Am anderen Morgen wurde die Bauerstochter durch das Rufen ihres Vaters geweckt. Sie hörte wie die Worte aus dem Hof zu ihr in die Kammer drangen und er immer wieder ausrief: „Ach Himmel sei Dank! Ach dem Herrn sei Dank! Tochter, komm auch hinzu und sieh dir dies Wunder an! Über Nacht haben uns die Engel eine Scheune gebaut!“ Die Tochter trat ans Fenster. Und wirklich, unten im Hof, neben dem Haus ragte eine große prächtige Scheune herauf, mit hohen dicken Toren, starken Balken und einem sauber gedeckten Dach. Und als die Tochter runter lief um sich das Werk aus der Nähe anzusehen, stellte sie fest, dass dort auch die schönsten Gerätschaften an den Wänden hingen, Sensen und Schaufeln, Äxte und Seile und auch ein großer Pflug, mit Geschirr und Zaumzeug für Ochsen und Pferde, um diese vor zu spannen.
Die Tochter war hingerissen von der Pracht. Und unvermittelt rief sie: „Und das alles hat das Katerchen aus meiner Arbeit gemacht!“ Doch ihr Vater herrschte sie an: „Sprich keinen Unsinn mein Kind! Du und dein Kater wollen dies geschaffen haben? Das ich nicht lache! Du bist vielleicht gut darin, mir das Haus zu besorgen, zum Markt zu gehen und das Essen zu bereiten. Aber so ein Prachtwerk von Scheune zu zimmern, dazu fehlt dir doch der Verstand! So etwas vermag keine Jungfer. Und ein Kater schon gar nicht!“ Die Tochter war enttäuscht, dass ihr ihr Vater so gar nicht zutraute, etwas mit der Scheune zu tun zu haben und so erwiderte sie trotzig: „Doch! Ich und mein Jungkater haben diese Scheune gezimmert. Und als nächstes werden wir einen Brunnen bauen, damit ich nicht für jeden Eimer Wasser bis zum Weiher am anderen Ende des Dorfes zu laufen brauche!“ Der Vater aber verspottete seine Tochter, schärfte ihr ein, ihr Tagwerk zu tun und weniger zu träumen und ging dann ins Dorf, um allen von dem Wunder zu erzählen, dass sich auf seinem Hof ereignet hat.
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Die Tochter aber ging zu ihrem Kater und fragte: „Jungkater, kannst du mir noch einmal aus der Not helfen? Die Scheune und das Gerät darin sind wahrlich großartig geworden, aber was nützt uns das beste Werkzeug und das beste Lager, wenn die Ernte doch wieder mager ausfällt, weil wir unsere Felder nicht bewässern können im Sommer?“ Der Kater erwiderte: „Also soll ich dir helfen einen Brunnen zu bauen? Ist es das?“ „Ach ja liebes Katerchen!“, rief die Bauerstochter, „Hilf mir einen Brunnen graben, nur einen kleinen Brunnen, damit ich...“ „...nicht bis zum Weiher laufen muss, ich weiß! Ich habe gute Ohren und daher gehört, wie dich dein Vater verspottet hat. Nun, da du den Brunnen schon angekündigt hast, wäre es für uns beide recht peinlich, wenn wir jetzt keinen erscheinen ließen. So denn, ans Werk. Mache dich nur daran, im Hof ein Loch zu graben, so tief, wie du nur mit deinen Händen kommen magst. Danach fülle das Loch mit Wasser. Sobald dann die Sonne untergeht, verfahre wie zuvor. Bevor du dich in dein Bett legst, gehe dreimal darum und sprich: Jungkater prächtig, deinen Magie ist mächtig! Und überlasse den Rest mir."
Gesagt, getan. Doch diesmal ging die Arbeit für die arme Bauerstochter schwer von statten. Der Boden war hart und voller Steine, sodass sie kaum vorwärts kam. Als gegen Abend der Bauer heim kam, schalt er seine Tochter, dass sie im Hof im Dreck wühle, statt ihrer Arbeit nach zu kommen. Und als sie ihm sagte, dass sie dabei sei, den bestellten Brunnen zu graben, lachte er sie schallend aus. Da fing die Bauerstochter an zu weinen, denn ihr kam das ganze Unterfangen ja selbst schon nicht mehr vielversprechend vor. Die Tränen liefen ihr über die Wangen und kullerten in die kleine Mulde, die sie gegraben hatte. Schließlich stand sie auf und ging ins Haus um sich zu waschen. Sie hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, diese Aufgabe zu schaffen, doch als sie in ihrer Kammer den kleinen Kater wieder in ihrem Bett fand, wie er voller Zuversicht schnurrte, lief sie doch um das Bett herum und sagte ihr Sprüchlein auf. Dann legte sie sich zu dem Kater und schlief bald darauf ein.
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