Da er nun allein war und nichts besseres mit sich anzufangen wusste, machte sich Iranueel auf den Weg in die Stadt, die nun dunkel und verheisungsvoll vor ihm stand.
Von dem Park gingen mehrere kleine Gassen weg in zunehmend größer werdende Wohnblöcke. Es roch nach asiatischem Essen, Autoabgasen und menschlichen Abfällen.
Nicht unbedingt etwas, das eine tolle Zukunft versprach, aber wenn man ganz unten anfängt, weiß man zumindest, dass es nur aufwärts gehen kann.
Iranueel wählte aufs Geratewohl eine Richtung aus und marschierte los. Er hatte vielleicht nicht viel Geld, aber das, was er hatte, wollte er möglichst schnell vergrößern.
Magie stellte zwa eine Macht an sich dar, aber wer schon mal eine Menge Geld hatte, weiß wohl, dass es seine eigene Macht hat.
Iranueel grübelte darüber nach, ob er für den Anfang lieber in der Großstadt bleiben wollte, oder doch lieber raus aufs Land reisen sollte, um sich dort nach und nach an dieses neue Leben zu gewöhnen.
Die Stadt hatte den Vorteil, dass seine Fähigkeit, Seelenenergie zu erlangen deutlich höher war, da es mehr Menschen gab, die als Energiequelle zur Verfügung standen.
Andererseits konnte er auf dem Land erstmal lernen, mit seinen Fähigkeiten umzugehen, ohne großartig den existierenden Mächten ins Auge zu fallen.
Während er nun die Vor- und Nachteile abwägend durch die Gasse marschierte, konnte er
leise Geräusche von seiner linken Seite aus einer Nebengasse hören.
Wie ein Winseln oder sehr leise Schmerzgeräusche kam es etwa 50 Meter aus dem Dunkeln.
Es roch nach Pisse und Erbrochenem und einem leicht metallischen Geruch, den er nicht genau einordnen konnte.
Vorsichtig und mit gezogenem Messer in der einen Hand und einem Metallsplitter, der knapp über seiner Hand schwebte, in der anderen näherte er sich dem Geräusch.
Eine Lampe, die mehr schlecht als recht die Gasse beleuchtete, flackerte über einer in sich zusammengesunkenen Gestalt, unter der sich eine Blutlache ausbreitete.
Alarmiert blickte Iranueel sich genauer um, denn wo eine Blutlache war, war in der Regel der Verursacher nicht allzu weit entfernt.
Aus dem Augenwinkel konnte er plötzlich eine dunkle menschliche Gestalt aus einer offenen Tür auf ihn zuspringen sehen.
Der Mann war knapp 2 Meter groß und gebaut wie ein Schrank. In der erhobenen Hand hielt er eine Brechstange und als er ins Licht der Lampe kam, konnte Iranueel eine hässliche Narbe sehen, die seine asiatisch geprägtes Gesicht von der linken Wange über die Nase bis zur rechten Schläfe entstellte.
Mit einem Brüllen kam er schneller als erwartet auf den jungen Avatar zu und versuchte diesen mit seiner Waffe Bekanntschaft machen zu lassen.
Nun war ein Messer nicht wirklich eine geeignete Waffe, um eine Brechstange abzuwehren, also lies sich Iranueel einfach nach hinten fallen und feuerte den erdzauber in seiner Hand aus nächster Nähe in den menschlichen Berg vor sich.
Dieser bekam kaum mit, was auf zu kam, aber offenbar spürte er es, als sich das Projektil knapp über seiner rechten Lunge in seine Schulter bohrte.
Iranueel konnte direkt sehen, dass die Kraft aus dem Angriffsarm entwich und rollte sich schnell rückwärts wieder hoch, um mit dem Messer eine weitere Attacke auszuführen.
Der Angreifer hatte die Brechstange fallen gelassen und hielt sich mit der linken Hand die Wunde, als sein Gegner flink auf die Beine kam und mit einem ausgestreckten Arm auf seine Brust zielte.
Das Messer glitzerte mit tödlicher Schönheit im Lampenlicht, als es mit einem Schmatzen in die linke Brust des Ziels eindrang.
Augenblicklich versuchte Iranueel die Klinge wieder herauszuziehen, doch die Klinge hatte eine Sägeklinge auf der Rückseite und diese hatte sich in den Rippen seines Ziels verhackt.
Mit einem Aufbrüllen hämmerte der Asiate seinen linken Arm in sein deutlich schwächeres Ziel. Er mochte geschwächt und eventuell tödlich verletzt sein, doch er war immer noch sehr stark und Iranueel war es nicht wirklich.
Dieser konnte nicht wirklich ausweichen und bekam den Hieb ungebremst an den Schädel.
Der Hieb eines geschwächten Schwergewichtlers war immer noch ziemlich heftig wenn es einen Normalo betraf und Iranueel ging getroffen vor seinem Ziel in die Knie.
Der Asiate trat ihm nun ohne Anlauf in die Rippen, doch die Wunden forderten bereits ihren Tribut. Zuvor wären wohl diverse Rippen gebrochen worden, nun schaffte er es nur noch, seinen Angreifer zwei Meter von sich wegzubefördern.
Iranueel landete in einer stinkenden Wasserlache und wurde von dem kalten Nass wieder voll in die Gegenwart zurückgeholt.
Er rollte sich nochmals schnell weiter und richtete sich wieder auf.
Nun war er zwar auf den Beinen, doch der asiatische Ochse kam bereits auf ihn zugewalzt, um ihn unter sich zu begraben.
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Wohl wissend, dass er nicht die Kraft hatte, um einen direkten Schlagabtausch zu überstehen, warf er links nach vorn zur Seite.
Iranueel wurde noch am rechten Unterschenkel gestreift, ansonsten kam er aber ungeschoren an der menschlichen Abrissbirne vorbei, die nun schon begann, blutig zu husten.
Schnell richtete er sich auf und richtete seine Hände ausgestreckt auf den Mann, der versuchte, sich mühsam umzudrehen und ihn erneut zu attackieren.
Bltzschnell züngelten elektrische Entladungen an Iranueels Armen entlang und sprangen in einem gleisenden Lichtbogen zu seinem Feind über, der sich nun in Zuckungen am Boden zu winden begann.
Kleine Rauchfahnen stiegen aus den Kleidern des Asiaten hervor, der zum Tode verurteilt seine letzten Sekunden in Krämpfen am Boden zuckte.
Iranueel lies erst von seinem Ziel ab, als er feststellte, dass sein Mana zur Neige ging.
Er stellte fest, dass der Kampf ihn auf Stufe 5 gebracht hatte. Außerdem konnte er eine goldene Aura um seinen toten Gegner sehen.
Ohne weiter darüber nachzudenken, streckte er seine linke Hand in die Aura und absorbierte sie. Sofort spürte er, wie sein Level auf Stufe 6 anstieg.
Von der am Boden liegenden Gestalt ging ein kurzes Aufleuchten aus und im nächsten Moment zerfiel der Asiate zu Staub, der in der leichten Brise verweht wurde.
Sich an die Person erinnernd, derentwegen er wohl angegriffen worden war, drehte sich Iranueel schnell um, und eilte zu dem an der Wand lehnenden Häufchen menschlichen Elends.
Aus der Menge des Blutes am Boden schließend, wurde dem Avatar klar, dass der Patient wohl nicht mehr lange zu leben haben würde.
Er hatte keine Heilmagie zur Verfügung und bei näherem Hinblicken konnte er eine tiefe Platzwunde am der linken Schädelseite erkennen, aus der weiterhin Blut austrat.
Ohne weiter darüber nachzudenken legte er seine Hand an die Wunde und lies Hitze wie in einem Ofen raus austreten.
Der Geruch vebrannten menschlichen Fleisches erfüllte die Gasse und die verwundete Person heulte schwach auf und versuchte, von der Hitze wegzukommen.
Doch der Blutverlust und die mit Sicherheit schwere Gehirnerschütterung machte daraus nur eine kleine Bewegung, die sie zur Seite fallen lies.
Doch das Verschmoren hatte seinen Zweck erfüllt. Kein weiteres Blut trat mehr aus der Wunde aus, was Iranueel die Zeit gab, sein weiteres Vorgehen zu überdenken.
Er konnte nun erkennen, dass es sich bei seiner Zielperson um eine junge Frau handelte von zweifelsohne asiatischer Abstammung.
Schwarzes verfilztes Haar rechte ihr bis halb hinunter zum wohlgeformten Hintern. Sie war schlank und hatte trotzdem wohlgeformte Rundungen an den richtigen Stellen.
Offensichtlich war sie nicht am Verhungern gewesen als sie angegriffen worden war.
Ihre mandelförmigen schmerzerfüllten Augen blickten zu ihm hoch und beobachteten jede seiner Bewegungen.
„Kannst du mich verstehen?“ fragte Iranueel in gebrochenem Chinesisch.
Sie musterte ihn wachsam wie ein verwundertes Reh.
„Ich kenne dich nicht, und doch hast du mich gerettet!“ antwortete sie in akzentfreiem Englisch.
Offenbar nahm sie an, dass er damit weniger Probleme haben würde.
„Ich hörte Geräusche aus dieser Gasse und wollte nachsehen, ob jemand meine Hilfe braucht.
Allerdings hatte ich nicht gedacht, dass ich es dabei mit einem solchen Gegner zu tun bekommen würde. Keine Ahnung, was du getan hast, um dir den Zorn dieses Typen zuzuziehen, aber ich denke nicht, dass er ein Musterknabe war, nachdem er mich ohne Warnung angegriffen hat!“
Sie mühte sich ab, sich wieder aufzurichten, wobei ihr Iranueel half.
Schwer atmend lehnte sie wieder sitzend mit dem Rücken an der Wand.
„Wenn du mich nicht sterben lassen willst und nicht vorhast, dies selbst bald zu tun, sollten wir hier schnellstmöglich verschwinden, bevor seine Spiesgesellen auftauchen und seine Arbeit beenden!“
Dabei streckte sie ihm beide Arme entgegen, dass er ihr aufhelfen sollte.
Iranueel tat dies und musste sie auch gleich stützen, nur um festzustellen, dass er dringend in seine Stärke investieren musste, da die zierliche Gestalt mit ihren vielleicht 1,65m ihn bereits ins Straucheln zu bringen drohte.
Mit einem kurzen Gedanken lies er einen Teil seiner angesammelten Energie in seine Muskeln strömen als hätte er dies schon öfters gemacht und konnte spüren wie seine Kraft zunahm.
Er verlor drei Level, doch seine Stärke nahm um 6 Punkte zu. Damit war seine leichte Last bei 40 Kilo und seine schwere bei 80, doch das war ausreichend, um die Frau zu stützen.
Als er die Energie in seinen Körper strömen lies, wurde sie augenblicklich stocksteif und blickte ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
„Du bist ein Avatar!“