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Der Zauberkater [German/Deutsch]
War die Mühe vergebens?

War die Mühe vergebens?

Am anderen Morgen war die Bauerstochter schon früh wach. Sie wollte sich schnell anziehen und voller Eifer sofort nach den Tieren sehen, die sie im Hof erwartete. Doch wie wunderte sie sich, als statt ihres alten Kittels ein schönes neues Kleid an der Leine hing, in rot und grün gehalten. So ein Kleid hatte einmal ihre selige Mutter besessen. Bei diesem Gedanken kam eine leichte Wehmut über sie. Fragend sah sie sich nach ihrem Kater um und meinte: „Sag Jungkater, hast du eine Idee, wie dieses Kleid zu mir ins Zimmer gekommen ist?" Der Kater setzte sich auf und antwortete: „Nun Jungfer, hatte ich dir nicht gesagt, dass du immer so einfache Aufgaben von mir verlangt? Außerdem hast du dir nur Dinge gewünscht, die dir Arbeit machen, oder sie dir erleichtern sollen, nie etwas Schönes für dich allein. Daher habe ich mir erlaubt, dir eine kleidsamere Garderobe zu zaubern. Gefällt sie dir?" „Ach ja mein Käterchen!", rief die Bauerstochter aus und kraulte dem Kater liebevoll das Kinn. In dem Moment hörte sie, wie der Bauer im Hof schrie: „Ach Himmel sei Dank! Ach dem Herrn sei Dank! Tochter, komm auch hinzu und sieh dir dies Wunder an! Über Nacht haben uns die Engel Tiere geschenkt und Ställe gebaut!“

Die Tochter schaute in den Hof und wurde sprachlos. Da sah sie lauter Ställe, Buchten und Verschläge, manche am Haus, manche an der Scheune, alle bevölkert von den schönsten Tieren im ganzen Dorf! Da gab es eine ganze Herde Rinder, starke Bullen und Milchkühe, die genüsslich Gras kauten, schöne bunte Pferde, Kaninchen, die in ihrem Verschlag Purzelbäume schlugen, dicke rosa Schweinchen und laut schnatternde Gänse. Auch eine Herde Schafe, die von ein paar schönen Hunden bewacht wurde war zu sehen und außerdem bevölkerte eine große Schar Hühner den Hof. Als die Tochter hinaus trat, war ihr, als wandten sich alle Tiere nach ihr um und nickten ihr zu. Sie stand immer noch staunend mit offenen Mund da und betrachtete alles, als sie von ihrem Vater angesprochen wurde: „Tochter, welch wunderbar schönes Gewand trägst du da? Hast du dir meine Worte endlich zu Herzen genommen und bist bereit, dir einen Mann zu suchen? Nun, wenn es so ist, wirst du wohl nicht mehr lange warten müssen. Jetzt sind wir reich! Der liebe Gott hat unsere Gebete erhört und unserem Hof neues Leben eingehaucht!"

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Die Tochter aber erwiderte: „Nein Vater, was denkt ihr nur! Ihr habt doch gesehen, wie ich gestern über die Weiden gelaufen bin, uns die Tiere zu suchen! Und schaut, es sind eben so viele, wie ich gesammelt habe: Genau sieben Spinnen und vierundzwanzig Käfer waren es und jetzt hüten sieben Hunde vierundzwanzig Schafe. Und dort die Kühe, die im Stall mit Ruhe und Bedacht das Heu mahlen, mich deucht, dass das die Schnecken sind, die ich sammelte. Und dort die acht großen und drei kleinen Pferde, stehen genau dort, wo ich gestern Abend die acht großen und drei kleinen Heupferde hingesetzt habe. Auch sind jetzt eben so viele Schweine auf dem Hof, wie gestern Asseln, und eben so viele Gänse, wie es Raupen waren. Und die vielen großen und kleinen Würmer, die ich in das Kästchen am Haus gab, sind jetzt lauter bunte Kaninchen. Nur die Ameisen sind mir direkt wieder aus ihrer Kiste gekrabbelt und siehe da, auf dem ganzen Hof tummeln sich die Hühner! All das, hat mein Jungkater gezaubert! Und das neue Kleid, das ich trage, ist auch ein Geschenk von ihm!"

Doch da wurde der Bauer zornig. Laut schrie er seine Tochter an: „Du dummes Kind! Wie kannst du nur solche Lügen erzählen. Du musst wahnsinnig sein! Geh sofort rauf in deine Kammer und bleib dort, bis ich dich hole! Es ist wohl besser, ich suche allein nach einem Bräutigam für dich. Je eher desto besser. Wenn sich noch im Dorf herumspricht, welchen Irrsinn du erzählst, wird dich ja doch keiner mehr haben wollen!" So sperrte er seine Tochter in ihrer Kammer ein und ging dann ins Dorf, um von dem erneuten Wunder auf seinem Hof zu erzählen und einen Gemahl für seine Tochter zu suchen.

Die Tochter warf sich auf ihr Bett und weinte. Der kleine Kater versuchte noch, sie zu trösten, aber sie war viel zu wütend und zu traurig, um ihn zu zu hören. Immer wieder schluchzte sie: „Dafür habe ich mir all diese Mühe gemacht! Eine Scheune aus Dreck gebaut und mit den Händen einen Brunnen gegraben. Einen ganzen Tag lang Tiere gesammelt, damit unser Hof wieder voller Leben ist. Aber es hat mir doch nicht zu meinem Glück verholfen, trotz all der Mühe und trotz deiner Hilfe. Ach ich armes Ding!" So legte sich der Kater neben sie und suchte sie mit seinem Schnurren zu beruhigen, bis sie einschlief.

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