabel war. Ich erhob meinen Schläger, wie ein Profispieler der auf den Pitch wartet. Ich gebe gerne zu, dass ich zitterte als ich den Schläger leicht kreisen ließ.
Dann sprang das Monster auf mich zu. Ich holte aus und ließ den Schläger nach vorn schnellen. Die Sprungkraft meines Gegners hatte ich gnadenlos unterschätzt, denn anstatt direkt im Busch vor mir zu landen, beschrieb seine Flugbahn einen direkten Weg an mir vorbei. Genau das war, was dem Ork zum Verhängnis werden sollte. Offensichtlich kannte er Baseball nicht und mein Schlag traf den Teil seiner Anatomie, den er eigentlich gern behalten wollte. Mit einem feuchten Klatschen traf der metallene Schläger auf seine Kronjuwelen, als wäre das nicht genug Bestätigung fiel der Ork ungelenk und mit beiden Händen im Schritt zu Boden. Mein rechter Arm war von dem Schlag ganz taub aber ich zögerte trotzdem keine Sekunde. ich schlug dem Ork mehrfach auf den Kopf, bis er sich nicht mehr rührte. Seine Absicht mir gegenüber war eindeutig, also beschloss ich, dass einzig vernünftige zu tun und nahm aus einer Seitentasche meines Rucksacks eines der großen Survivalmesser, das ich dem Monster in den Hals stieß. Die erschlafften Muskeln der Monsters boten weniger Widerstand, als ich erwartet hätte. Allerdings war es auch weit schwere, als Filme es einen glauben ließen. Als ich das Messer nach vorn durch seinen Kehlkopf zog um sicherzugehen, dass er auf ewig liegen blieb sprudelte das Blut nur so durch die offene Wunde. Erschöpft, aus Gründen die mir nicht ganz klar waren ließ ich mich neben dem Leichnam zu Boden sacken.
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Plötzlich durchströmte mich eine nie gekannte energie und mein Körper wurde von goldenen Lichtpartikeln umhüllt. Eine Stimmer erschallte ohrenbetäubend aus dem Himmel.
“DAS SYSTEM WURDE AKTIVIERT! DER ABENTEURER ZERO STEIGT AUF!”
Ich schiffte mich fast ein, als die Computerstimme weitersprach:
“AB SOFORT WERDEN SÄMTLICHE BESCHRÄNKUNGEN AUFGEHOBEN. DAS SYSTEM ERKENNT, DASS SEIT DER LETZTEN DEAKTIVIERUNG 807 UMLÄUFE VERGANGEN SIND.
ANPASSUNG AN AKTUELLEN ENTWICKLUNGSSTAND DER ZIVILISATION……..ABGESCHLOSSEN.
TECHNOLOGISCHES ZEITALTER ERKANNT.
DEAKTIVIERE MAGIEDÄMPFER….. ABGESCHLOSSEN.
AKTIVIERUNG DES BABYLON-PROTOKOLLS ZUR UMGEHUNG DER SPRACHBRARRIEREN…… ABGESCHLOSSEN.
DAS SYSTEM GIBT ALLE RESSOURCEN FREI….
ABSCHLUSS DER REAKTIVIERUNGSSEQUENZ.”
“Was zur Hölle hat das denn zu bedeuten?”, rief ich, bevor mir klar wurde, dass durchaus noch mehr der Orks in meiner Nähe sein konnten. Dann öffnete sich wie in einem Anime ein Systemfenster vor meiner erhobenen Hand. Das blau hinterlegte Fenster erinnerte mich an ein Spiel aus den späten Neunzigern. Das Fenster zeigte mir ein Foto von mir und daneben meinen alten Gamertag: Zero.
Zero
Level 3
Keine Klasse
HP: 300
Mana: 200
Stärke: 15
Ausdauer: 10
Geschicklichkeit: 15
Intelligenz: 20
Weisheit: 12
Charisma: 12
Glück: 10
Keine Fähigkeiten
Inventar: Leer
Ausrüstung:
Baseballschläger
Zusammenfassend war ich also ein neuer Abenteurer in irgendeinem Spiel. In der realen Welt. WAS. ZUM. TEUFEL?