Drittes Zeitalter - Winter des Jahres 2936 - Lothlórien
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Als Elsa die Augen aufschlug lag sie auf Eis. Kühl schmiegte es sich an ihre Wange und ließ sie leicht erschaudern. Sie unterdrückte den Wunsch die Kühle des Eises unter ihr noch länger zu genießen und drehte sich auf den Rücken. Elsa blickte auf einen dunklen wolkenverhangenen Himmel. »Ich muss auf einem großen See liegen wenn ich so viel Himmel sehen kann.« Bei diesem Gedanken musste sie stutzen und richtete sich auf. »Wo im Namen der Valar bin ich?« Elsa klappte die Kinnlade herunter als sie sich umsah.
Der Boden war eine einzige Eisfläche, welche sich bis zum Horizont fortsetzte. Elsa drehte sich um und ihr Erstaunen verwandelte sich in Entsetzen. In alle Richtungen zeigte sich ihr dasselbe Bild. Vorsichtig trat sie einen Schritt vorwärts. Das Eis knackte laut als sie das Gewicht auf den Fuß verlagerte. »Also doch ein Gewässer hmm.« , murmelte sie.
Dann ging alles zu schnell. Mit einem Ohrenbetäubenden Krachen brach die kristalline Oberfläche unter ihren Füßen ein. Sie schrie als ihr Körper in das Wasser unter dem Eis eintauchte. Elsa wurde von der Kälte überwältigt und ihre Muskeln verkrampften sich. Langsam sank sie zum Grund des Gewässers hinab. Sie ruderte mit den Armen und versuchte nach oben zu schwimmen und dem Tod zu entkommen, doch es war umsonst. Als hätte sie eine starke Hand gepackt wurde sie unaufhaltsam nach unten gezogen. Erst als ihre Zehen den Grund berührten war der Bann gebrochen und sie konnte nach zurück an die Oberfläche schwimmen.
Elsas Luft war bereits fast aufgebraucht als sie beim Eis ankam. »Das Loch müsste genau hier sein.« Sie suchte mit den Augen nach dem Punkt an dem sie kurz zuvor eingebrochen war, aber sie konnte ihn nicht entdecken. Elsa wurde nun panisch und begann mit der Hand gegen das Eis über ihr zu hämmern. Die Barriere hielt ihren Versuchen sie zu durchbrechen stand und ihre Luft war nun endgültig aufgebraucht. Als sie die Kontrolle über ihren Körper verlor und leblos nach unten sank, wachte Elsa mit einem Schrei auf.
Die Tür wurde aufgerissen und Elsas Eltern stürmten zur Tür herein. Auf ihrem Bett saß Elsa, das Gesicht schweißgebadet. »Geht es dir gut Liebling?« , fragte ihr Vater Elsa. Sie seufzte. »Ja. Ich hatte nur einen Albtraum.« Ihr Vater brummte zustimmend und strich ihr eine Strähne ihres langen blonden Haares aus dem Gesicht. »Versuch weiterzuschlafen Elsa.« , sagte er. Elsas Mutter war im Türrahmen stehen geblieben und beobachtete die Szene verwirrt. Ihre Tochter hatte noch nie Albträume gehabt, außerdem war es bei Elben im Gegensatz zu den Menschen ein seltenes Phänomen. Die beiden warfen sich einen besorgten Blick zu und verließen dann das Zimmer.
Erst als beide den Raum verlassen und die Tür geschlossen hatten erlaubte sich Elsa ihr wahres Entsetzen zu zeigen und laut aufzustöhnen. In den beiden Wochen nach dem Vorfall am See hatte sie jeden Tag denselben Traum gehabt, doch heute war es schlimmer gewesen als die letzten Male. Mit jedem Tag wurde er langsam realer und schmerzhafter. Inzwischen ging sie mit der Angst zu Bett, in einer jeden Nacht in immer echter erscheinenden Visionen zu sterben und danach aufzuwachen. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. »Es sind eindeutig keine natürlichen oder normalen Albträume. Doch wie kommen sie in meinen Kopf?« Elsa schlug die Decke zurück und schwang die Beine aus dem Bett.
Sie belastete das kürzlich gebrochene Bein vorsichtig und war wie jeden Tag abermalig erstaunt über die Heilkunst und Selbstheilungskräfte ihres Volkes. Seit eine Heilerin ihr Bein gerichtet hatte waren erst zwei Wochen vergangen, doch sie konnte bereits das Bein wieder belasten, musst allerdings noch aufpassen und zu schnelle Bewegungen vermeiden. »Wenn ich das Problem mit den Träumen lösen will muss ich zurück zum Weiher und mich der dort herrschenden Magie stellen. Meine Eltern dürfen aber nicht wissen, dass ich allein umherwandere sonst halten sie mich auf.« Elsa tapste vorsichtig zum Fenster, bedacht keine Geräusche zu verursachen und öffnete den Fensterladen.
Sie zog sich anmutig auf die Fensterbank und ließ ihre nackten Füße nach draußen gleiten. Sogleich fand sie an der rauhen Rinde des großen Baumes Halt und begann den Abstieg zur Treppe die sich um den Baum wand. Vorsichtig setzte Elsa den Fuß nach unten und stützte sich darauf. Plötzlich brach die Rinde unter ihrem Fuß weg und sie hing in der Luft. Schnell fand sie wieder Halt, jedoch hatte sie das Missgeschick viel Kraft gekostet.
Als sie sich schließlich auf die Treppe fallen ließ brannten ihre Arme vor Anstrengung. Langsam schlenderte sie die Treppe hinab und trat auf den Weg. Der kühle Wind fuhr ihr durchs Haar und ließ der nur mit ihrem weißen Nachthemd bekleideten Elsa einen Schauer über den Rücken wandern. Wie immer ging sie barfuß und genoss den kühlen Waldboden unter ihren Füßen.
Ohne Probleme fand sie den Weg zu ihrem Weiher und übertrat die Grenze des Waldes. Dort wurde es merklich kühler, allerdings war der Schnee in den letzten Wochen geschmolzen. Elsa betrat das kleine Wäldchen und trat ans Ufer des Weihers. Die Spuren des Vorfalls waren schon beinahe geschmolzen und die Eisdecke auf dem Wasser war nicht annähernd so dick wie zwei Wochen zuvor. »In diesem Zustand kann ich das Eis nicht betreten, es würde mich nie tragen.«
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Nachdenklich richtete sie ihren Blick auf die Reste der Eissäule die ihr Leben gerettet hatten. »Was ist wenn ich versuche erneut Magie zu wirken? Wird sie tun was ich will? Wird es stark genug sein den Tümpel einzufrieren?« Sie rieb sich die Hände und streckte sie in Richtung des Weihers. »Es gibt nur eine Möglichkeit herauszufinden ob es funktionieren wird.« Nachdem sie beschlossen hatte, dass sie versuchen würde ihre Zauberkraft zu benutzen, konzentrierte sie sich darauf was sie vor beim ersten Mal getan hatte als sie im Teich war.
Elsa schloss die Augen und verlangsamte ihre Atmung, danach ließ sie sich von dem gesamten Wunsch ausfüllen, dass es schneite und der Tümpel zufror. Als sie komplett entspannt war strömte die Kraft aus ihren Fingerspitzen und ein kleiner Eisstrahl wand sich um ihre Hand, bevor er sich von ihr entfernte und plötzlich senkrecht in den Himmel schoss. Elsa verfolgte das immer schneller fliegende magische Geschoss bis sie es nicht mehr sehen konnte. In dem Moment als es aus ihrem Blickfeld verschwand explodierte es schillernd und plötzlich senkte sich unbeschreibliche Kälte auf die Lichtung herab und es begann zu schneien.
»Es hat funktioniert! « , staunte Elsa und streckte ihre Hand nach einer Schneeflocke aus. Sie landete auf ihrer Hand, im Gegensatz zu allen anderen Schneeflocken die sie bisher gesehen hatte, schmolz diese jedoch nicht und so konnte sie die schillernden Eiskristalle in aller Ruhe betrachten. »Wenn das so einfach war sollte ich es doch eigentlich auch schaffen den Teich gefrieren zu lassen.« , stellte sie fest und begann aufs Neue mit ihren Atemübungen.
Dieses Mal waren all ihre Wünsche, ihre gesamte Existenz, sogar die tiefsten Teile ihres Geistes darauf fixiert den Teich gefrieren zu lassen. Der Gedanke war stark, wesentlich stärker als der, den sie einen Moment zuvor mit ihrer Magie verknüpft hatte. Bereits als eine gewaltige Menge an Macht aus ihr hinausströmte wusste sie, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Im Gegensatz zum ersten Versuch schoss der Eisblitz diesmal pfeilschnell auf den Weiher zu und tauchte in das Wasser ein. Innerhalb eines Augenblicks war der gesamte Inhalt des Tümpels gefroren.
Elsa wurde von Schwindelgefühl erfasst und musste sich auf den Waldboden setzen um nicht umzufallen. »Anscheinend habe ich mich verausgabt, aber ich habe es geschafft.« Als sie sich gesetzt und den Blick abermals auf den Weiher richtete fiel ihr die Kinnlade hinunter. »Ich glaube ich habe etwas übertrieben...« Die Magie stoppte entgegen ihres Wunsches keinesfalls beim Ufer des Weihers, sondern kroch zu allen Seiten in den Wald hinein und fror alles was ihr in den Weg kam. Als es sie selbst erreichte froren alle Dinge die den Boden berührten augenblicklich.
Elsa selbst war die einzige Ausnahme, denn außer, dass die gefrorenen Planzen auf denen sie saß unter ihrem Gewicht knisternd brachen passierte nichts. Sie beobachtete das Schauspiel, bis der gesamte Wald, inklusive den Bäumen von einer glitzernden Eisschicht überzogen war. Elsa erhob sich vom Boden und trat auf den Weiher zu. Mit schnellen Schritten betrat sie das Eis und stellte sich in die Mitte der Eisfläche. Triumph durchströmte sie als ihr klar wurde, dass sie das Eis ihrer Albträume betreten hatte ohne einzubrechen.
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Währenddessen weit entfernt im Herzen des Reiches Lothlórien ließ Galadriel Wasser in ihren »Spiegel« laufen und mit einem Streich ihrer Hand glättete sich die Oberfläche des Wassers. Sie hatte schon lange nicht mehr den Spiegel zur Rate gezogen, doch ihr Instinkt sagte ihr, dass sie ihn in naher Zukunft öfter gebrauchen würde. Wie immer wusste sie nicht was sie sehen würde, denn der Spiegel zeigte viele Dinge. »Dinge die waren, Dinge die sind und Dinge, die vielleicht noch sein mögen.« , wie sie Auserwählten, denen sie erlaubte in den Spiegel zu schauen immer erklärte.
Sie richtete den Blick auf die glasklare Oberfläche, welche ihr sogleich ein Bild des einen Rings zeigte. »Das ist ja ungewöhnlich.« , dachte sie im Stillen und ließ den Spiegel keinen Moment aus den Augen. Plötzlich wurde das Wasser unruhig und das Bild verschwand. Galadriel war entsetzt. »Das, das ist unmöglich, selbst ein Erbeben würde die Oberfläche des Spiegels nicht in Unruhe versetzen. Es sei denn...« Der Gedanke der ihr nun kam war so erschreckend, dass sie sich am Becken festhalten musste um nicht vor Schreck umzufallen.
»Jemand muss ein magisches Ereignis gewaltiger Größe verursacht haben. Aber seit dem zweiten Zeitalter hat niemand außer mir in diesem Wald so starke Magie gewirkt, oder besser gesagt wirken können.« , murmelte sie kopfschüttelnd. Als ein erneutes magisches Ereignis das Wasser im Becken zum überschwappen brachte, wurde Galadriel von der Macht die sie einige Kilometer entfernt registrierte beinahe umgeworfen, als alle ihre magischen Sinne überlastet waren. »Zu so etwas sind nur die Valar selbst fähig.« , war ihr einziger Gedanke als sie auch schon in Richtung des Zaubers lief.