Als ein Jahr vergangen war, trat sie vor ihren Vater hin und sprach: „Vater, ihr habt die Jungen in die Ferne geschickt, damit sie etwas aus sich machen sollen und ihr Glück finden. Lasst mich auch in die Ferne gehen! Es ist mir im Haus so still geworden und so einsam. Bitte lasst mich gehen, damit auch ich mein Glück finden mag.“ Der Bauer wollte davon jedoch nichts hören. „Mein Kind, wie stellst du dir das vor! Ein junges zartes Ding wie du will hinaus in die Welt und sein Glück machen. Wie soll das gehen? Wie solltest du dich denn schützen vor dem Unheil, was hinter jeder Ecke lauern kann? Nein, nein. Ich verbiete es. Sorge dich lieber darum, dass du dir deinen Leib und deinen Ruf erhältst, schmücke dich und halte das Haus rein und wohnlich für Besucher. Suche dein Glück nicht in der Ferne, warte bis es zu dir kommt. Wenn die Zeit reif ist, wird schon ein feiner Bursche kommen, der dich freien will. Außerdem, wer soll denn den Haushalt besorgen, wenn du nicht mehr bei mir bist?“
Die Tochter versuchte noch eine Weile, ihren Vater umzustimmen, aber er blieb bei seiner Meinung und schickte sie schließlich auf ihr Zimmer. Dort warf sie sich in die Kissen und weinte. Der kleine Kater legte sich zu ihr und schmiegte sich an ihre Brust. Da kraulte sie ihn zwischen den Ohren und sprach zu ihm: „Ach Jungkater prächtig, was soll ich nur tun. Mein Vater will nicht, dass ich mein Glück suche. Mich deucht, es ist ihm lieber, wenn ich hier auf dem kargen Hof als alte Jungfer versauere. Er meint, ich soll mich auf die Ehe rüsten, hier in diesem einsamen Dorf. Wie soll ich denn so je einen guten Mann finden? Wenn sich einmal einer hierher verirrt, so wird er mich ja doch keines Blickes würdigen, arm wie ich bin. Ich wünschte nur, du könntest mir helfen.“
Da begann der kleine Kater zu reden: „Wenn du wirklich glaubst, als wohlhabende Maid machtest du eine bessere Partie, so will ich dir gerne helfen. Aber ich sage dir jetzt schon, dass dich das viel Mühe kosten wird. Willst du es trotzdem versuchen?“ „Aber mein liebes Käterchen, wie erstaunst du mich?“, sagte die Tochter, „Du sprichst? Und willst mir noch dazu aus meinem Elend helfen? Wie vermagst du das? Bist du etwa gar ein Zauberkater? Aber sag an, was schwebt dir vor um mich reich zu machen?“ Der Kater hob an: „Nun, einen Batzen Gold her zu zaubern ist eine Kunst, die ich nicht beherrsche, aber wenn du dir durch deiner Hände Arbeit einen Vorteil verschaffen kannst, so bin ich im Stande, ihn zu vergrößern. Sage mir, was wäre für dich denn ein Zeichen wahren Reichtums?“
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Die Bauerstochter überlegte und meinte dann: „Wie wäre es mit einer Scheune? Das bisschen Heu, dass wir mit der Sense schlagen können bringen wir im Dach des alten Stalls unter, wo es nass wird und im Winter festfriert. Hätten wir eine warme Scheune und könnten uns ein paar Gerätschaften leisten, dann könnten wir mehr Heu besser lagern und so das Vieh füttern und vielleicht noch etwas verkaufen, statt wie jetzt zukaufen zu müssen. Meinst du, so etwas läge in deiner Macht?“ Der Kater lächelte und entgegnete: „Ei, nur eine kleine warme Scheune und ein paar Gerätschaften will sie! Nun Jungfer, das sollst du haben, wenn du bereit bist alles so zu tun, wie ich es dir sage.“ „Ja, alles was du sagst Jungkater!“, rief sie freudig. Er trug ihr also auf: „So gehe hin und sammle alles was du an Holz und Stroh findest, und bring es dorthin, wo die neue Scheune stehen soll!“
Gesagt, getan. Als der Kater die Tochter am Bauplatz aufsuchte, fragte sie ihn: „Ach Jungkater, nur Äste und Reisig habe ich finden können. Und das meiste Stroh, was wir entbehren können ist schmutzig. Wird das reichen, um eine Scheune zu zaubern?“ Das Katerchen sprach: „Ach was, daran soll es nicht liegen. Du musst jetzt nur noch einen Unterstand daraus bauen!“ „Was denn, ich?“, stutze die Tochter, „Ich habe noch nie ein Gebäude errichtet, schon gar nicht mit solch plumpen Material und dann auch noch nur mit meinen Händen! Wie soll ich denn das bewerkstelligen?“ „Nur frohen Mut,“, entgegnete der Kater, „du wirst das schon schaffen. Bau nur munter drauf los und kümmere dich nicht um die Größe. Binde die Äste zusammen, decke das Dach mit Mist und dichte die Wände mit Schlamm ab. Du wirst schon sehen, was ich dir daraus zaubere.“ So ging die Tochter ans Werk.
Als sie endlich fertig war, versank gerade die Sonne. Sie war staubig und schmutzig und die Hütte, die sie geschaffen hatte, war tatsächlich nicht sehr schön, aber immerhin, sie stand und war dicht. Der Kater zwinkerte ihr zu und meinte: „Jetzt Jungfer, solltest du dich waschen und zu Bett begeben. Du hast viel geschafft heute. Den Rest überlasse getrost mir. Wenn du dich diese Nacht schlafen legst, so wandele erst dreimal um dein Bett und sprich dabei laut die Worte: Jungkater prächtig, deine Magie ist mächtig! So wird ein Zauber geschehen, der deiner Mühe wert ist.“ Und so tat sie es. Als sie sich zu Bett begab, lag der Kater bereits auf der Decke und schnurrte. Sie schritt um das Bett, sagte das Sprüchlein auf, legte sich dazu und war bald darauf eingeschlafen.
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