Sherlock hat John nicht gesagt, wen sie treffen würden, nur dass es der bisher wichtigste und einflussreichste Mann im Knast sein würde. Als John dann fragt: „Ach gehen wir zum Direktor?“, hat Sherlock nur gelacht und gemeint, dass der wohl als letzter für diesen Titel in Frage käme. Und so stehen sie beide nun in einem kleinen Raum hinter der Wäscherei, umringt von mehreren schweren Jungs, und warten auf den großen Zampano.
Endlich kommt ein Kerl, Mitte 40, schütteres schwarzes Haar und etwas breiterer Figur zu ihnen. Er trägt einen blauen Overall, der Farbcode für besonders hinterlistige Insassen, und darüber eine hellgraue Lederweste, was eigentlich verboten ist. Als er mit seinen beiden Bodyguards den Tisch in der Mitte des Raums erreicht, lässt er sich einfach in den bereit gestellten Stuhl plumpsen. John mustert die anderen Häftlinge. Die meisten haben weiße Overalls wie er, was aber nichts heißen muss. Die beiden Bodyguards haben einmal rot und einmal orange an. Beides sind große, bullige Typen, allerdings ist der Orange ein kahler Asiat mit einem winzigen Oberlippenbart, während der Rote ein Musterbild von einem Skin ist: blass, kahl, voller Nazitattoos. Sein linkes Auge scheint geschwollen. Wahrscheinlich hat er eben erst wieder mit jemandem gekämpft. Der Orange trägt eine Fußfessel, die aber ausgeschaltet zu sein scheint. Seltsam. John lässt den Blick schweifen. Ein Kerl mit langen Haaren in der gegenüberliegenden Ecke wirft ihm einen Kussmund zu und grinst frech.
„Können wir anfangen?“ Die Ansage des Gangsterbosses bringt John zurück zum Wesentlichen. Sherlock nimmt auf dem Stuhl gegenüber dem Typ Platz und bleibt erst mal still. Auch er mustert die anwesenden Häftlinge ausgiebig, bevor er dann loslegt: „Elroy, Sie...“ „Moment junger Freund“, unterbricht der Blaue ihn sofort mit einem leicht erbosten Gesichtsausdruck, „für dich immer noch Big L! Etwas mehr Respekt bitte.“ „Oh, das tut mir leid Big L, ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie sich für den Namen schämen, den ihre Mutter für Sie ausgesucht hat.“, gibt Sherlock völlig ungerührt zurück. Big L richtet sich in seinem Stuhl auf und sein asiatischer Bodyguard beginnt wie ein Wolf zu knurren. John schluckt. Aber er hält sich zurück. Sherlocks Spiel mit dem Feuer hat sicher einen Sinn.
„Du hältst dich wohl für besonders schlau du Zitrone! Aber es gibt hier nur eine große Leuchte im Knast und die bin ich. Und wenn du nicht willst, dass Willy und Chas dir gleich die Lichter auspusten, dann...“ „Falsch!“, unterbricht diesmal Sherlock den verdutzten Big L., „Sie waren eine der größten Leuchten im Knast, dass muss ich zugeben, aber ich habe Sie inzwischen auf Platz zwei vertrieben. Nicht nur habe ich binnen Wochen meinen Flügel und die beiden Etagen darüber unter meine Kontrolle gebracht, ich habe auch Fat Tony vom Sockel gestoßen, um Zugang zum Büro zu bekommen, etwas was Ihnen seit drei Jahren regelmäßig misslungen ist! Die Kantine hab ich Sun Chin im Zweikampf abgerungen und Valestas Warenvertrieb habe ich beim Pokern gegen ihn gewonnen. Wie Sie sehen gehört mir also schon der halbe Knast und der einzige Grund, warum ich wie Sie sagen noch als Zitrone rum laufe, ist der, dass man als kleiner Aufrührer von den Wachen zwar geachtet, aber sonst ignoriert wird.“
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Sherlock legt eine Pause ein und grinst Big L an. Der schaut wütend zurück und meint dann: „Glück. Pures, unverdientes Glück!“ „Oh, aber es ist kein Glück mein Freund, es ist Cleverness!“, meint Sherlock hochmütig, „Im Gegensatz zu Ihnen lasse ich mich eben nicht erwischen. Schon gar nicht, wenn ich Scheiße baue, wie ihr kleiner Hofstaat hier.“ Als er dabei auf die Bodyguards deutet, tritt Willy, der rote Skin, zwei Schritte auf Sherlock zu und baut sich über ihm auf. Aber John steht schon an seiner Seite, die Fäuste kampfbereit. Der Kerl überragt ihn zwar um zwei Köpfe, aber er hat keine Angst. Er weiß genau, wohin er schlagen muss, wenn es drauf ankommt. „Was willst du, glaubst du, du kannst was gegen mich ausrichten?“, fragt der Kerl von oben herab. „Find es doch raus, wenn du unbedingt willst!“, zischt John zurück. 'Bloß keine Schwäche zeigen jetzt.', denkt er und starrt den Nazi grimmig an. Sherlock zieht einen Mundwinkel leicht hoch. „Willy.“, mahnt Big L kurz angebunden. Als der Rote nicht reagiert wird er deutlicher: „Willy!“ Der Typ starrt immer noch John an, spuckt dann vor dessen Füße und geht langsam zurück an seinen Platz.
Sherlocks Blick bohrt sich derweil in Big Ls Augen. „Gorillas.“, stellt er klar. Big L zieht nur die Augenbrauen hoch. „Ihre Bodyguards. Stark, aber unzuverlässig. Der eine lässt sich zu jeder Gewalttat hinziehen, die sich ihm bietet, der andere ist zu blöd die von Ihnen gestohlene Schokolade im Badezimmer zu essen.“ Bei dem Satz zuckt der Orange zusammen und kriegt für einen Asiaten erstaunlich große Augen. Sherlock deutet sich an die Wange, wo bei dem Orangenen noch Krümmel hängen und fährt unbeirrt fort: „Es braucht Sie nicht zu wundern, wenn Sie Ihnen nicht treu sind. Ihr Schätzchen übrigens auch nicht, da der grade meinen Süßen hier angebaggert hat.“ Und damit tätschelt er John den Hintern! John wird kurz ein wenig angespannter, als er eh schon ist, doch er lässt die beiden Gorillas, wie Sherlock sie nannte, nicht aus den Augen.
Big L hingegen schluckt und lacht dann auf. „Was du nicht sagst Zitrone. Und wie kommst du darauf, ich hätte hier ein Liebchen?“ Dann wird sein Ton drohend und er fügt hinzu: „Ich hab draußen ein heißes Supermodel, was auf mich wartet. Sie schickt mir regelmäßig ihre Höschen und Fotos von sich. Also, wie kommst du darauf, dass ich so ein Schornsteinfeger bin wie ihr beiden Schwuletten?“ Dies löst boshaftes Gelächter bei den Umstehenden aus und der Rote sieht John an, als wolle er ihm die Eingeweide raus reißen vor Hass. Der wiederum spannt alle Muskeln an. War Sherlock zu weit gegangen? Würden sie gleich um ihr Leben kämpfen müssen?
Aber der geniale Detektiv blieb wie immer ruhig und leiert: „Sie und er haben sich angeschmachtet, als Sie den Raum betreten haben. Ihre Miene war gelöst und ihre Lippen leicht gespitzt, er hat ihnen zugezwinkert während sein Mund geöffnet war und seine Zungenspitze gegen die Schneidezähne drückte. Währenddessen war Ihre ganze Körperhaltung geöffnet und entspannt, während sie jetzt verschlossen und angespannt ist. Das Ganze hat wenige Millisekunden gedauert, aber es hat mir klar gemacht, dass Ihre Beziehung von intensiver erotischer Natur sein muss und Sie beide es kaum abwarten können, sich nach diesem Gespräch zusammen hinter einen Wäschestapel zu verziehen.“
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Keiner lacht mehr. Der Rote schnaubt, beginnt zu speicheln wie ein tollwütiger Hund und wibbelt unruhig vor und zurück. Big L hingegen ist blass geworden. Und wie um Sherlocks Theorie zu beweisen, dreht er sich zu dem Langhaarigen um, der ebenfalls blass in seiner Ecke steht und den Kopf unmerklich einzieht. Dann meint Sherlock: „Tja, es gibt heute einfach kein gutes Personal mehr. Sie müssen es machen wie ich. Sie müssen Ihren Leibeigenen die Peitsche geben UND das Zuckerbrot. Schauen Sie sich meinen Süßen an. Er ist praktisch mein Sklave. Hat mehr Typen für mich abgeschlachtet als jeder Söldner und ist dabei absolut treu. Er würde mir auf Kommando die Eier lecken, wenn ich es verlangte!“
John ist froh, dass alle Sherlock anstarren, denn er kann sein starkes, grimmiges Aussehen nicht aufrecht halten. Oh Gott, bitte nicht! „Pah“, lacht Big L, „sowas tun nur Huren, egal ob weibliche oder männliche und auch nur weil sie's gern haben! Wenn der Kleine es dir besorgt, weil er deinen Schutz braucht, ist er nichts weiter als deine Bitch.“ Gefährlich und böse aussehen hatte Sherlock gesagt. Das war eine seiner ersten Lektionen im Knast. Niemals schwach sein. Also schaut er sich den Skin an und legt alle Wut die er hat in diesen Blick. John hat in den letzten Wochen gelernt, dass Sherlock jederzeit bereit war seine Bluffs prüfen zu lassen und dass er John damit meist nur vorwarnte, was als Nächstes kommen würde. Aber er selbst ist jetzt ganz und gar nicht bereit! Das kann er doch nicht wirklich verlangen!
„Süßer!“, kommandiert Sherlock. John dreht sich ihm zu und geht auf einem Knie in die Hocke. So wirkt er wie ein ergebener Diener, der die Befehle seines Meisters entgegen nehmen will und kann trotzdem jederzeit aufspringen. Außerdem können die anderen so nicht sein schockiertes Gesicht sehen. „Bitte tu mir das nicht an!“, flüstert er Sherlock zu. Der dreht seinen Kopf und zischt: „Vertrau mir!“, nur um dann laut zu verlangen: „Auf alle Viere mit dir! Kriech unter den Tisch und leck mir die Eier!“ Johns Herz setzt für einen Moment aus. 'Und wieder bringt er mich eine Situation, aus der ich nicht raus komme, weil ich nicht weiß, was schlimmstenfalls passieren kann! Verdammt warum tut er das?', schießt es John durch den Kopf, als er mechanisch auf alle Viere geht und unter den Tisch kriecht. Wenigstens konzentrieren sich die anderen auf Big L, der raunt: „Das glaub ich jetzt nicht!“, worauf sein oranger Bodyguard unsicher fragt: „Sollen wir eingreifen, Boss?“ 'Ja, bitte!', denkt John noch, doch Big L meint: „Das zieht der eh nicht durch!“
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Also robbt John weiter auf Sherlock zu, der sich breitbeinig hin gesetzt hat und dabei ist an seinem Hosenlatz zu fummeln. Wie kann er ihn nur so demütigen und dabei noch so ruhig und entspannt grinsen? Als er Sherlocks Schritt schon ganz nah ist, hält der ihn mit der linken Hand auf. Die andere steckt in der Hose. Sherlock streichelt ihm übers Haar und krault ihn hinterm Ohr. „Guter Junge.“, lobt er ihn. 'Er wird doch noch einen Weg finden, das Ganze ab zu brechen, oder?', hofft John. Doch da packt er seinen Kopf mit beiden Händen und zieht ihn auf das zu, was er sich eben aus dem Schritt gezogen hat. „Mund auf, Zunge raus.“, befehlt ihm sein Meister. John gehorcht ganz automatisch, er will nicht denken, er will nicht hinsehen, schaut nur hoch in seine unergründlichen Augen. „Und jetzt lecken.“, grinst Sherlock. Er manövriert seinen Kopf mit den Händen näher, bis seine Zunge auf etwas stößt und neigt dann den Kopf, sodass er eine Aufwärtsbewegung macht. Dann lässt Sherlock ihn los und streichelt ihm durchs Haar. John schließt die Augen und wiederholt die Bewegung wieder und wieder, was trotz seiner Pein sehr sinnlich aussieht. Er hört wie die meisten Anwesenden abwertende Geräusche machen und wie Sherlock, der kalte, asexuelle, logische Sherlock, langsam anfängt zu stöhnen.
Johns Gedanken rasen: 'Denk nicht nach. Mach einfach weiter. Das fühlt sich überhaupt nicht so an wie erwartet. Denk nicht so viel. Mir wird schlecht. Mir wird richtig schlecht. Wieso tut er mir das an? Denk nicht nach. Du leckst Steine, okay? Steine. Einfach nur Steine. Weiche, pelzige, kalte Steine. Gott ist mir schlecht, ich muss... Nein, es wird alles gut. Das passiert nicht echt. Es ist nicht echt. Du leckst Steine, weiter nichts...' John zittert. Er hat sich schon oft gefragt, warum er seinen Geist nicht einfach leer machen kann wie sein Freund, wenn er angespannt ist. Ihm läuft eine Träne aus dem Augenwinkel. Sie wird schnell von Sherlock weg gestreichelt.
John spürt wie sein Hals und seine Zunge immer trockener werden, das was sie berührt hingegen immer nasser. Wenn er nicht bald aufhören kann, wird er sich noch übergeben. Doch da entlässt ihn Sherlock endlich. Er schiebt ihn von sich, schließt die Hose und streichelt ihm dann mit beiden Händen den Kopf wie einem Hund. „So ein braver bist du, so ein braver Junge!“, flötet Sherlock hämisch grinsend. Dann dreht er sich wieder Big L zu, während John etwas unbeholfen wieder auf die Beine kommt. Ihm ist immer noch hundeelend. Sherlock will gerade ansetzen, als der Nazi sich mit einem wütenden: „Du Schwuchtel!“ auf John stürzt.
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Der Skin denkt er habe leichtes Spiel mit John, wo er augenscheinlich so benommen ist, aber sobald der Doktor die Bewegung hinter sich wahr nimmt, dreht er sich um und rammt dem Angreifer seinen Ellbogen mit aller aufgestauten Wut in die Magengegend. Aber das reicht noch nicht! Bevor der Rote auch nur wieder Luft holen kann, verpasst John ihm einen Tritt, der ihn zu Boden gehen lässt, nur um sich dann auf ihn zu stürzen und zu zu schlagen. Wieder und immer wieder, wobei er denkt: 'Verdammter Sherlock, verdammtes Gefängnis, verdammter blöder Nazi mit seiner verdammten blöden Nazifresse, der über mich gelacht hat, verdammte Hundenummer, verdammte gottverdammte Scheiße...'
John schlägt sich den Frust vom Leib, er ist so wütend wie in seinem ganzen Leben noch nie. Hätte er hinter sich geschaut, hätte er gesehen, dass Sherlock sichtlich erstaunt über seinen Wutausbruch ist, doch so bleibt es ihm verborgen. Erst als ihm Blut ins Gesicht spritzt und der Kerl sich unter ihm nicht mehr rührt, hält John inne. Für eine Schrecksekunde ist er gelähmt, doch dann legt er dem Typ zwei Finger an den Hals. 'Alles klar, Puls hat der Dreckskerl noch.', bemerkt er. Etwas befriedigt, doch immer noch stinksauer, steht John auf, sieht sich mit Sprenkeln auf den Wangen und blutigen Händen um und brüllt herausfordernd: „Wer ist der Nächste?!“
Alle, auch Big L und sein Bodyguard, gehen einen Schritt zurück, zu Tode erschrocken von der Brutalität die plötzlich aus diesem kleinen Mann sprudelt, der eben noch ein williges Hündchen für seinen Meister war. Dann wendet sich John an Sherlock. Er würde ihm gern etwas an den Kopf werfen. Am Liebsten einen antiken Flügel gefüllt mit Bleigewichten. Aber er muss auch jetzt in der Rolle bleiben. Also stellt er sich nach einem eindringlichen und unheimlichen Blick einfach zurück an seine Seite.
Sherlock, der direkt wieder im Plan ist, wendet sich erneut an den Boss: „Big L, ich würde sagen, ich habe bereits gewonnen. Mein Süßer hat deinen besten Mann pulverisiert, der Rest der Truppe hat Schiss überhaupt ein zu schreiten und wenn raus kommt, dass der Höschenkönig ein heimlicher Hinterlader ist, bist du sowieso unten durch. Ich schlage dir also Folgendes vor: du führst deine Unternehmungen weiter wie gewohnt, aber 10% gehen an mich! Wenn ich irgendwas von dir oder der Wäscherei brauche, wirst du persönlich dafür sorgen, dass ich es bekomme! Dafür muss dann nicht der ganze Knast von dir und Rapunzel oder dem Kampf zwischen meinem Pinscher und deinem Gorilla in allen Details erfahren. Und glaub mir, dass sind ja nur die Peinlichkeiten von denen ich dir jetzt erzähle. Also, haben wir einen Deal?“
Big L stiert immer noch auf den bewusstlosen Skinhead, der den Boden der Wäscherei voll blutet. Langsam kommt er aber zu sich, verarbeitet, was Sherlock ihm gesagt hat und reicht ihm die Hand über den Tisch. „Einverstanden... Professor.“, sagt er als Sherlock einschlägt und er nicht wagt ihn wieder mit Zitrone zu beleidigen. Der nickt nur, während John sich das Blut an einem frischen Handtuch abwischt, was ihm einer der Lakaien gebracht hat. Als sie gehen, dreht sich Sherlock noch einmal um und meint: „Also dann, auf gute Zusammenarbeit... Elroy!“
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Die beiden machen ihren Weg zurück durch die leeren Schleichgänge. Als sie etwas weiter weg sind, macht Sherlock einen Luftsprung und jauchzt: „Perfekt, das lief sogar besser als ich erwartet hab-autsch!“ John hat Sherlock gepackt und gegen die Wand geworfen und hält ihn nun mit so einer Kraft fest, dass Sherlock kaum Luft bekommt. Er faucht: „Besser als erwartet? Na das freut mich aber, dass du damit zufrieden bis, wenn dein Freund jemanden fast zu Tode prügelt nachdem du ihn...“ Er kann es nicht sagen, er will nicht mal daran denken. Aber verdammt, kann Sherlock denn überhaupt nicht nachvollziehen, warum das eben definitiv unter die Top Zehn der schrecklichsten Momente seines Lebens gehört? Sherlock wird langsam kurzatmig und keucht: „Falls es dich beruhigt: dieser Willy hat ne Menge netter Leute auf dem Gewissen. Ich hab seine Akte gelesen. Hat ne schwangere Schwarze so verprügelt, dass sie fast gestorben wäre und ihr Kind verloren hat.“
Watson starrt Holmes weiter an. Dann lässt er den Detektiv jedoch endlich los. Er überlegt kurz, ob er doch nochmal zurück gehen und stattdessen dem roten Schwein etwas aktive Sterbehilfe leisten sollte. Aber dann dreht er sich einfach um und geht weiter den Gang runter. Sherlock folgt ihm hustend, bis er wieder an seiner Seite geht. Johns Bewegungen sind staksig, er läuft wie ein Roboter die Wand entlang, den Blick auf den Boden gerichtet und scheint immer schneller zu werden. Sherlock überlegt, was er sagen kann, als John ihm zuvor kommt: „Das waren nicht deine Eier. Sag es.“
Der Detektiv ist verwirrt und antwortet: „Also in Wirklichkeit...“ „Ich will nicht wissen, was es war. Sag es einfach. Sag, dass ich nicht deine Eier gelutscht habe!“ Bei dem letzten Satz wird John wieder schlecht, er wird langsamer und stützt sich an der Wand ab. Er kann seinen Freund nicht ansehen. War er überhaupt noch sein Freund, wenn er ihm solche Dinge einfach antun konnte? „Oh Gott ist mir übel.“, stöhnt John gequält. „Oh, dann war wohl doch noch Maschinenöl dran.“, meint Sherlock halblaut. „Was?“, fragt John verwirrt, als er sich ihm zudreht. Da zieht Sherlock mit einer flüssigen Bewegung einen Gegenstand aus seiner Hose und hält ihn John hin. Der schreckt zurück, schaut dann aber neugierig. Eine Ecke ist feucht.
„Was ist das?“, fragt er. „Arbeitshandschuh aus Leder, umgekrempelt. Ich hatte die zufällig noch eingesteckt. War ne spontane Idee.“, grinst Sherlock zufrieden. Doch dann gefriert sein Lächeln und er bemerkt: „Oh. Oh, du dachtest, das wären wirklich meine...“ „Lass uns nicht drüber reden.“, schneidet John ihm das Wort ab und geht weiter. „Aber John“, Sherlock holt ihn in nur einem Schritt wieder ein, „dass kannst du doch nicht wirklich geglaubt haben.“ „Dir wäre alles zu zu trauen!“, zischt John eingeschnappt. Sherlock beobachtet ihn und stellt dann fest: „Und du hättest es getan. Du hättest trotzdem mitgemacht.“
Sherlock war stehn geblieben. John dreht sich fragend zu ihm um, sein Zorn kocht wieder hoch. „Wow.“, staunt Sherlock und sieht zu Boden. Etwa beschämt? 'Das sollte er verdammt nochmal auch!', denkt John mit zusammen gepressten Lippen. „Danke John.“, überrascht ihn da Sherlock. John ist verwirrt, er kommt wieder zurück und fragt misstrauisch: „Wofür?“ „Na für dein immenses Vertrauen in mich! Du bist mutig und du unterstützt mich sehr damit. Dafür danke ich dir.“, erklärt Holmes schlicht.
Watson steht eine Weile nachdenklich da. Dann meint er: „Weißt du Sherlock, ich verstehe gar nicht, warum ich dir diese Vertrauen immer wieder gebe, obwohl du mich nie einweihst, vorbereitest oder warnst, wenn es für mich unangenehm oder sogar gefährlich wird. Du missbrauchst mein Vertrauen am laufenden Band.“ „Das kann so nicht stimmen, John.“, will Holmes ablehnen, aber er fährt fort: „Doch! Immerzu benutzt du mich für deine Ziele.“ „Das hab ich doch auch schon vorher.“, meint der große, schlanke Mann und zieht halb amüsiert die Augenbrauen hoch. Sein kleiner Armee-Doktor sieht ihn feste an und sagt: „Vielleicht. Aber bisher hattest du mich nie benutzt um... um MICH zu benutzen.“ Mit diesen Worten lässt er den verdatterten Sherlock stehen und macht sich auf den Weg zurück in ihre Zelle.
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