Aurelia wachte schweißgebadet auf, die Decke wild um sie geschlungen. Sie brauchte einen Moment, um sich zu orientieren und in der Dunkelheit zurecht zu finden. Um sie herum lagen die anderen Children of Nero und direkt neben ihr war Sarvoz, der laut schnarchend quer auf seiner Matratze lag. Aurelia bewegte sich für einen Langen Augenblick nicht und als sie sich dann doch aufrichtete, fragte sie leise: “Raya, hast du das auch gesehen?” “Habe ich was gesehen? Während deiner drei Stunden Schlaf konnte ich nichts Ungewöhnliches feststellen. Ich habe den Perimeter überwacht und die Netzwerke eures Divers im Auge behalten, um uns auch digital abzusichern, doch habe ich keinerlei Abnormalität erkannt.” “Ich-” begann Aurelia, doch stoppte sich selbst und änderte ihre Antwort: “Ich hatte wohl einen intensiven Traum. Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe. Und ja ja ja ich weiß KIs schlafen nicht.” “Es ist dennoch lieb von dir dich, um mich zu sorgen Aurelia.” kam nur von Raya, obwohl Aurelia eine kühle Antwort oder eine kleine Gemeinheit erwartete.
“Wie viel Uhr ist es eigentlich? Scheint mitten in der Nacht zu sein.” “Da liegst du nicht falsch Aurelia. Es ist 1 Uhr und 37 Minuten. Und deine Wachschicht beginnt um 3 Uhr.” Aurelia erhob sich und streckte ihre müden Knochen. “Verdammt das hab ich ja komplett vergessen. Lass mal schauen, ob Mary noch wach ist, oder auf ihrem Posten pennt.” Mit diesen Worten trat sie vorsichtig durch die Reihen der Schlafenden und wunderte sich ein wenig über die Disziplin aller, dass wirklich jeder am Schlafen war. Es erinnerte sie sehr an die Zeit im Kloster. Jeden Tag um 20 Uhr zu Bett gehen und wer danach noch Geräusche von sich gab wurde hart bestraft. Aurelia hatte diese Regel viel zu oft gebrochen und wurde dementsprechend fast jeden Tag bestraft. In der Regel bestanden diese Züchtigungen aus klassischen Schlägen, doch abundzu wurden die Brüder kreativ. So hatte sie die Latrinen reinigen, auf jegliche Nahrung verzichten oder die Nacht auf spitzen Steinchen verbringen müssen. Aurelias schlimmstes Erlebnis mit diesem Regelbruch, war jedoch, dass sie eines Nachts gezwungen war ein Gerät aufzuziehen, das sehr an eine übergroße Skibrille erinnerte. Sie hatte die nächste Woche damit zugebracht sich blind zurecht zu finden und zu beten, dass die wirbelnden Farben, die ihr permanent angezeigt wurden, endlich verschwinden würden. Sie sah diese verdammten Wirbel jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, für die nächsten drei Jahre. Als Aurelia völlig in Gedanken versunken über einen kleineren Haufen Metall Schrott fiel, konnte sie sich nur mit Mühe davon abhalten aufzuschreien. “Verdammt nochmal.” stöhnte sie leise. Sie sah zu dem Haufen und erkannte, es waren alte Prothesen, die auseinander genommen waren. Vermutlich um daraus Geld für die Gruppe zu machen. “Hey, Raya, erinnere mich bitte in ein paar Tagen mal daran hier Geld reinzubringen. Niemand sollte so leben müssen.” “Werde ich”
“Alles ok bei dir da unten?” kam die Stimme Marys vom Dach weit über Aurelia. Sie blickte hoch und erkannte, dass Mary durch eines der vielen Löcher herunterblickte und erschreckend nah am Herunterfallen war. Sie stand auf und versuchte so leise wie möglich zu rufen: “Pass auf, du fällst noch runter. Warte. Ich komme hoch, geh da bitte vom Loch weg”. Damit machte sie sich auf das Dach zu erklimmen. Sie wusste nicht genau wie Mary das angestellt hatte, also ging sie als erstes nach draußen, um nach einer Leiter oder Treppe zu suchen. “Aurelia. Auf der anderen Seite des Gebäudes gibt es eine Leiter, welche direkt zum Dach führt.” “Oh, danke Raya, bist die beste” Und wie Raya es angekündigt hatte, fand Aurelia auf der gegenüberliegenden Seite des Lagerhauses ihren Weg nach oben. Das Besteigen der Leiter zeigte ihr jedoch, dass sie wirklich nicht gut trainiert war, da sie schwer atmend oben ankam. “Wow. Das ist höher als gedacht.” brachte sie noch heraus. Mary lag auf ihrem Rücken inmitten des Daches und blickte zu ihr herüber: “Wir machen demnächst mal ein bisschen Cardio, das ist ja traurig” sie kicherte vor sich hin während Aurelia durchatmete und sich zu ihr legte. Die Nacht war kühl und still. Die einzigen Geräusche waren die weit entfernten Geräusche der Stadt die herüber wehten und das elektrische Surren der Straßenlichter, die die Wege begleiteten.
Mary hatte ihre Augen geschlossen und die Arme hinter ihrem Kopf verschränkt. “Es ist schön hier oben, nicht wahr?” fragte sie leise. Aurelia musste ihr zustimmen. Es war wunderschön, eine unendliche Weite, mit unendlichen Möglichkeiten. Doch dann viel ihr der Traum ein der sie geweckt hatte. Die Monster, die sie gesehen hatte, kamen von dort draußen. Was gab es dann sonst noch alles? “Was weißt du von der Ovv’alti Invasion, Mary? Das Kloster hat uns so weit wie nur möglich davon ferngehalten, da sie nicht wollten, dass wir etwas darüber lernen” “Wie kommst du denn jetzt darauf?” fragte Mary, während sie sich aufsetzte, ein Knie angewinkelt und Kopf zu Aurelia gedreht. “Naja, wir haben keine Ahnung, was alles dort draußen ist. Was wenn diese Aliens nicht die Einzigen waren, die uns nicht wohlgesonnen sind?” fragte Aurelia während sie ihre rechte Hand gen Dunkelheit hob, “oder was, wenn die Ovv’alti wieder kommen? Sich so etwas gegenüber zu finden, muss höllisch sein.” “Mhm, mag sein, dass es nicht gerade angenehm ist gegen eine Alien Invasion kämpfen zu müssen, vor allem als Normalo. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die nicht wieder kommen, selbst wenn die noch existieren. Die Sternenblicker haben uns damals ein paar echt heftige Waffen gegeben, da würde ich auch nen gewaltigen Bogen um diesen verdammten Brocken aus Stein und Wasser machen.” Zum Ende ihrer Antwort begann Mary zu lächeln. Es war möglicherweise ein echtes Lächeln, doch für Aurelia wirkte es eher wie das falsche Lächeln einer großen Schwester, die verhindern wollte, dass ihre junge Schwester Angst bekam. “Mag schon sein. Du hast vermutlich Recht” kam nur von Aurelia die nun auch wie Mary saß. Weit in der Ferne konnten die zwei Cyberpunks das Geräusch eines sich nähernden Motors vernehmen. Fast gleichzeitig sprangen beide auf und begaben sich an den Rand des flachen ´Daches. Marys Augen gaben ein kurzes Summen von sich, als sie die Optik heranzoomte. “Das ist ein Truck. Was macht der so spät noch hier. Entweder eine Corpo Sache von der keiner was mitbekommen soll oder ne Gang Aktion. Beides wäre schlecht, wenn sie es zu nahe an unserem Versteck machen.” Aurelia versuchte den entfernten Truck zu erkennen, doch waren ihre Augen wohl keine Konkurrenz zu Marys. Mary setzte ihre Beurteilung der Situation fort und meinte leise: “Das Ding hat aber keinerlei Schriftzug und für ne Gang, die hier arbeitet, sieht das Ding viel zu teuer aus. Hey Aurelia, ich hab ein echt mieses Gefühl bei der Sache. Kannst du bitte dein Gewehr holen und mich hier oben wieder treffen? Ich werde mich schon einmal bereit machen, falls die noch näher zu uns kommen.” Noch während Mary ihr die Anweisung gab legte sie sich auf ihren trainierten Bauch und nahm das sehr alt wirkende Scharfschützengewehr von ihrem Rücken. Aurelia war sich nicht sicher ob so etwas überhaupt in der Lage war moderne Munition zu verschießen, doch machte sich wie angeordnet auf den Weg die Leiter herunter, als sich Raya meldete: “Ich vernehme keinerlei Signatur. Das Fahrzeug muss speziell abgeschirmt sein. Aurelia, das ist High End Tech, die sich nur die wenigsten leisten können. Häufig wird Tech von diesem Kaliber von Corpo- oder Regierungs Kill Squads eingesetzt. Das würde auch die fehlenden Schriftzüge erklären. Ihr seid hier in Gefahr, wenn sie nach jemandem suchen und ihr ihnen in die Quere kommt. Bitte sei vorsichtig” “Keine Sorge Raya, wir werden nur spähen. Glaube ich zumindest.” Unten angekommen machte sich Aurelia sprintend auf den Weg zu ihrer Matratze. Diesmal achtete sie weder darauf leise noch vorsichtig zu sein und weckte somit einige der Schlafenden. Bei ihrer Matratze angekommen griff sie nach ihrer Exodus und schlang sich die große Railgun über ihre Schulter. Bevor sie sich auf den Weg zu Mary zurück machte, trat Aurelia Sarvoz noch in die Seite und rief ihm zu: “Auf gehts Wheels, ab in deinen Stuhl” “Hä? Was willst du? Und wie hast du mich gen-” Bevor er den Satz beenden konnte, war Aurelia schon auf dem Weg zum Dach und Sarvoz zwang sich aus seinem Bett und kroch zu seinem Rollstuhl.
Als Aurelia das Dach wieder erreichte und sich wieder auf ihre Atmung konzentrieren musste sah sie Mary in Scharfschützen Position liegen das Gewehr stabil in Richtung des Trucks gerichtet. Aurelia legte sich neben sie und positionierte ihr viel größeres Gewehr neben Mary. “Und, was neues erkannt?” fragte sie ihre weitaus erfahrenere Kumpanin. “Nope, aber mein Bauchgefühl verschlimmert sich mit jeder Sekunde. Wir sind hier nicht an einer Hauptstraße, aber das Ding fährt genau auf uns zu. Denkst du das Ding weiß dass wir hier sind?” “Kann ich mir nicht vorstellen, Sarvoz hat doch alles mit seinen Störsendern abgesichert und Raya hat das noch einmal erweitert. Also woher sollten die wissen, dass hier jemand ist?” “Mag sein aber das Ding kommt wirklich genau auf uns zu.” Wir werden warten, bis die entweder an uns vorbeifahren oder hier halten. Wenn die hier halten, werden wir sofort Feuer eröffnen und uns danach verziehen.” “Alright” bestätigte Aurelia und nahm den Truck, den sie nun auch mit ihren Augen sehen konnte ins Visier und aktivierte ihre Exodus. Die Waffe begann sich zu laden und feine Blitze fuhren am Lauf entlang, bis sie auf 100% war. “Raya, ist meine Waffe stark genug, wenn die gut ausgerüstet sind?” “Ja. Jedoch wird Marys Waffe kaum von Vorteil sein. Du solltest sie darauf hinweisen.” “Ähm.... Mary? Raya meinte dein Gewehr wird nicht stark genug sein, wenn die gut ausgerüstet sind. Bist du dir sicher, dass du das nutzen willst?” Mary starrte Aurelia verständnislos an und meinte: “Denkst du, wenn ich eine andere Option hätte, würde ich das Ding hier benutzen?! Willst du mich verscheißern, oder was? “Tut mir leid, tut mir leid, ich wollt-” “Lass gut sein. Konzentrier dich einfach und schieß auf mein Zeichen” kam von Mary, während sie sich wieder auf ihr Zielfernrohr fokussierte. Verdammt. Warum musste Aurelia immer alles sofort sagen, bevor ihr Gehirn in der Lage war, sich zu fragen, ob es angebracht war. Aber Mary hatte Recht, jetzt war nicht die Zeit dafür. Der Truck war nun noch knappe 500 Meter entfernt und wurde immer langsamer. Raya hob in Aurelias HUD drei versteckte Geschütztürme auf dem Dach des monströsen Fahrzeugs hervor. Zwei Kaliber 50 und eine Minigun. “Mary, das Ding hat Geschütztürme” “Fuck. Ok. Bleib du hier und feuere auf sie, wenn sie wirklich zu uns wollen. Ich gehe runter und versuche die anderen zu evakuieren. Ich zähl auf die Aurelia” Mit diesen Worten nahm Mary ihr Gewehr und machte sich auf den Weg. Aurelia blieb liegen und musste sich davon abhalten Mary hinterher zu rufen, dass sie eine miserable Schützin war. “Raya, bitte sag mir du kannst meine Zielhilfe auf Turbo laufen lassen oder so” “Nein. Tut mir leid. Aber die Durchschlagskraft und der Psychologische Effekt einer solchen Waffe sollten dir einen Vorteil verschaffen. Vergiss nicht, dass das Gewehr nur 8 Schuss in einem Magazin hat und nur 80 Schuss elektrische Ladung.” “Verstanden” Der Truck war nun auf wenige Km/h abgebremste und rollte direkt vor das Lagerhaus und stoppte. Für einen langen Moment tat sich nichts und Aurelia begann zu hoffen sie würden wieder losfahren, doch dann öffneten sich die Türen und auf der rechten Seite stiegen drei Mann in gefährlich aussehender Rüstung, mit Gewehren aus, die nach Militär wirkten. Um das Heck und die Front kamen jeweils drei weitere und der Fahrer blieb sitzen, doch die Waffen türme erhoben sich aus dem Dach des Fahrzeugs. “AURELIA! SCHIEß!” hörte sie Raya in ihrem Kopf und realisierte, dass sie wichtige Sekunden lang einfach nur da lag, das Gewehr kaum mehr als Dekoration.
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Sie nahm die Gruppe die sie als erstes gesehen hatte ins Visier und schoss. Ein Blitz zerriss die Dunkelheit für den Bruchteil einer Sekunde und der Donnerschlag des Projektils, brach die Stille. Der Soldat in der Mitte explodierte geradezu und besudelte seine Kameraden mit seinem Blut und seinen Organen. Die Soldaten, vermutlich gut ausgebildet, verschwendeten keine Sekunde und zogen sich hinter dem Truck in Deckung zurück. Bevor Aurelia ein zweites Mal schießen konnte, begann die Minigun des dritten Geschützturmes sich zu drehen und feuerte auf ihre Position, Aurelia rollte sich zweimal zur Seite und versuchte den Turm mit einem Schuss außer Gefecht zu setzen, doch schoss lediglich ein großes Loch in das gepanzerte Dach. “Mist, aber jetzt” und sie schoss erneut, während das Geschütz sich langsam drehte, um ihr zu folgen. Der Schuss diesmal, war deutlich näher am erhofften Ziel, doch traf nur einen Teil des Bewegungsmechanismus. Dies verlangsamte die Drehgeschwindigkeit jedoch maßgeblich. Aurelia versuchte aufzustehen, doch Raya rief ihr “ Duck Dich!” zu. Noch in der Bewegung sich fallen zu lassen flogen zwei Schüsse über ihren Kopf, die großen Kanonen hatten sie nun auch im Ziel. Aurelia kroch, dicht an das Metall des Daches gepresst, zu einem der vielen Löcher. Sie konnte sehen, wie Sarvoz in seinem Diving Stuhl saß und Mary die Massen zusammenrief und koordinierte. Manchen von ihnen wurden zwar Waffen in ihre Hände gedrückt, doch sahen sie nicht aus, als würden sie in den Kampf mit einsteigen. Noch während Aurelia nach unten schaute, hörte sie wie die Verteidiguns Anlagen, die sie angebracht hatte, zu feuern begannen.
“Raya, kannst du Wheels helfen? Ich komme hier allein zurecht, wir müssen nur Zeit erkaufen.” Sie begann kriechend das Dach zu überqueren, um den Truck aus einem anderen Winkel angreifen zu können. “Werde ich”, kam von Raya. Unter ihr hörte sie weiterhin ihre eigenen Türme feuern und sah, wie der Truck sein Feuer auf die neuen Ziele fokussierte. Statt alle Türme einzeln auszuschalten, versuchte sie nun den Fahrer, der scheinbar die Kontrolle über alles hatte, ins Visier zu nehmen. Sie konzentrierte sich auf das schwarz getönte Fenster und schoss. Doch nicht nur einmal. Sie wollte sichergehen, dass sie traf und schoss die fünf Schuss, welche noch in ihrer Waffe waren auf die Fahrerkabine. Die gesamte Front des Fahrzeugs wurde von den einzelnen Projektilen zerfetzt und die Türme stoppten ihre Bewegung und ihr Feuer. In ihrem HUD wurde jedoch ein roter Pfeil plötzlich angezeigt, der auf eine gepunktete Linie zeigte, die direkt auf Aurelia zeigte. Ihre Gedanken rasten und sie realisierte, dass es eine Granate oder etwas ähnliches sein musste, und sie rollte sich weg, zu ihrem Horrer jedoch, verlor sie die Sicherheit des Bodens unter sich.
“Fuck, Fuck, Fuck, Fuck” war das einzige, das Aurelia herausbrachte, während sie knappe 11 Meter ins Nichts fiel. Sie hörte Raya, die ihr Befehle gab: “Verschränke die Arme hinter deinem Kopf und presse dein Kinn so weit wie möglich in deine Brust.” Aurelia befolgte dies, doch gerade, als sie ihr Kinn in ihren Torso presste, kam sie auf. Die Schwärze umspülte sie, noch bevor der Schmerz einsetzen konnte. Aurelia versuchte sich durch ein dickes Miasma aus Dunkelheit zu bewegen, doch jeder Schritt fühlte sich an, als wäre sie in Treibsand. Sie könnte nichts sehen, nichts hören und das schlimmste: sie konnte nicht atmen. Immer mehr in Panik geraten versuchte sie wild um sich durch das Miasma zu schlagen. Es schien zu funktionieren. Ihre Beine wurden leichter und die Dunkelheit schien sich zurückzuziehen. Verdammt nochmal WACH AUF! Das waren nicht ihre Gedanken, oder? Warum konnte sie ihre Gedanken nicht erkennen, alles war wie in einem Labyrinth aus Spiegeln, die ihr selbst tausende Male zeigte. WACH. AUF. Schon wieder. Woher kommt das Geräusch? Aurelia versuchte sich durch das schwindende Dunkel umzusehen, doch sah sie kaum mehr als verschwommene Farben. Die Farben wurden kurz um ein Vielfaches heller und Schmerz durchzog ihren Körper, doch dies ließ das Miasma um sie herum noch weiter verschwinden.
Langsam öffnete Aurelia die Augen und sah verschwommen das Lagerhaus um sich. Sieh sah verängstigte Menschen, die alles Mögliche nutzten, um Barrieren zu erschaffen hinter denen sie sich in Sicherheit bringen konnten. Alte rostige Metallplatten, verbogenene oder gebrochene Tische, Matratzen. Was war hier los? Aurelia konnte nur dumpfes Klopfen und tiefes Brüllen von etwas hören. Aur- ia –omm scho- st- eh –uf. Langsam begann sich die Dumpfheit in ihren zu lösen und alles wurde klarer. Das Klopfen wurde zu Schüssen und das Brüllen zu Explosionen. Und sie begann zu verstehen, dass sie gerade von jemandem angeschrien wurde. “Steh verdammt nochmal auf, wir brauchen dich” schrie Mary sie an, als Aurelia eine weiter Ohrfeige abbekam. Die benommene Nonne riss ihre Augen auf und realisierte was gerade um sie herum geschah. Sie war hinter eine alte kaputte Maschine gezogen worden. Ihr Kopf pochte und ihr Rücken schmerzte, doch sie war wieder bei Sinnen. “Bin da.” sie versuchte sich aufzurichten und auf ihre Knie zu gehen. Es kostete viel zu viel Zeit, doch irgendwann schaffte sie es. Mary hatte scheinbar die ganze Zeit über auf die Soldaten geschossen, denn beide waren von unzähligen Patronenhülsen umgeben, die aus Marys großer Pistole geschleudert wurden. Sie sah, dass fünf leere Magazine zu ihren Füßen lagen und drei weitere, die voll schienen, daneben.
Mary versuchte ihre Railgun zu ziehen, doch lag diese noch immer an der Stelle, an der sie aufgekommen war, direkt neben einem großen roten Fleck auf dem Boden. “Raya…” Die Worte fielen ihr schwer, doch Aurelia zwang sich weiter zu reden: “Ich brauch Hilfe, Sprengstoff oder ein Gewehr oder so” “Kommt sofort” kam direkt die Antwort und eine kleine Box erschien neben Aurelia. “Danke” keuchte sie und öffnete die Kiste. Darin lagen drei Kugeln, die etwa faustgroß waren und einen großen roten Knopf besaßen. Direkt darauf stand in schwarzer Schrift “BOOM”. Aurelias Mund verzerrte sich in ein schmerzerfülltes Grinsen und sie drückte den ersten Knopf und warf die Kugel in die grobe Richtung, aus der die vielen Kugeln kamen. Fünf Sekunden später wurde das Lagerhaus in blendend blaues Licht gebadet und die Druckwelle der leisen Explosion breitete sich aus und riss all jene zu Boden, die nicht vollständig hinter einer Deckung waren.
“Holy Moly. Danke Raya” rief Aurelia und wagte einen Blick in Richtung des Tores, durch das die Soldaten angriffen. Sieben Soldaten lagen auf dem Boden, in blutigen Massen. Und blauen Flammen. Sie sah, wie sich ein paar weitere neben dem großen Eingang platziert hatten, da ihre Gewehrläufe zu sehen waren. Aurelia nahm die zweite Kugel, presste den roten Knopf, doch wartete diesmal drei Sekunden lang bevor sie den metallenen Orb entgegen des Kill Squads schleuderte. Zwei Sekunden danach explodierte wieder blaues Licht mit einem leisen Schlag und einer massiven Schockwelle. Aurelia wartete, doch nichts geschah für einige Sekunden lang. Mary und Aurelia lugten zeitgleich über ihre Deckung hinweg und sahen keinerlei Bewegung. “Ist es vorbei?” fragte Abbi, die jüngste der CoN die hinter einem Berg aus Schrott hockte. Mary erhob sich mit schussbereiter Pistole und sagte: “bleibt noch unten. Ich weiß nicht, ob wir alle erwischt haben.” Als Mary sich in Richtung der Leichen bewegte, sah Aurelia dass sie stark aus ihrer linken Schulter blutete und hinkte. Sie sprang ebenfalls auf, zog ihren Blender und begab sich direkt neben ihre Krieger Freundin. Noch immer keine Geräusche, keine Bewegung. Die blauen unnatürlichen Flammen waren das einzige, das sich bewegte und leicht knisterte.
Mary stoppte und ging auf die Knie. Drei schnelle, laute Schüsse knallten aus Marys Waffe und Aurelia sah, wie sich eine rote Lache hinter dem Truck auszubreiten begann. Mary begann die Leichen zu zählen, drei aus der hinteren Tür, check, drei von hinten rechts und drei von vorne rechts, auch check. Der Fahrer war nicht zu erkennen, in der vollkommen zerstörten Kabine des gepanzerten Trucks, doch Aurelia war sich ziemlich sicher ihn mit ihren wilden Schüssen erwischt zu haben. Sie konnte noch immer nicht richtig atmen, doch zwang sich wachsam neben Mary zu bleiben. “Aurelia. Ich empfehle dir einen Stim für 20 coins, dieser wird dich befähigen wieder zu kämpfen, wenn sich mehr Gegner in der Nähe aufhalten sollten.” “Ja. Bitte.” Während die kleine Box mit dem Stim erschien, sah Aurelia auf ihr HUD, um ihren aktuellen Kontostand zu sehen. 173 Coins. “Ist n bisschen wenig, was ich hier verdient habe, meinst du nich Raya?” “Die Granaten, die ich dir gegeben hatte, kosteten dich 200 für drei Stück und ich musste den Explosiv Katalog der Sternenblicker für 100 Coins erwerben.” “Oh, achso, dann vielen Dank Raya.” “Immer gerne, doch ich empfehle, dass eine sofortige Evakuierung zu einem sicheren Ort durchgeführt wird.”
Scheinbar hatte Mary, Rayas Gedanken lesen können, denn sie drehte sich und legte eine Hand auf Aurlias Schulter, los wir müssen hier weg, tut mir leid, dass ich so drängen muss.” Aurelia setzte den Stim an und fühlte sich sofort besser, obwohl sie aber immer noch merkte, dass ihre Bewegung durch ihre Verletzung langsamer war als üblich. “Keine Sorge Mary, mir gehts gut genug” Die beiden begaben sich im Laufschritt in das Lagerhaus, in dem die Children of Nero sich langsam aus ihren Verstecken wagten. Sarvoz versuchte sich aus seinem Dive Stuhl in seinen Rollstuhl zu hieven, doch fiel beinahe zu Boden bei dem Versuch. Aurelia konnte noch rechtzeitig nach ihm Greifen, um das Schlimmste zu verhindern. “Vorsichtig Wheels, wir brauchen dich noch.” “Danke Deus. Und tut mir leid, dass ich nicht viel helfen konnte.” “Aurelia.” mischte sich Raya ein, “Sarvoz untertreibt massiv, zwar war es meine Prozessor Kraft, die alles ermöglichte, doch hat er die nötigen Codes verwendet und erstellt, um den Truck davon abzuhalten, mehr seiner Funktionen einzusetzen oder nach Hilfe zu rufen.” Aurelia sah zu dem kleinen dünnen Sarvoz herab und platzierte ihn in seinem Rollstuhl. “Also ich hab da gerade was anderes gehört” sagte sie ihm, mit einem Zwinkern. Dann blickte sie zu den anderen und dachte nach, wie sie alle hier sicher wegbringen konnte, ohne dass alles an Tech verloren ging. Mary ging in die Mitte des Raumes, scheinbar mit einem Plan, denn sie stellte sich auf die Maschine, die zuvor noch als Deckung gedient hatte und klatschte in die Hände. “Hört mal alle her” Alle Augen wandten sich ihr zu.