Das Lager der Children of Nero war nicht das, was Aurelia erwartet hatte. Den Gesprächen mit Mary nach hatte sie eine Untergrund Basis vorgestellt die bereit war sich allem entgegenzustellen, mit höchster Untergrund Technik, gefährlichen Cyberpunks und ähnlichem. Die Wahrheit war deutlich ernüchternder. Ein paar alte Cyberdecks, einige junge Leute die allesamt maximal 20 waren und kaum Waffen oder Cybernetics, alles in einem heruntergekommenen Lager mit löchrigem Dach. Das scheinbar einzige Mitglied der Children, mit Augs, war ein dünner Punk im Rollstuhl, der einen Neural Anschluss hatte, der ihn als Cybermancer auszeichnete. In Aurelias Kopf hörte sie Raya mit ihrer gewohnt neutralen Stimme sagen: “Das ist sogar noch enttäuschender las ich erwartet hatte.” Mary schien nicht zu bemerkten, wie Aurelia sich fühlte und ging quer durch das ehemalige Lagerhaus und stellte jeden vor. Aurelia hörte kaum zu, lediglich bei dem Cybermancer merkte sie sich den Namen. Sarvoz, seltsamer Name für einen seltsamen Typen.
Wer würde jemals einen Krüppel als Cyberpunk ernst nehmen. Selbst als ein Deep Dive Cybermancer der zu 90% der Jobs in einem speziellen Stuhl saß, musste man abundzu nach draußen und im Feld arbeiten. Und die wenigsten waren Deep Divers. Aurelia versuchte neutral dreinzublicken und sich nicht anmerken zu lassen, was sie von dieser Gruppierung hielt. “Also es ist nicht das beeindruckendste, ich weiß”, meinte Mary in diesem Moment, “aber ich sag dir, wir sind auf dem Weg nach ganz oben.” Die meisten von uns sind jedoch keine Kämpfer, dafür bräuchten wir jemanden wie dich. Ich alleine komme mittlerweile an meine Grenzen, ich kann nun einmal nicht überall gleichzeitig sein.” Aurelia blickte sich noch einmal um und fragte dann zweifelnd “Auf dem Weg nach ganz oben? “ “Ja, ich verstehe dich schon, aber glaub mir, dass hier ist nicht repräsentativ. Ich und Sarvoz sind eigentlich die Gruppe, aber ich habe vielen Angeboten sich anzuschließen, einfach nur damit sie ein wenig sicherer sein können.” Aurelia fiel es von Sekunde zu Sekunde schwerer sich nicht ansehen zu lassen, was sie von der ganzen Sache hielt. “Also Aurelia. Du hast gesehen, wie ich arbeite. Stell dir mal vor wie effektiv wir wären, wenn wir beide zusammen die Aufträge erledigen würden.” Raya meldete sich “Aurelia. Ich habe gerade das Netzwerk hier überprüft und kann dir garantieren, dass der Schein trügt. Dieser Ort ist durchaus in der Lage sich mit den Basen größerer Gangs zu messen, was die Sicherheit angeht, besonders durch die Fähigkeiten Sarvoz’s. Er scheint in der Lage zu sein, wie Anarchy Mary bereits berichtet hatte, auf Augs zu zu greifen, ohne vorher physischen Kontakt aufgebaut zu haben.” Aurelia setzte sich langsam und bedenklich auf eine alte durchgesessene Couch und überlegte. Nach einigen Sekunden blickte sie hoch zu Mary und meinte “Nagut. Ok. Ich habe wohl sowieso nicht viel andere Möglichkeiten im Moment. Aber ich werde den Ort hier ein wenig mit Schutz versorgen, der nicht nur im Net ist.” Mary’s Augen leuchteten und sie rief den anderen zu sie sollen eine Newcomer Party vorbereiten. Danach drehte sie sich zu Aurelia und fragte: “Und was genau hast du im Sinne, was den Schutz angeht?” Aurelia erhob sich und ging durch das Lagerhaus. “ Hey Raya, was hast du so alles im Angebot, was hier helfen würde?” “Ich kann dir Zugriff auf die Selbstschussanlagen Kategorie für 100 Coins geben. Daraus empfehle ich dir die T34 Selbstschuss Turm Anlage für 75 und das Autonome Waffengesicherte Überwachungssystem für 50 empfehlen. Um das Gebäude vollständig abzudecken, wirst du insgesamt 400 Coins investieren müssen, für 2 T34 und 3 Überwachungssysteme.” Aurelia blieb stehen. ”Autsch. Das ist echt eine Menge Raya.... Gibt es nicht etwas günstigeres?” “Das gibt es. Jedoch würdest du für geringere Selbstschussanlagen insgesamt einen ähnlichen Preis bezahlen, da du deutlich mehr benötigen würdest. Zudem wären diese weniger stark in der Durchschlagskraft und müssten häufiger nachgeladen werden.” Sie musste einen Moment überlegen. Sie hätte danach nur noch 20 Coins. Das würde ihre und Mary’s Munitionskosten decken und dann ebenfalls verbraucht sein. “Hey Mary,” fragte sie schließlich “Gibt es in der Gegend Gangs die Probleme machen? Ich würde ein paar Leute als Kanonenfutter brauchen.” Mary blickte sie entgeistert an. “Äh. Nein, also...” Mary lief zu Aurelia und im Flüsterton sagte sie “Bist du Wahnsinnig. Hier sind gewöhnliche Normalos, du kannst sowas nicht vor denen raushauen. Aber ja. Es gibt einige Dealer in der Nähe, die ich bisher nie in Angriff nehmen konnte, ohne die Vergeltung durch deren Gang zu riskieren.” Aurelia blickte sie an “Perfekt. Dann lass mich kurz das Gebäude sichern und dann jagen gehen.” Aurelia drehte sich weg und ließ sich von Raya anweisen, welche die besten Positionen für die Geschütze waren. Die Kosten taten zwar weh, aber sie würde ja bald mehr bekommen. Mary ging währenddessen hinüber zu einigen der verschreckt aussehenden Leute und schien sie beruhigen zu wollen. Nach einigen Minuten rief der Cybermancer Sarvoz etwas in Aurelias Richtung. “Hey Neue, dein Gewissen oder so hat gerade mit mir geredet und mir Zugriff auf das neue Sicherheitssystem gegeben. Sag ihr Danke, das System ist der absolute Wahnsinn.”
Aurelia dachte an Raya und hörte darauffolgend ihre Stimme “Ich habe mich mit dem von dir schlechtgeredeten Jungen dort drüber bereits ein wenig angefreundet. Er hat eine sehr seltsame Art mit dem Net umzugehen. Es scheint, als hätte man ihm die korrekte Technik des Cybermancens nie beigebracht, er arbeitet nach seiner Intuition und Instinkten. Du solltest dich mit ihm gut stellen, Er scheint mehr als nur ein gewöhnlicher Mensch zu sein.” Aurelia blickte zu dem Jungen in seinem Rollstuhl hinüber und fragte sich was genau Raya meinte. Cybermancer waren für die meisten Menschen wie eine Art Magier, unverständlich und mysteriös, so auch für Aurelia. Sie entschied, dass sie Raya nachher dazu ausfragen würde, doch zuerst kam die Jagd. Sie nahm ihre Railgun vom Rücken und überprüfte sie. Besorgte sich für diese und ihre Zweitwaffe Munition für 5 und 10 Coins und für die restlichen 5 Coins beschaffte sie noch extra Munition für Mary. “Hey Raya, wie wäre es, wenn du mich mal drüber informierst was du so im Hintergrund machst, wie das mit Wheels da drüben. Ich habe noch immer keine wirkliche Ahnung, was du kannst. Oder... ob du böse oder sowas bist”, dachte Aurelia in die Richtung ihrer unsichtbaren Begleiterin. Welche direkt antwortete:” Dein Gehirn würde von der Menge an Daten im wahrsten Sinne des Wortes explodieren. Aber ich verstehe, was du meinst. Ich werde es in Zukunft beachten, dass du nicht selbst bewusst genug bist, um den Gedanken zu ertragen, deine KI würde mit anderen kommunizieren.” Aurelia blieb inmitten ihrer Bewegung stehen. Wie zur Hölle hatte Raya es geschafft ohne wirkliche Stimme sarkastisch zu klingen? “Ach Klappe du Computer, ich bin super selbst bewusst. Ich will nur nicht, dass du anfängst gegen mich zu plotten.” kam schließlich von ihr. Raya wartete einen Moment und deaktivierte dann alle Cyberware und Stims in Aurelia gleichzeitig und fragte: ”Bist du dir sicher du könntest mich aufhalten, wenn ich gegen dich gehen würde?” So schnell die Implantate deaktiviert waren und die Stims nicht mehr wirkten, war alles wieder online. Aurelia saß sich auf, nachdem ihr mechanisches Bein einfach kollabiert war und hustete. Alle Stims auf einmal zu verlieren war, als hätte man sie mit einer Kriegsdrohne erschossen. Und nicht die kleinen niedlichen. Mit Mühe stand sie auf und versuchte, vergeblich, sich nichts anmerken zu lassen, denn fast alle um sie herum starrten besorgt zu ihr herüber. “Alles Gut!”, rief sie den anderen zu und richtete dann das Wort an Raya direkt: “Fuck ey, es hätte gereicht nur ein Implantat oder so zu deaktivieren. Mir tut alles weh.” “Ich hätte weitaus schlimmeres machen können, aber ich möchte dir weder schaden noch dich zu sehr verärgern. Immerhin bin ich eins mit dir.” kam direkt zurück, während Aurelia wankend auf ihren Beinen stand und darauf wartete, dass ihr Körper sich beruhige. Wer hätte nur denken können, ein allwissendes super Ding, Geist, Roboter, in seinem Kopf verankert zu haben, sei problematisch. Aber zumindest waren die Waffen, die sie hatte, super. Welche Aurelia direkt noch einmal überprüfte, bevor sie sich auf den Weg aus dem Hideout heraus machte. Die platzierten Geschütze surrten leise, während sie ihren jeweiligen Ziel Raum permanent scannten und das leise Reden der anderen verschmolzen damit in ein beruhigendes Hintergrundgeräusch, das Aurelia für einen kurzen Moment genoss. Seit dem Angriff auf das Kloster war nicht viel Zeit vergangen. Sie würde sehr bald richtig rasten müssen. Aber erst Schutz. Hier waren Leute, die sie brauchten und obwohl sie es nicht zugeben würde, wollte sie alle hier beschützen.
Das Wetter draußen war noch immer klar und sonnig und dementsprechend warm. Die vielen Gebäude auf engem Raum vervielfältigten diese Wärme um einiges, sodass Aurelia schon sehr bald in ihrem Habit ins Schwitzen geriet. Vielleicht sollte sie Raya fragen, ob es eine Art Mini Klimaanlage oder etwas in dieser Richtung gab. Wäre vor allem in den kommenden Sommer Monaten sehr hilfreich. Sie ließ sich von einem Ping auf ihrem HUD in die Richtung lenken, in welcher scheinbar einige problematische Dealer ihr düsteres Geschäft mit dem Leben und Wohlsein der Schwachen nachgingen. Aurelia platzierte sich an einer Straßenecke die kaum Platz für einen Gehweg übrig ließ und deshalb kaum von anderen genutzt wurde. Sie würde sich die Sache erst einmal anschauen, Sie hatte im Moment keine Coins mehr übrig, sollte sie also verletzt werden, könnte sie sich nicht heilen, zumal sie immer noch die Verletzungen des bisherigen Tages hatte, wenn auch einiges durch diese verdammte Riesenspritze verheilt war.
Die Dealer, es waren drei, standen an derselben Straße, nur etwa 300 m voneinander entfernt, doch einer von ihnen bewegte sich gerade auf seinen Nachbarn zu. Aber das waren nur die Fronten für die echten Dealer. Hinter allen Positionen saßen, im Schatten versteckt, Gang Mitglieder in den gleichen Farben alle in hochwertiger Kleidung als jeder andere in diesem gesamten Stadtteil. Alle 30 Minuten gaben die kleineren Gang Banger die Einnahmen an ihre Leutnants und bekamen mehr Drogen zum Verkaufen. Vermutlich war das System für den Fall gedacht, dass einer der Dealer überfallen wurde, oder sich aus dem Staub machte. Clever. Aurelia platzierte sich an ihrer Unauffälligen Straßenecke noch ein wenig tiefer im Schatten und für die nächsten vier Stunden beobachtete sie alles, was hier vor sich ging, während Raya ihr in kurzen Intervallen alles berichtete, was es in den Umliegenden Kameras zu sehen gab.
Am Ende ihrer Scouting Mission war Aurelia eines klar. Diese Straße gehörte ein und demselben Typen einer Gang, die sich Playaz nannte. Die offen handelnden Dealer bekamen ihre Drogen für den Verkauf von Versteckten Vorgesetzten, an welche sie auch die Einnahmen weitergaben, diese passierte im halbe Stunde Takt. Im zwei Stunden Takt wurde der vermutlich Haupt Dealer in einem tiefergelegten Luxusauto durch diese Straße gefahren, die Leutnants gaben das bisher gesammelte Geld an die Dealer, welche wiederum am Auto vorbeiliefen und es in ein geöffnetes Fenster gaben. Wer auch immer das war, schien verantwortlich für diese und andere Straßen zu sein und war vertrauenswürdig genug das gesamte Geld zu sammeln. Rayas Nachforschung nach waren die Oberhäupter der Playaz zwei oldschool Gangster, die sich Flex und Raffie nannten. Unter ihnen gab es 4 weitere, die das ganze System am Laufen hielten. Aurelia wettete ihre gesamte Ausrüstung darauf, dass der im Luxuswagen einer dieser vier war. Die Gang hatte gerade mal etwa 35 feste Mitglieder, laut Rayas Einschätzung.
Aurelia wartete also weitere zwei Stunden bis sie den tiefen, edlen, komplett schwarzen Wagen in der Ferne in ihre Straße einbiegen sah. Das war ihr Zeichen. Auf leisen Sohlen bewegte sie sich im Schatten der Gebäude entlang in eine Seitengasse aus der, laut Raya, sie den ersten, Dealer mitsamt Leutnant von hinten erreichen konnte. Sie wartete, bis ein Kunde sein Geschäft machte und sich wegbewegte, bis sie mit ihrem Blender zwei Schüsse abfeuerte. Die zwei Projektile verließen nacheinander den Lauf, indem sie in den Dealer und seinen Boss teleportiert wurden, um dort den Körper von innen in Stücke zu reißen. Sie hatte auf die Herzen gezielt um einen Todesschrei, der auf sie aufmerksam machen würde zu vermeiden, jedoch stellte sich heraus, selbst wenn ihre Waffe wortwörtlich die Munition in den Gegner teleportierte, war sie immer noch zu schlecht im Zielen, um ihren Plan so umzusetzen wie erhofft. Der Dealer war sofort tot, der Leutnant jedoch nicht, er schrie sich die dunkle, befleckte Seele aus dem Leib, während das Blender Projektil seine Bauchhöhle zerfetzte. Nach wenigen Sekunden war auch er still, aber die anderen waren nun alarmiert. “Ach scheiße man, ich hatte es so schön geplant” murrte Aurelia während sie auf ihr Exodus Gewehr wechselte und auf die Straße sprintete. Der Wagen hatte die Fenster geschlossen und raste geradewegs auf sie zu. Aurelia kniete sich hin und ließ das Gewehr, in Kombination mit ihrem neuen Auge und Raya, den Job des Zielens übernehmen. Sieh sah durch die Zielvorrichtung wie das Fadenkreuz sich direkt zwischen den Augen des Fahrers befand. Sie drückte ab. Der Rückstoß der Waffe drückte ihr das Gewehr in die Schulter hinein. Sie würde sich erst noch daran gewöhnen müssen. Doch durch das Visier sah sie wie der Fahrer geradezu explodierte und das Lenkrad dabei verriss. Der Wagen krachte mit hoher Geschwindigkeit in eine Wand und blieb dort stehen. Das hintere Fenster öffnete sich leicht und ein Lauf blickte heraus. Bevor Aurelia eins und eins zusammenzählen konnte, bewegte sich auch schon eine Salve an Maschinenpistolen Kugeln auf sie zu. Sie konzentrierte ihre ganze Kraft auf ihre Beine und ließ Exodus los, um sich nach links hinter einen überlaufenden Müllcontainer zu stürzen. Die Kugeln schlugen exakt dort ein, an der Aurelia vor einer Sekunde noch war. Sie nahm ihren Blender und versuchte die flüchtenden Dealer noch zu erwischen, aber traf nur einen der Leutnants, alle anderen entkamen. Da sie die Person im Wagen nicht sehen konnte, war ihre Futuristische Pistole leider unnütz. Also sprang sie von Deckung zu Deckung während Kugeln um sie herum regneten. Sie spürte wie sich drei dieser Kugeln in ihre Seite bohrten, als sie den letzten Sprung auf den Wagen zumachte. Sie landete auf dem Dach und musste sich abrollen, um nicht direkt wieder herunterzufallen. Die Wunde schmerzte, aber sie war sich bewusst, dass sie weiter abbekommen würde, wenn sie den Typen nicht schnell ausschaltete. Sie riss die Linke hintere Tür auf und rollte sich daraufhin auf der rechten Seite herunter. Wie geplant war der Schütze auf die offene Tür fokussier und konzentrierte sein Feuer dort hin. Als Aurelia das leise Klacken eines leeren Magazins hörte, riss sie die Tür auf und packte den locker 250 Kilo wiegenden Boss aus seiner fahrenden Festung. Ohne ihre Körper Verbesserungen wäre weder der Weg hierher noch das Herausziehen möglich gewesen. Sie würde nachher noch Raya dafür danken müssen. Mit einer schnellen Drehung warf sie den Fettsack über sich auf die Straße und schnappte sich seine MP. Es war eine unscheinbar aussehende Waffe, klein, handlich aber mit überraschend langem Magazin. Sie warf die Waffe beiseite und stürzte sich auf ihre Beute. Mit ihrem neuen Arm hämmerte sie auf ihn ein, bis sein Gesicht nur noch eine unidentifizierbare rote Masse war. Dann schlug sie noch ein paarmal weiter zu. Um sicher zu gehen.
Support the author by searching for the original publication of this novel.
Als sie sich daraufhin erhob, spürte sie den durchdringenden Schmerz ihrer Wunde, sie konnte sich aber noch nicht entspannen und darum kümmern. Sie zog ihren Blender aufs Neue und blickte sich um. Doch die Straße war vollkommen verlassen, bis auf die von ihr erlegten Playaz. Immer noch unter Adrenalin stehend sprang sie auf den zerstörten Wagen und blickte sich genau um. Aber es war tatsächlich niemand da, um sie anzugreifen. Würde sich vermutlich sehr bald ändern. Also weiter gehts. Aurelia holte sich von allen Leichen und einem versteckten Fach im Wagen das Geld und die Drogen. Die Drogen würde sie bei Gelegenheit entweder in ein Feuer oder einen Fluss werfen. “Aurelia. Ich empfehle dich zu heilen.” “Ja, ja, ist ja gut” “Nano Heilungseinheit erworben. Noch 350 Coins verbleiben.” Warum die Zahl so hoch war, kam ihr nur im hintersten Teil ihres Kopfes in den Sinn, eine Frage für nachher. Die Box mit der heilungseinheit erschien direkt vor Aurelia und sie zwang sich diese zu öffnen. Die Nadel verursachte wie zuvor eine Panik. Noch etwas, woran sie arbeiten musste. Mit fest zusammen gepressten Augen injizierte sie sich mit den Nanoteilchen, die umgehend ans Werk gingen. Es dauerte eine Weile bis sie fertig waren, doch als sie ihre Arbeit endlich getan haben, war auf Aurelias Haut keine einzige Narbe zurückgeblieben.
Aurelia erhob sich langsam und bewegte sich auf ihr Gewehr zu, welches noch immer inmitten der Straße lag. Mit ihrer Waffe wiedererlangt, bewegte sie auf einen Durchgang zu, der es ihr ermöglichte, die Straße im Blick zu behalten, um sicher zu gehen niemand würde sofort zurückkommen. Wie sich herausstellte war ihre Sorge berechtigt. Eine Gruppe aus sieben Gang Soldaten, gekleidet in billige Kampfvesten und mit Sturmgewehren ausgerüstet, die scheinbar vor 3 Jahrzenten das letzte Mal gewartet wurden, bewegte sich langsam auf den Wagen zu. Als sie die Leichen ihrer Kollegen und ihres Bosses sahen, begann ein lautstarker Streit, darum wer die Nachricht überbringen müsse und wer hierfür verantwortlich war. Aurelia wartete in ihrem kleinen Durchgang ab, bis sich die Soldaten alle beisammen um die Leiche neben dem Wagen eingefunden hatten. Leise flüsterte sie “Raya. Ich brauche etwas für den Nahkampf, ich will etwas versuchen.” “Bitte töte dich nicht bei dem Versuch deinen unterdrückten Wünschen als Schauspieler für Action Filme nachzukommen. Und ich empfehle Das Schwert Gladio Inanis. Es kommt aus deinem Sternenwächter Katalog und kostet 300 Coins. Es ist ein Katana förmiger Rahmen in dem ein Mikro Portal in ein schwarzes Loch erschaffen wird, das die Klinge bildet.” “Erstens. Leck mich. Zweitens, Fuck yeah das will ich” antwortete Aurelia sofort. Das Schwert war beeindruckender, als sie sich es vorgestellt hatte, es wirkte wie ein altmodisches japanisches Schwert mit komplett Schwarzer klinge die die Realität um sie herum leicht verzerrte. Der dunkel Violette und Schwarze Griff vollendeten den Look. “Oh yeah, das wird lustig” murmelte sie, während sie sich darauf konzentrierte mit hoher Geschwindigkeit auf die streitenden Soldaten zu zu rennen. Noch bevor einer von ihnen bemerkte wie eine Nonne mit Sci Fi Schwert auf sie zu schoss, glitt Gladio Inanis durch die ersten beiden hindurch ohne auch nur den leisesten Widerstand. Mit einer schnellen Drehung bewegte Aurelia sich auf den nächsten Soldaten zu und ließ die Kling herumfahren. Einer der Soldaten war wohl vor Schreck gestolpert, denn bevor Aurelia ihr Ziel halbieren konnte, fiel ein Soldat direkt in ihre Bewegung und wurde von seinem unteren Torso getrennt, bevor das eigentliche Ziel fiel. Nun hatten die Soldaten scheinbar verstanden was passierte, denn die verbleibenden drei erhoben fast gleichzeitig ihre Waffen und begannen wild drauf loszufeuern. Aurelia duckte sich und katapultierte sich in die Richtung des gegenüber stehenden Soldaten und trennte diesem die Beine ab, bevor sie in einer Wilden Drehung, die ihren Habit um sie wehen ließ, die letzten beiden tötete. Der Beinlose schrie vor Schmerz und warf seine Waffe zur Seite und in schriller Stimme rief er:” Scheiße man, bitte bitte, nicht. Ich bin nur ein nobody, du hast mich doch schon bestraft. Bitte. Ich habe Familie, mein Kind braucht Medizin, deswegen bin ich hier.” Aurelia drehte sich zu dem blutenden Playaz Mitglied. Sie blickte an ihm herunter und antwortete: ”Ok. Ich werde dich nicht töten. Du kannst davonkriechen.” Mit diesen Worten drehte sie sich auf dem Absatz um, deaktivierte ihr Schwert und hing es sich an den Gürtel, der mittlerweile unter dem Gewicht ihrer anderen Ausrüstung zu reißen begann. Sie würde sich also als nächstes etwas wie einen taktischen Gürtel, oder ein Militär Geschirr kaufen müssen. “Aurelia. Dieser wird nicht überleben, spätestens am Ende der Straße wird er verblutet sein.” meinte Raya in ihrer kalten Stimme. “Ich weiß. Aber soll er sich doch Hoffnung machen.” antwortete Aurelia knapp.
Der Weg zurück in das Hideout der Children of Nero war still und gab Aurelia Zeit nachzudenken. Sie war sich durch aus im Klaren, dass ihre Taten wohl kaum als gut oder auch nur akzeptabel anzusehen waren. Es gab immer Möglichkeiten Situationen, ohne zu töten zu klären. Aber sie musste sich eingestehen, dass sie darauf aus war, zu töten und zu vernichten. Es ging gegen alles, woran sie glaubte, aber sie bereute es kein Stück getan zu haben was nötig war, um Leute auszuschalten, die eine Gefahr für alle waren. Das Schlimmste an der ganzen Situation war jedoch, wie sehr sie das Töten genoss. Sie wusste seit Jahren schon, dass sie eine grausame Ader hatte, aber die Menge an Freude, die sie erlebt hatte, während sie kämpfte, war geradezu erschreckend. Naja. Für die meisten. Raya schien zufrieden mit ihr gewesen zu sein. Und sie selbst fühlte sich vermutlich nur deshalb schlecht, weil sie die letzten Jahre von der Kirche der heiligen Maria indoktriniert wurde. Ihrer Lehre nach musste man auch manchmal schlimmes tun, um Menschen zu helfen, aber man müsse es mit Demut und innerem Schmerz machen.
Aurelia atmete tief durch und setzte sich an eine Wand gelehnt. Seit wann hatte sie derartige Gedanken? Und warum ausgerechnet jetzt? Sie hatte im Moment nicht die nötige Zeit oder Ruhe, um sich mit philosophischem Schwachsinn abzugeben. “Raya, wie sieht denn mein Kontostand im Moment aus und warum habe ich so viele Coins vorhin bekommen?” “100 Coins. Und Du hast durch die Beschädigung des Fahrzeuges sowie der Zerschlagung der dort vorgehend Drogenoperation zusätzliche Coins erhalten. Gern geschehen” Sachschaden bringt also auch Moneten. Gut zu wissen. Frage war nur. Was jetzt. Die Gang wird vermutlich nicht allzu lange brauchen, um zu merken, dass mit den Mitgliedern hier etwas nicht stimmte. Sollten sie der Meinung sein die Children of Nero, die in der Nähe ansässig waren, seien die Täter, würde es zu einem Massaker führen. Also Zeit den Rest der Playaz zu finden. Aurelia erhob sich, hing sich ihre Railgun um die Schulter und blickte die Straße herab. Bald würde wohl einer der Gang hierherkommen, um zu sehen was geschehen war. Dieser Jemand würde ihr zeigen, wo der Rest ist.
Es dauert fast eine ganze Stunde, bis ein Späher in die Straße kam, um zu checken was sich hier abspielte. Länger als gedacht. Aurelia hatte es sich auf dem Dach des zerstörten Luxuswagens gemütlich gemacht, mit einer Tasche, die sie bei einem der Dealer Leutnants fand in der sich nun jegliche Waffen befanden, die einst den Playaz gehörten. Würden sich bestimmt noch bezahlt machen, entweder um die Children auszurüsten oder aber ein paar Neo Euros mit dem Verkauf zu verdienen. Der Späher kam näher, bis er erkannte, dass Aurelia keine von Ihnen war. “Hey! Hände hoch! Wer bist du?!” rief er mit erhobenem Gewehr. Aurelia spielte mit, sie erhob die Arme und antwortete: “Ich hab die Leichen geplündert und wollte das Auto hier zerlegen und Teile verkaufen.” Sie rutschte die Seite des Wagens herunter, die Hände immer noch erhoben. “Sind das hier deine Leute?” Der Späher blickte sie misstrauisch an und kam langsam auf sie zu. Aurelia ließ ihm keine Zeit zu antworten. Mit einem mächtigen Sprung katapultierte sie sich nach vorne und warf sich mitsamt dem überraschten Playa zu Boden. Ihre mechanische Hand packte das Gewehr und schleuderte es bei seite, während ihre organische seinen Hals hielt. Nachdem er entwaffnet war, schlug sie einige Male beherzt aber nicht mit voller Kraft zu um ihn ein wenig benommen zu machen. “Wo is euer Quartier? Wo hängen die anderen Playaz rum?” ein weiterer Schlag “Sag es mir und ich werde dich leben lassen!” Der Späher spuckte Blut und blickte durch seine blutigen Augen. “Scheiße man, ich sag dir nichts!” Er versuchte sich zu wehren und trat mit seinem Knie in Aurelias Magen. Die überraschte Nonne krümmte sich und ließ ihr Opfer los, welches sich prompt auf sie stürzte. Er sprang direkt auf sie, in einem metaphysischen Spiegel zu den vorigen Sekunden. Seine Fäuste prasselten auf Aurelia ein, welche mit ihrem mechanischen Arm gegen seine Brust drückte, um ihn abzuwerfen. Als sie noch ihr mechanisches Bein dazu nahm, gelang ihr es und sie rollte sich zur Seite und rappelte sich auf. Der Späher stand jedoch schon vor ihr und hatte ein Messer gezückt. Bevor Aurelia eine ihrer Waffen ziehen konnte, spürte sie bereits, wie sich die Klinge tief zwischen ihre Rippen bohrte. Schmerz fuhr durch ihren Körper und lähmte sie. Ihr Gegenüber stach weitere Male zu, bis Aurelia blutig auf dem Boden aufschlug. Als er sich wieder auf sie stürzen wollte, gelang es Aurelia jedoch endlich ihren Blender aus dem Bein Holster zu reißen. Sie zielte nicht sondern feuerte einfach. Noch im Sturz auf Aurelia zu, explodierte das Bein des Spähers mit Blut, Haut und Muskeln, während das Projektil des Blenders sich in seinem Unterschenkel drehte. Der Schmerzensschrei hallte durch die Straße, während Aurelia sich den Späher von ihr herunterstieß. Dieser versuchte der Verletzung zum Trotze weiterzukämpfen, jedoch schien der Schock ihn zu sehr im Griff zu haben. Seine Bewegungen waren langsam und unpräzise. Aurelia kroch zu ihm herüber und bearbeitete sein Gesicht mit Schlägen, in die sie ihre gesamte Kraft steckte.
Nach ein wenig mehr als einem Dutzend Schläge schien der Späher bewusstlos zu sein. Aurelia rollte sich von ihm herunter und bat Raya mit schwacher Stimme nach einem mini heil pack. “60 coins. Aktueller Betrag 40 Coins” Die box erschien wie gewohnt vor ihr, nur kleiner als das gewöhnliche Pack und sie machte sich daran die Nadel zu nutzen, um sich mit der Masse voll zu pumpen. Wie gewöhnlich dauerte es eine ganze Weile, welche sie nutzte, um das Bein des Spähers mit dessen Shirt zu verbinden. Sie wollte ihn lebendig, da war es nicht gut, wenn er derartig schnell ausblutete. Ihre Wunden schlossen sich nur langsam und nicht vollständig, der Schmerz war kaum schwächer. Aber sie würde sich daran gewöhnen müssen Schmerzen und Verletzungen zu erleiden. Und sie würde richtig Kämpfen lernen müssen. So mächtig sie auch war durch ihre Waffen, in einem direkten Kampf war sie scheinbar den schwächsten Gangern unterlegen, oder maximal gleichgestellt. Die Nanomasse war nach wenigen Minuten aufgebraucht und zumindest das Bluten war gestillt. Sie packte den Späher und schlug ihn, um ihn zu wecken. “Ey aufwachen, du hast mir ein Versteck zu zeigen Dreckskerl.” Seine Augen öffneten sich erst langsam, dann schnell und er blinzelte. Dann schien der Schmerz des Beines einzusetzen. Er begann sich zu winden und blickte zu seinem verbundenen Bein herab. “Hey! Hörst du mir überhaupt zu?” schrie Aurelia ihn an. Er blickte zu ihr und stammelte:” Was, was hast du mit meinem B-Bein gemacht?!” “WO. DAS. VERSTECK. DEINER. GANG?” Der Späher schien mit sich im Kampf zu stehen, bis er schließlich entschied ihr zu antworten: “Schiebergasse 2677, ist eine Halle, die zu einer Bar umgebaut wurde, das MUFF. Wir nutzen es als Front, durch die Tür die PRIVAT besagt, geht es in die restliche Halle. Da ist die gesamte Operation heimisch. Bitte töte mich nicht, ich bin noch nicht lange hier. Ich hatte keine andere Wahl, ich wurde von ihnen rekrutiert und hätte ich nicht zugesagt hätten sie mich und meine Familie verletzt.” Aurelia nahm die Informationen auf und machte sich mentale Notizen. Nachdem sie sich alles gemerkt hatte, was wichtig war, blickte sie ihm tief in die Augen und meinte: “Deine Familie ist sicher, sobald ich mit der Gang fertig bin.” Die Augen des Spähers erfüllten sich mit Hoffnung, bis sie plötzlich mit Panik aufleuchteten und dann blicklos in die Ferne schauten. Sein Blut tropfte von seinem eigenen Messer, welches soeben seine Kehle durchtrennt hatte.
Aurelia stand über der Leiche des Gang Mitglieds und fühlte etwas, das weder Bereuen noch Trauer oder Freude war. Es war eine Traurigkeit über das Ende eines Kampfes mit jemandem der ihr ebenbürtig war. Interessant. Das war etwas Neues. Sie würde bestimmt noch andere finden die in der Lage waren einen Kampf zu liefern der nicht einseitig war. Sie wurde dieses Gefühl erforschen müssen. Zudem war Traurigkeit das falsche Wort. Es mehr eine Melancholie. “Aurelia. Ist alles in Ordnung? Du stehst bereits seit einigen Minuten bewegungslos hier. Kann ich mit psychischen Drogen helfen, um einer Depression vorzusorgen?” “Hehe.” Aurelia lachte leise, “Keine Sorge, ich merke nur gerade, dass ich meine Situation falsch eingeschätzt hatte.” “Und deine Einschätzung zu vor war... was?" “Ich dachte ich würde wie in den geschmuggelten DigiComics sein, die die Jungs im Priester Flügel oft hatten. Eine Art Rächer der Schwachen. Aber ich wusste zu dem Zeitpunkt kaum etwas über die reale Welt. Und noch immer ist das der Fall, aber ich weiß jetzt, dass es keine guten und bösen gibt, alles ist relativ. Und mir ist egal welcher Grauton es ist, ich werde das tun, was ich mir vorgenommen hatte. Sei es Leute jagen, den Children helfen, oder einfach nur durch die Stadt ziehen.” “OK? Ich bin eine ´mächtige KI die Milliarden an Daten verarbeiten kann in weniger als einer halben Sekunde. Und dennoch erschließt sich mir nicht ganz, worauf du hinaus möchtest.” Aurelia überlegte einen Moment und antwortete dann: “Ich auch nicht. Aber ich dachte so ein Monolog wäre cool.” “.......Ich hatte die Hoffnung an jemanden zumindest einigermaßen normales zu geraten... Nächstes Mal vielleicht.” Aurelia grinste und blickte in den Himmel. Sie würde selbst noch rausfinden, was sie mit all dem sagen wollte.