Die zweite Geschichte passierte meiner Großmutter. Sie lebt in einem sehr kleinen Dorf, und dies geschah, als mein Vater noch ein Teenager war, also war alles noch wesentlich ländlicher als heute. Viele Bauernhöfe und Bauernkinder, die unbeaufsichtigt herum tollten. Die Menschen im Dorf waren damals sehr vertrauensvoll zueinander. Meine Großmutter arbeitete im Schichtdienst in einem Krankenhaus und fuhr mit einer Vespa zur Arbeit. Aber ihr Mann hatte ein Auto, das er den Jugendlichen des Dorfes zum Spaß ausleihen würde, solange sie es nicht beschädigten. Es war sowieso nur ein Unterschichten Modell (übrigens war das noch bevor Sicherheitsgurte 'angesagt' waren). Mein Vater und seine Freunde waren zu jung, um legal Auto zu fahren, aber es war Ende der 70er, niemand kümmerte sich darum. Schließlich mussten die Kinder auf den Höfen mithelfen, sobald sie groß genug waren, und Traktorfahren ist da nicht viel anders. Mein Vater und seine Freunde fuhren also einfach herum oder in die nur sechs Kilometer entfernte Stadt, in der es zumindest ein kleines Kino und eine Eisdiele gab, damit sie dort abhängen konnten.
Eines Nachts hatte meine Großmutter einen Albtraum. Sie träumte, dass mein Vater und sein bester Freund getrunken hatten (damals kümmerte das einfach niemanden), und beschlossen, zum Spaß in die Stadt zu gehen. Sie sah, wie sie das Auto nahmen, da der Schlüssel immer steckte. Sie sah, wie der Freund meines Vaters das Steuer übernahm, mit meinem Vater als Beifahrer. Sie fuhren los. Richtung Wald. Denn diese sechs Kilometer zur Stadt führten durch einen dichten, dunklen Wald, und die Straßen waren höllisch kurvenreich, weil das Dorf auf einem Hügel lag.
Viele Autofahrer und noch mehr Motorradfahrer starben in diesem Wald, fuhren zu schnell in die Kurve, rutschten von der Straße in den Graben und wurden manchmal erst Tage später gefunden, wenn sie im Gebüsch gelandet waren. Meine Großmutter sah also ihren Sohn und seinen Freund, wie sie die Kurven schnitten, lachten, herum alberten. Dann kam die schlimme Kurve. Die mit den meisten Todesopfern. Sie kamen von der Straße ab und prallten gegen einen Baum. Der Freund meines Vaters lag zusammen gesunken am Lenkrad. Mein Vater lag auf dem Waldboden, blutend und von Glassplittern übersät. Seine Augen starrten starr hinauf in die Nacht. Er war tot.
Meine Großmutter wachte erschrocken auf. Aber als gute katholische Frau versuchte sie sich ein zu reden, dass es nur ein böser Traum war. Außerdem standen in nächster Zeit keine Feste oder Feiertage an, also warum sollten die Jungs trinken? Und außerdem wussten ihr Sohn und seine Freunde es besser. Sie ging an diesem Tag wie gewohnt zur Arbeit, in die Nachtschicht. Ihr Mann, so nett er auch war, kümmerte sich nicht sonderlich darum, die Kinder zu beaufsichtigen. Er überließ sie sich selbst, wie üblich. Also ging mein Vater zu seinen Freunden, wie üblich. Und jemand hatte an diesem Tag Alkohol mitgebracht, den sie ihren Eltern geklaut hatten. Wie zumindest nicht unüblich... Die Jungs tranken, fingen an herum zu albern, überlegten wie sie eine gute Zeit haben könnten, und einer schlug vor, in die Stadt zu fahren. Mein Vater und sein bester Freund gingen also zu ihm nach Hause. Aber als sie dort ankamen, fühlte sich mein Vater zu betrunken, um mit zu kommen. Sein Freund jedoch wollte gehen. Also hat er sich das Auto geliehen.
A case of literary theft: this tale is not rightfully on Amazon; if you see it, report the violation.
Was dann im Einzelnen geschah, bleibt Spekulation, da nur der Freund meines Vaters dabei war, um es zu sehen. Aber es schien so gelaufen zu sein: Er nahm das Auto und fuhr bereits schlingernd aus dem Dorf. Er drehte das Radio laut für etwas gute Laune. Er schnitt die Kurven so nah wie möglich, denn warum nicht? Man lebt schließlich nur einmal. Dann kam die schlimme Kurve. Er kam von der Straße ab. Prallte gegen einen Baum. Lag zusammen gesunken über dem Lenkrad. Und die Botanik verbarg das Auto. Aber er war nicht tot. Und es war sein Glück, dass ein anderer Bauer, der aus der Stadt kam, die Rücklichter im Gebüsch blinken sah und anhielt, um nah zu sehen. Er rettete damit dem jungen Mann das Leben.
Die Nachricht erreichte das Dorf nicht sofort. Alle gingen ihrem Tagwerk nach, und als der Mann meiner Großmutter am Morgen sah, dass das Auto fehlte, zuckte er mit den Achseln. Erst als seine Frau nach Hause kam und in Panik geriet, wurde den Leuten klar, was passiert war. Meine Großmutter schrie ihren Mann an, als er ihr einfach sagte, die Jungs seien wahrscheinlich nur mit dem Auto gefahren, um etwas zu trinken. Ihr Geschrei weckte meinen Vater, der einen schrecklichen Kater hatte und trotz seines Alters immer noch Angst hatte, dass seine Mutter ihn wegen der Sauferei verprügeln würde. Stattdessen drückte sie ihn an ihre Brust, als sie sah, dass es ihm gut ging. Sie machte sich immer noch Sorgen um seinen Freund, bis sich herum sprach, dass der mit Schnittwunden und einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus lag (allerdings nicht das, in dem meine Großmutter arbeitete), doch ansonsten okay war. Als sie jedoch ihre Geschichte erzählte, wurde vielen Leuten anders und sie wussten nicht, was sie davon halten sollten. An dem Sonntag war die Messe ziemlich gut besucht...
Obwohl seitdem viel passiert ist, wird diese Geschichte im Dorf immer noch oft erzählt. Die Leute, auch wenn sie einander vertrauten, ließen ihre Autoschlüssel nicht mehr offen rum liegen, aus Sorge um ihre Kinder (oder vielleicht, weil die Versicherung die Kosten nicht übernehmen wollte). Die schlimme Kurve wurde abgesperrt und im Laufe der Jahre eine neue, geradere Strecke durch den Wald gebaut. Und wenn meine Großmutter wieder Albträume hatte (was an sich selten war), erzählte sie es immer jemandem, wenn es wen betraf, den sie kannte. Etwas Ähnliches wie dieser Vorfall ist nie wieder passiert, aber er hat meine Familie und das Dorf in Bezug auf Visionen und Träume geprägt.