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Geboren in dieser sterblichen Hülle.

Gesandt, um euch alle zu töten.

Genährt vom Hass.

Geleitet vom Zorn.

Strecke ich meine Waffen aus.

Ertragt dieses Blutbad.

Ich bin die Zerstörung.

Ich bin der Tod.

Ich bring die Hölle auf Erden.

Blutüberströmt richtete er sich auf. Eisige Kälte schlug gegen seinen nackten Oberkörper. Seine Haare klebten in blutigen, getrockneten Strähnen an seinem Gesicht. Kraftlos setzte er einen Fuß vor den anderen. Die Wunden an seinem Körper schmerzten. Sein Blick war trüb. Der süße, eiserne Geschmack von Blut lag auf seinen Lippen. Sein Kopf war leer, gedankenlos. Er wusste nicht, was er tun sollte. Wohin er gehen sollte. Was geschehen war, würde er niemals vergessen. Es hatte sich eingebrannt. In seine Gedanken. In seine Erinnerungen. In seiner Seele. Ganz tief in seinem Kopf sollten sie bleiben. Die Bilder, Geräusche und Gerüche. Für immer. Für seine Taten musste er damit büßen. Das wusste er und er wollte Vergeltung. Sein Antrieb war von nun an die Rache. Sein Ziel die Gerechtigkeit. Was ihn am Leben hielt seit jenem Tag ist die Wut der Bestie in ihm. Die Hoffnung auf Seelenfrieden. Jeder Schritt durch den roten Schnee fiel ihm schwer. Doch der Wille ließ ihn unaufhaltsam weiter gehen. So begann seine Reise.

Zehn Jahre später

Es dämmerte. Das Monster wurde nun müde. Die beiden Männer beobachteten es aus sicherer Entfernung. Die ganze Nacht folgten sie ihm. Und die Tage vorher studierten sie es. Tagsüber schlief es in Höhlen oder Flussbetten. In der Abenddämmerung ging es auf die Jagd. Bevorzugt in kleinen Dörfern, rieß es alles, was da war. Kühe, Schafe, Pferde, Frauen, Männer, Kinder. Zu mächtig war dieses Monster. Zu schnell. Zu groß. Ein ausgewachsener Tricera-Rex. Sechs Meter lang von Kopf bis Schwanzspitze und gut vier Meter Schulterhöhe. Eine gigantische Echse auf zwei Beinen mit langen und kräftigen Armen. Die vier Finger waren mit scharfen Krallen besetzt. Die drei Hörner, zwei auf der Stirn und eins auf der Schnauze, waren genauso gefährlich wie seine Klauen. Die wurden nur noch von seinem Zähnen übertroffen. Seine grauschwarze Haut war robust und dick. Eine normale Klinge glitt von ihr schnell mal ab. Und auch Kugeln oder Pfeile blieben selten in ihr stecken. Oteks und Korr betrachteten den Tricera-Rex. Oteks hielt sein Gewehr fest in den Händen. Er war ein Zwerg mittleren Alters aus den Bergen von Holgor. Das Randgebiet der von den Orks beheimateten Ödnis. Ein großer, buschiger blondgrauer Schnauzbart zierte sein breites Gesicht. Eine tiefe Narbe ging ihm über das linke Auge. Eine weitere zog sich von seinem Kopf hinter seinem Ohr bis zum Hals herunter. Er schütze seinen Kopf mit einem Stahlhelm. Er trug die Armeekleidung des Königreich Vaanira, in dessen Armee er kämpfte. Ein mattgrauer Brustpanzer mit Schulterpanzern. Darunter eine

Königsblaue Uniform aus robustem magischem Elfenstoff. Welcher sogar Klingenhiebe bis zu einem gewissen Grad unbeschadet überstand. Zum Schutz gegen Kugeln trug er unter der Uniform ein massives Kettenhemd. Dunkelbraune Stiefel mit Schienbeinschützern aus Stahl und dunkelbraune Lederhandschuhe. Sein Begleiter Korr bildete einen starken Kontrast. Er war ein North. Mit einem Meter dreiundneunzig überragte er Oteks um vierzig Zentimeter. Er war mit einem großen Schwert bewaffnet. Die Klinge war gut einen Meter sechzig lang, mit Griff eins achtzig. Trotz, dass es recht schwer war, ließ es sich gut mit zwei Händen führen. Wiederum konnte man es auch mit nur einer Hand zielsicher leiten. Er trug eine Dämonenjägerrüstung, welche sehr guten Schutz vor Angriffen und Magie bot. Diese Rüstung war in dunklen Farben gehalten. Ein Kapuzenumhang, der im ersten Moment schwarz wirkt, im richtigen Licht aber seine tiefe, dunkelgrüne Farbe zeigte. Ein mattschwarzer Brustpanzer. Ein dunkelgrünes Shirt und eine schwarze Hose, deren dicke Stoffe noch besser schützten als die Uniform von Oteks. Auch Korr trug ein Kettenhemd unter seinem Shirt. An seinem Gürtel hing eine Tasche mit magischen Heilkugeln. Kleine Verletzung und nicht all zu große Wunden konnten mit ihnen schnell geheilt werden. Um seinen rechten Oberschenkel war der Lederriemen mit Halfter für sein Jagdmesser befestigt. Dunkle Lederstiefel samt, massiven Schienbeinschützern und einen fingerlosen Lederhandschuh, der den ganzen rechten Unterarm schützte. Sein linker Arm war komplett mit einer schwarzen Rüstung gepanzert. Welche offensichtlich von einer anderen Rüstung entwendet worden ist. Es handelte sich um eine Drachenrüstung. Sie wurde von den Drachenkriegern während der Drachenkriegen getragen. Die Drachenritter waren die mächtigsten Krieger in dieser düsteren Zeit des Landes Delija. Dicke Platten die wie spitze Schuppen aussahen, schichteten sich den Arm entlang. Die Finger der gepanzerten Hand liefen spitz zu wie Krallen. Die Handinnenflächen erinnerten an schwarzes Leder. An dem Schulterpanzer waren drei kurze runde Dornen, in einem Dreieck angeordnet. Die Erinnerung, wie er seinen Arm verlor und schon kurze Zeit später einen neuen, mächtigeren Arm erhielt, mochte er sich immer ungern ins Gedächtnis rufen. Er wusste nur, wären seine Freunde nicht da gewesen, wäre er entweder gestorben oder ein einarmiger Krieger geworden. Dieselben Freunde für die er jetzt den Tricera-rex jagt. Er strich sich eine Strähne von seinem schulterlangen Haar hinter das Ohr. Er hatte sein Haupthaar hinter dem Kopf zusammengebunden, der Rest hing locker herunter. Eine typische Kriegerfrisur bei den North.

„Ich werde das Viech jetzt erlegen.“ Raunte Oteks ungeduldig. Korr packte ihn an der Schulter.

„Warte! Er schläft noch nicht fest genug. Wir sollten…“ Oteks unterbrach ihn.

„Ich werde ihm jetzt eine Ladung mit Blitzmagie verstärkter Kugeln in seinen Echsenkopf jagen!“ Ohne noch zu zögern, stand der Zwerg auf und schritt aus dem Gebüsch.

„Moment Oteks.“ Sagte Korr überrascht als er sich aufrichtete. Beide traten vor das Gebüsch. Das Monster schlief weiter.

„Ich habe dem König versprochen, dass ich auf dich aufpasse Oteks. Also bevor wir unüberlegt handeln, lass uns nachdenken.“ Der Zwerg lachte spöttisch.

„Pah, du auf mich aufpassen? Junge, ich bin alt genug auf mich selbst aufzupassen. Und du weiß, dass ich aus persönlichen Gründen dieses Monster erlegen will.“ Korr sah zu dem zornigen Zwerg. Oteks persönlicher Hass auf den Tricera-Rex war sein Ansporn. Das Monster hatte vor zwei Jahren seine Frau auf den Feldern bei der Apfelernte in zwei Teile gerissen. Oteks war voller Zorn auf diese Kreatur. Seitdem er vor dem blutverschmierten Unterleib seiner Frau kniete, wollte er das Monster sterben sehen. Die kleine Apfelweinbrennerei, die Oteks Frau betrieb, war ein gutes halbes Jahr nach dem Vorfall geschlossen. Doch Oteks Tochter setzten den Betrieb fort. Zumindest bis das Schicksal zum zweiten Mal zu schlug. Auch Oteks Schwiegersohn, welcher in der Armee von Vaanira war, fand den Tod durch das Monster und seine Tochter fiel in schwere Depressionen. Oteks will ihr bald die Nachricht bringen, dass die Bestie tot ist.

„Oteks. Lass dich nicht vom Zorn leiten. Er vernebelt dir die Sicht auf dein wahres Ziel.“ Oteks sah leicht verwundert zu Korr. Dann nickte er.

„Du hast Recht, mein Freund. Die falschen Gefühle könnten mich vom Weg abbringen.“ Korr klopfte ihm auf die Schulter.

„Etwas, was ich in North gelernt habe und was eine wichtige Lehre ist für Krieger. Aber jetzt lass uns das Monster erlegen, mein Freund. Der König will endlich frohe Kunde hören.“

„Seit wann redest du denn so geschwollen? Dein Posten am Hof bekommt dir nicht. Und der König kann seinen feinen Arsch selber mal bewegen. Hundertzwanzig Jahre jünger als ich und faul wie ein Oger.“ Sagte Oteks mit einem Unterton, der Korr es als Spaß verstehen ließ. So wie es auch gedacht war. Der Tricera-Rex schlief. Er bekam nicht mit, wie die beiden sich unterhielten. Erst als Oteks erster Schuss die Mündung seines schweren Donnergewehres verliess, öffnete der Tricera-Rex die Augen. Unmittelbar bevor der Schuss eines von ihnen traf. Die Bestie schrie auf und riss den Kopf hoch. Korr nutzte die Gelegenheit, sprang aus seinem Versteck und eilte auf den Tricera-Rex zu. Er wollte sein Schwert dem Monster zwischen Kopf und Hals rammen. Doch der Tricera-Rex richtete sich auf, noch bevor die Klinge ihn erreichte. Korr schlug dem Monster eine Wunde quer über die Brust. Die rechte Pranke schlug nach Korr. Sie verfehlte. Doch nicht der Kopf der Riesenechse, welcher Korr glücklicherweise nicht mit den Hörnern, sondern nur mit dem Schädel traf. Korr konnte sein Gleichgewicht halten. Währenddessen verfiel Oteks in seine Routine. Nachladen, anlegen, zielen, schießen. Wie in Trance, ohne von seinem Platz zu weichen. Schießen, schießen, schießen, schießen, nachladen, anlegen, zielen, schießen. Korr holte erneut aus, traf den Tricera-Rex am Hinterlauf und wurde dann von der linken Kralle der Bestie am Rücken erwischt. Seine Rüstung hielt stand. Nur er nicht. Er flog gegen einen Baum. Sofort raffte er sich auf. Sein Rücken schmerzte. Er sah wie der Tricera-Rex auf Oteks zustürmte.

„Oteks! Pass auf!“ Schrie Korr. Benommen, durch den Verlust eines Auges, konnte das Monster Oteks nicht gleich ausmachen. Die Schüsse setzten ihm zu. Oteks sah das Monster immer größer werden. Doch er ließ nicht ab.

„Komm nur her du verfluchtes Viech.“ Schießen, schießen, schießen, schießen, nachladen, anlegen, zielen, schießen. Schon leiteten ihn wieder die Gefühle, vor denen Korr ihn gewarnt hatte. Oteks dachte an alles. An seine Frau, seine Tochter, seinen Schwiegersohn und all die anderen Menschen, die der Tricera-Rex verschlungen hat. Nur nicht an Korrs Rat. „Lass dich nicht vom Zorn leiten. Er vernebelt dir die Sicht auf dein wahres Ziel.“

„Verdammt Oteks, beweg dich da weg!“ Korrs Stimme klang Kilometer weit weg für Oteks. Erst als er den fauligen Atem des Tricera-Rex roch, sprang Oteks beiseite. Korr sprintete dem Monster hinterher, in der Hoffnung noch irgendwas, egal was, einfach nur irgendwas, unternehmen zu können. Er kniff die Augen zusammen, als eines der scharfen Hörner Oteks durchstieß. Ein abscheuliches Geräusch hallte durch den Wald. Der Rumpf des Zwergs platzte an der linken Seite auf. Gedärme und Innereien flogen umher. Ein dumpfer Aufschlag. Dunkles Blut auf dem Waldboden. Ein gieriges Schmatzen. Ein tiefes Grunzen. Dann brüllte der Tricera-Rex laut wie ein Donner. Korr sah in sein Maul mit hundert scharfen Zähnen und er sprang zurück. Sie starrten sich in der aufgehenden Sonne an. Korr hielt sein Schwert in der rechten Hand. Das Monster fletschte die Zähne. Speichel gemischt mit Blut tropfte von seinem Kinn. Ohne Vorwarnung stürmte der Tricera-Rex nach vorne und wollte Korr mit seinen Hörnern treffen. Korr ging in Verteidigungshaltung und hielt seinen linken Arm schützend vor sein Gesicht. Vor ihm formten sich rotglühende, uralte Drachenrunen wie ein Schild in der Luft. Es stoppte den Angriff des Monsters abrupt. Korr merkte den starken Aufprall, glitt etwas zurück, doch er fing sich schnell. Der Tricera-Rex, verdutzt von der Gegenwehr des kleinen Gegners, taumelte etwas zurück. Er senkte den Kopf und zeigte Zähne. Korr hielt sein Schwert fest in der rechten Hand und schritt auf den Tricera-Rex zu. Dieser hob seinen Oberkörper und richtete sich zu voller Größe auf. Korr umfasste mit beiden Händen den Griff von seinem Schwert und holte aus. Der Kiefer des Monsters klappte auf und das gierige Maul raste auf Korr zu. Einen Augenblick bevor er drohte verschlungen zu werden, machte Korr einen Ausweichschritt nach hinten, um dann wieder nach vorne zu stürmen. Dabei wich er leicht nach links aus, um an dem riesigen Kopf vorbeizukommen. So führte er sein Schwert genau zwischen Kopf und Hals des Monsters durch Haut, Fleisch und Knochen. Sein Schwert hatte ihn noch nie enttäuscht. Wenn er damit etwas schneiden wollte, dann war er sicher, dass er es auch konnte. So war es auch dieses Mal. Korr musste einiges an Kraft aufbringen um dem Monster den Kopf vom Hals zu trennen. Er kam erst nach den Hinterläufen des Tricera-Rex zum Stehen. Sekunden später brach die Bestie, ohne Kopf, zusammen. Der Kopf rollte ein paar Meter über den dreckigen Untergrund und färbte dann den Waldboden mit seinem Blut rot. Korr richtete sich auf. Atmete tief ein und aus, führte sein Schwert in die Scheide und sah sich das Schlachtfeld an. Er zog eine kleine grüne Kugel aus seiner Gürteltasche und drückte sie an seine Brust. Grün leuchtender Staub tanzte um ihn, als die Kugel zersprang. Seine Wunden heilten und er fühlte sich erholt. Dann schritt er langsam auf den Leichnam von Oteks zu. Die Gedärme quollen aus der offenen Seite des Körpers. Blut bildete eine kleine Pfütze unterhalb des halbabgetrennten Körpers. Oteks starrte steif in den Himmel. Korr senkte sein Haupt und verharrte eine Minute bei Oteks. Bei den North war es üblich, in der Schlacht gefallenen Kriegern nicht nachzutrauern, sondern ihnen still Tribut zu zollen. Korr drehte sich um und ging langsam in Richtung seines Motorrads. Als er leises Stöhnen hörte, wandte sich Korr um. Oteks sah ihn an. Seine Lippen versuchten, Worte zu formen, aber Korr verstand nicht. Er sah nur die Qualen und wollte sie beenden. Tränen liefen aus Oteks Augen. Das war das einzige Mal, das Korr ihn weinen sah. Korr schloss die Augen. Sein Schwert drang schnell in Oteks Kopf und wieder heraus. Ein letzter Atemhauch entglitt dem Zwerg und bekundete das Ende seines Lebens.

Das Lagerfeuer knisterte und warf das flackernde orange Licht auf Korrs Gesicht. Der Kräuterschnaps wärmte ihn von innen. Das Fleisch des Tricera-Rex stärkte ihn. Er hatte die monströse Echse, mit den drei tödlichen Hörnern auf dem Kopf, vor zwei Stunden erlegt. Fast einen Monat jagten Korr, Oteks und Philip, ein Soldat in der Ausbildung, das Monster. Philip der Sohn eines reichen Generals aus Dimdor, einer größeren, meist von Menschen besiedelte, Stadt. Er hatte seinen Sohn nach Vaanira geschickt, um ihm dort am Hofe eine gute Kriegerausbildung zukommen zu lassen. Der Junge war nicht besonders motiviert und hatte keinen Antrieb den Tricera-Rex zu jagen. Dementsprechend anstrengend waren seine Launen. Schon nach zwei Wochen auf der Reise wurde er von einer starken Magen- und Darmkrankheit heimgesucht und musste in das nächste Krankenhaus. Was Korr und Oteks nur recht war. Sie setzten ihre Reise allein fort. Der junge Soldat war Korr unterstellt. Korr war einer der vier Lords am Schloss von Vaanira. Er und Lord Wilhelm waren für die Ausbildung der Soldaten zuständig. Nach seinem Mahl sah Korr nachdenklich in das Feuer. Er drehte den Deckel von seinem Flachmann zwischen den Fingern der rechten Hand und war tief in Gedanken versunken. Er dachte an seinen guten Freund und Truppführer, seinen Anführer, seinen König wenn man so möchte. Er dachte an ihn, weil er sich im Geiste von Oteks verabschiedete und unweigerlich so auch an ihre erste Begegnung denken musste. Damals traf Oteks zu ihrem Söldnertrupp, um sie durch einen verfluchten Wald, der als lebendes Labyrinth galt, zu führen und blieb dann für immer bei ihnen. Konstantin, ihr Truppführer, nahm Oteks damals so freundlich und feierlich auf wie jeden anderen. Selbst Korr, der Konstantin nicht gerade freundlich gegenübergetreten war, wurde von ihm so brüderlich zum Teil der Gruppe gemacht, als würden sie sich schon seit Ewigkeiten kennen. Korr war zu dieser Zeit mit Balthasar, einem korpulenten Kampfmagier vom östlichen Kontinent Ailera, als Team unterwegs. Balthasar war Korrs bester Freund. Konstantin war der Adoptivsohn des Königs von Kulmwald. Ein Königreich im Südwesten von Delija. Er hatte beschlossen, mit einer Gruppe von Abenteurern durch Delija zu ziehen, um Frieden und Gerechtigkeit ins Land zu bringen. Um zu wissen, wie es ist, sich selbst die Hände schmutzig zu machen. Damit er weiß, wie es ist, für etwas zu kämpfen. Dann eines Tages, wollte er ein würdiger König für sein Reich sein. Dieses Reich wollte er sich selbst erkämpfen. Nicht notgedrungen mit Gewalt. Eher wollte er eins der Schlösser, welches nach den Drachenkriegen verlassen war und dessen umliegende Städte und Dörfer nun ohne führende Hand zurecht kommen mussten, neu besetzen und sein Königreich von Anfang an selbst aufbauen. Als Adoptivsohn eines Königs stand es ihm nicht zu, den Thron zu fordern. Konstantin wurde alles gelehrt, um ein aufrichtiger Mensch zu werden. Er war ehrenhaft, zuvorkommend, gewissenhaft, brüderlich, ein guter Kämpfer und ein ausgezeichneter Anführer. Brüderlich, dass ist wohl auch das Wort, mit welchem Korr Konstantin am besten beschreiben würde. Was aber das Wichtigste war, er war für alle, für jeden einzelnen in ihrer Gruppe, ein Freund. Korr erinnerte sich an ihr erstes Aufeinandertreffen mit einem Lächeln.

Ein warmer Tag ging zu Ende. Die Abenddämmerung legte ein rot-oranges Licht über den Horizont. Korr und Balthasar waren unterwegs in Richtung Norden. Sie waren aus den Steppen Midloree auf dem Weg zur Hauptstadt. Es würde noch Monate dauern, sie zu Fuß zu erreichen. Korr war wie immer nicht besonders gesprächig und Balthasar trottete ihm im gewissen Abstand hinterher. Mit dem Schwert auf den Rücken geschnallt und dem Rucksack über eine Schulter geschmissen schritt Korr zügig voran. Sein Kapuzenumhang und seine Rüstungen waren schon damals dieselben, die er heute trägt. Balthasar war noch in seine Kampfmagierrüstung eingekleidet. Eine weite Hose, dazu Lederstiefel, die über das halbe Schienenbein gingen und je mit einer Stahlplatte besetzt waren. Eine dunkelgrüne Weste, fingerlose Handschuhe bis zum Ellenbogen, die für den Nahkampf verstärkt waren. Korrs Gesichtsausdruck war grimmig. Dazu trug wohl auch ein verpatzter Auftrag bei. Sie kamen gerade aus der Stadt Sidanra, welche ein Knotenpunkt des Handels für Delija und den Westlichen Kontinent war. Ein Händler, mit dem Namen Bomir Zalos, einer der wichtigsten Händler in Sidanra, wollte Korr viel Geld für die Ermordung einer Seelenfresserin zahlen, die sich seit einiger Zeit in der Gestalt einer Waldelfe herumtrieb. Er scheiterte kläglich, vertrieb aber die Seelenfresserin zumindest aus der Stadt. Sie waren nun schon vier Tage unterwegs und nährten sich nun Klumwald, einem Königreich, das etwas im Süd-Westen von Delija lag. Die Straße war nur eine breite Trampelfurt. An diesem Tag kreuzten nur drei Fußgänger, zwei berittene Soldaten und zwei Autos der Armee ihren Weg. Zur Linken des Wegs lag ein großer Laubwald und in der Ferne sah man rechts am Horizont die nächste Stadt. Sie würden sie heute nicht mehr erreichen und stellten sich schon darauf ein, im Freien schlafen zu müssen. Hinter einer kleinen Anhöhe kamen vier Gestalten auf Pferden auf sie zu. Als Balthasar sie bemerkte, klopfte er Korr gegen den Oberarm.

„Korr, siehst du…?“ Korr unterbrach ihn noch im Satz und raunte Balthasar zu.

„Ja Balthasar. Sie sind nicht zu übersehen. Solange sie nichts von uns wollen, geh einfach weiter.“

„Korr, die sehen aus wie Ritter von einem Königshaus.“

„Möglich, aber das soll uns nicht kümmern. Wir sind keinem Königreich zugehörig.“

„Aber die Höflichkeit…“

„Die Höflichkeit kann mich mal.“ Die Fremden waren nur noch wenige Meter von den beiden entfernt. Der junge Mann, der voran ritt, trug eine weiß-goldene Rüstung mit vielen Verzierungen, ein Zeichen eines hohen Stands in der Gesellschaft. Sein ganzer Körper, bis auf sein Kopf, war gepanzert. Ein dunkelblauer Umhang bildete einen Kontrast zu der hellen Rüstung. Lange blonde Haare mit leichten Wellen gingen ihm bis auf die Schultern. Sein Kinn zierte ein mittellanger Kinnbart. Seine Haut war sehr gepflegt und wirkte weich und sanft. Die hellblauen Augen waren so freundlich und strahlten eine Gutherzigkeit aus, wie Balthasar es noch nie gesehen hatte. Auch Korr bemerkte diese unglaubliche Ausstrahlung. Ein Langschwert hing an seiner rechten Hüfte. Dies zeigte Korr, dass er Linkshänder war. Er war nicht sonderlich groß, rund einen Kopf kleiner als Korr. Ganz im Gegensatz zu dem Ritter, der zu seiner Rechten ritt. Dieser war größer als Korr und hatte breite Schultern. Als Waffe führte er eine Axt mit. Seine Rüstung war schon mit einigen Kratzern und Dellen geziert. Zeigte aber durch das hochwertige Material, dass er ein Ritter eines königlichen Hofes. Am Ende der Gruppe ritt ein junger Magier. Er trug eine weinrote Magierrobe mit verschnörkelten Schulterplatten aus Leder, die Robe war geöffnet. Unter ihr erkannte man eine leichte Schutzweste aus Leder. Seine ebenfalls weinrote Hose hatte er in seine Stiefel gestülpt. Im Gesicht sah er von allen am jüngsten aus. Kurze Haare und die glatte Haut im runden Gesicht unterstrichen diesen Eindruck noch. Er war sehr dürr und hibbelig. Rechts neben dem großen Ritter, ritt ein Ritualritter. Dieser war vom Aussehen her auch noch sehr jung. Mit kurz geschnittenem Haar. Kein Bart zeigte sich in seinem Gesicht. Man sah die Ähnlichkeit zwischen ihm und dem Adligen, der auf einem weißen Ross vorweg ritt. So anmutig und erhaben, einem Engel gleich. Er hob die behandschuhte Hand und alle zügelten ihre Pferde, als sie Korr und Balthasar gegenüberstanden. Auch Korr und Balthasar blieben stehen. Der Adlige ergriff das Wort.

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„Seid gegrüßt Fremde. Wir kommen vom Schloss Klumwald, ich bin Prinz Konstantin.“ Balthasars Augen wurden groß und er kniete sich in den Staub der Straßen. Korr blieb stehen und sah den Prinzen weiter ohne Gefühlsregung an. Balthasar dachte sich nur im Stillen, Korr, bitte mach jetzt nichts unüberlegtes. Der große Ritter sprach im lauten Ton zu Korr.

„Hörst du nicht? Vor dir steht der Prinz von Klumwald!“ Prinz Konstantin hob beschwichtigend die Hand.

„Schon gut Wilhelm, ich kann nicht für jeden ein Adliger sein. Ich bin ja auch nur der Adoptivsohn.“ Er sah Korr tief in die dunklen Augen und spürte, dass hinter ihnen viele Schmerzen lagen, aber auch Ehre und der Wunsch nach Gerechtigkeit.

„Wie gesagt ich bin Prinz Konstantin, dies sind meine Begleiter. Mein jüngerer Bruder, Ike. Unser Begleitschutz Wilhelm und unser Magier Kalito. Wir sind auf der Suche nach einem Höllenoger, welcher seit einigen Tagen Frauen aus unseren Dörfern und Städten verschleppt. Gerade erst Heute schlug er wieder zu. Könnt Ihr uns weiterhelfen?“ Korr blickte ihn, ohne nur zu blinzeln, weiter an. Balthasar stellte sich neben ihn und ergriff das Wort.

„Verzeiht Hoheit, aber wir können euch nicht helfen. Wir kommen gerade aus Sidanra und sind nur auf der Durchreise.“

„Ich verstehe. Ihr seht mir nach würdigen Kämpfern aus. Seid ihr Söldner?“

„Ja eure Hoheit. Also…Korr hier ist es zumindest. Ich bin eher nur der Gehilfe und unterstütze wo ich kann. Mein Name ist Balthasar, bevor ich es vergesse.“ Der Prinz und Korr sahen sich an.

„Wollt ihr euch uns nicht anschließen? Ich verspreche euch nach einer erfolgreichen Mission eine hohe Belohnung. Dieses Monster muss aufgehalten werden. Er schändet unsere Frauen und terrorisiert die Dörfer. Wir müssen ihm seine gerechte Strafe zukommen lassen. Unsere Gruppe kann jeden Mann gebrauchen und wie gesagt, ich sorge dafür, dass mein Vater gut zahlt für seine Erlegung.“

„Tsst!“ Korr wandte den Blick vom Prinzen und schritt zwischen den Pferden hindurch, weiter den Weg entlang. Alle Augen richteten sich auf ihn. Der Prinz drehte sich um und sah ihm nach.

„Recht schweigsam euer Freund. Interesse an einem gut bezahlten Auftrag hat er wohl auch nicht.“

„Verzeiht, ich glaube er ist etwas angefressen. In Sidanra hat er einen Auftrag verhauen und seitdem…“ Korr rief aus einigen Metern Entfernung dazwischen.

„Das ist es nicht, aber wenn ihr den Höllenorg haben wollt, müssen wir in diese Richtung!“ Jetzt machte jeder der Gruppe ein Geräusch des Erstaunens und sah Korr mit offenem Mund nach. Welcher unbeirrt weiter schritt. Dann zeigte er mit dem Zeigefinger auf den Wald zu seiner Linken.

„Höllenoger gehören wie Schattenorks zu den Leichenfressern und halten sich in der Nähe von Friedhöfen oder Massengräbern auf. Dort hinten schaut die Spitze einer, wahrscheinlich verlassenen, Waldkapelle heraus. Ich nehme an, wir finden ihn dort. Doch die Frau oder eine andere Geisel zu retten, solltet Ihr nicht hoffen. Also eure "Hoheit" wollt ihr mitkommen oder bekomme ich mehr, wenn ich ihn alleine erlege?“ Konstantin erstauntes Gesicht änderte sich in ein freundlich lachendes. Dann sah er zu Balthasar.

„Er kennt sich anscheinend gut aus was das Monsterjagen angeht, Balthasar?“

„Ja, er ist als North sowohl für den Krieg als auch für die Jagt ausgebildet, eure Hoheit.“

„Bitte nennt mich Konstantin.“ Er reichte Balthasar vom Pferd aus die Hand, dafür beugte er sich weit herunter. Dann sah er wieder zu Korr.

„Ein North? Doch ich fühle, da ist noch etwas anderes, was in seiner Brust schlägt…“ Aus der Ferne rief Korr ihnen wieder zu.

„Was ist nun?! Ich mach den Scheiß auch allein, wenn ihr alle schiss habt!“ Konstantin gab seinem Pferd einen leichten Stoß in die Seite und es trabte los.

„Er hat Recht. Los Freunde, lasst uns diesen Oger erledigen.“

Die Gruppe erreichte den Waldfriedhof samt Kapelle nach Einbruch der Nacht. Die Pferde hatten sie am Rande des Waldes angebunden, in der Hoffnung sie stünden noch dort, wenn sie wieder kommen. Den ganzen Weg durch den Wald lief Kalito, der junge, aufgedrehte Magier, um Balthasar herum und fragte ihn ununterbrochen, was denn seine magischen Talente waren. Ob er auch einen Feuerball umherschleudern könne oder Wasserströme aus den Händen fliesen lassen. Balthasar bejahte dieses mehrfach entnervt. Bis Korr ihn von der Spitze des Trupps anmaulte.

„Haltet endlich die Klappe da hinten, sonst hört der Höllenoger uns und wir können das Überraschungsmoment vergessen!“ Kalito sah verblüfft zu Korr, dann zu Konstantin, welcher ihm zu verstehen, gab das er auf Korr hören solle. Er tat dieses und verstummte. Auf Balthasars Gesicht machte sich ein kleines Grinsen breit. Korr blieb abrupt stehen und hockte sich ins Gebüsch, die anderen taten es ihm gleich. Dann drehte er sich zu den anderen um und ergriff das Wort.

„Der Eingang des Friedhofs ist keine zweihundert Meter mehr von hier entfernt. Wenn ich es von hier betrachte, wird der Oger in der Kapelle sein Lager haben.“

„Was schlägst du vor?“,fragte Konstantin ihn ruhig.

„So wie Tote für uns einen unangenehmen Geruch haben, so haben wir Lebenden für ihn auch einen. Er wird uns riechen, wenn wir uns anschleichen, noch bevor wir in der Kapelle sind.“

„Also ich denke, wir stürmen die Kapelle einfach und nutzten den Überraschungsmoment“,sagte Wilhelm mit fester Überzeugung.

„Das kannst du gerne machen. Andererseits kann uns die Gunst des jungen Ritualritters hier auch weiterhelfen.“ Korr deutete auf Ike. Welcher ihn verwundert und auch etwas ängstlich ansah.

„Du trägst die Rüstung der Ritualritter aus Contor, also nehme ich an, du beherrscht das Seelenbändigen. Hier auf dem Friedhof findest du bestimmt zahlreiche Seelen. Sie können dir Informationen zukommen lassen und dich im Kampf verstärken. Wenn ein paar gute Krieger unter ihnen waren, erleichtert das unseren Kampf um einiges." Ike begann mit den Händen ablehnend zu gestikulieren.

„Tut mir leid, aber das kann ich nicht, weil das war so, also...“ Er rang nach Worten. Konstantin legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Verzeiht meinem kleinen Bruder, aber sein Orden wurde kurz bevor er in die Künste des Seelenbändigen eingeweiht wurde, zerschlagen. Er rettete sich und reiste mit einem Schiff nach Delija, weil er erfuhr, dass ich damals von einem König dieses Landes adoptiert wurde. Er machte sich ganz alleine auf die Suche nach mir. Ike traf Wilhelm, seitdem sind die beiden unzertrennlich. Auch weil sie ein ähnliches Schicksal teilen. Wilhelm ist nämlich auch kein voll ausgebildeter Ritter. Zusammen fanden sie mich. Ich war so stolz auf meinen kleinen Bruder, dass er die gefährliche Reise auf sich nahm, nur um mich zu finden. Was für mich als Adoptivsohn eines Königs ein leichtes gewesen wäre, vollbrachte er als Waisenjunge ganz alleine.“ Korr sah die beiden unbeeindruckt an und fuhr unbeirrt weiter.

„Gut, wenn das so ist, Plan B: Die Magier schleudern von links und rechts Feuerbälle durch die Fenster und wir verstecken uns ein paar Meter entfernt von der Eingangstür hinter den Grabsteinen. Wenn der Oger durch die Eingangstür rennt, stoßen wir vor und attackieren ihn. Höllenoger sind zwar feuerfest, doch auch er wird die Kapelle bei Brand verlassen.“

„Was ist mit den Frauen, die er heute aus der Stadt entführt hat?“ wollte Konstantin wissen.

„Fünfzig, fünfzig. Entweder leben sie noch, dann sollten Balthasar und der hagere Quasselkopf sie da schnell rausholen. Was jedoch wahrscheinlicher ist, sie sind tot. Also macht euch keine Hoffnungen.“ Korr sah in bedrückte Gesichter. Nur Prinz Konstantin sah ihn ernst an. Dann grinste er und nickte Korr zu.

„Also gut, so machen wir es! Männer, es geht los!“

Ein lauter, schmerzhafter Frauenschrei aus dem Inneren der Kapelle ließ alle ihre Aufmerksamkeit auf das verwitterte Gebäude richten. Stille folgte. Der Prinz nickte allen noch einmal zu und sie bewegten sich geduckt auf das offenstehende Friedhofstor zu, um durch es hindurch zu schleichen. Das Tor quietschte leicht im Wind, als sie hindurch huschten. Die Magier lösten sich von der Gruppe, gleich nachdem sie den Ort der Toten betreten hatten. Doch dazu, ihre besprochenen Positionen einzunehmen, kamen sie nicht. Ein Schrei ertönte erneut und das Kapellentor flog auf. Eine nackte Frau, um die Dreißig mit lockigem hellbraunem Haar, wurde durch das Tor mit dem Kopf voran, hindurch geworfen. Als sie mit dem Kopf auf dem matschigen Boden schlug, knickte dieser nach hinten, bis ihr Schlüsselbein den Boden berührte, ab und erzeugte ein unangenehmes Geräusch. Wie als wenn sich Knochen vom Fleisch löste. Sie war sofort tot. Zwischen ihren Schenkel floss Blut in dünnen Bahnen. Die Gruppe blieb wie angewurzelt stehen. Der Höllenoger trat, unter den Türbogen des Gebäudes.

„Gib es keine Menschenfrauen mehr, die was aushalten?!" Bei diesen Worten kratzte der drei Meter Fleischberg an seinen haarigen, bewarzten Hintern und furzte mit angestrengtem Gesicht. Er hatte eine große Wampe. Dürre Beine und Arme, graugrüne Haut und fettige pechschwarze Haare bis auf die breiten Schultern. Zwei kleine spitze Hörner wuchsen auf seiner Stirn. Zwischen diesen Hörnern war ein drittes Auge, welches er gerade geschlossen hatte. Ein unterer großer Schneidezahn ragte aus seinem Mund über die Oberlippe. Er knetete gerade seine Hoden als sein Blick auf die kleine Söldnertruppe fiel.

„Was seid ihr denn für Knilche?“ Der Prinz zog sein Schwert und zeigte mit ihm auf das Ungetüm.

„Ich bin Prinz Konstantin von Klumwald. Meine Begleiter und ich sind gekommen um dich aufzuhalten, du Bestie! Auf das du nie wieder die Menschen terrorisierst!“ Korr sah Konstantin etwas ärgerlich an und murmelte grimmig und für niemanden hörbar.

„Begleiter? Als ob.“ Der Rest der Gruppe zog ihre Waffen. Kalito begann am ganzen Leib zu zittern. Es war sein erstes Mal, das er einem ernsthaften Gegner gegenüberstand. So monströs und gefährlich hatte Kalito sich die Sache nicht vorgestellt. Der Oger beugte sich mit breitem Grinsen nach vorne.

„Vaanirah! Ein Prinz wie interessant und so ein hübscher noch gleich dazu!“ Nun sahen ihn alle verwundert an. Der Höllenoger leckte sich die Lippen, sein Penis zeigte eine leichte, freudige Erregung. Der Blick der Gruppe wurde noch entsetzter.

„Ob so ein schöner und feiner Prinz wohl besser zu ficken ist? Hehe, ein schöner königlicher Arsch zum Liebesspiel ist doch was Feines.“ Der Oger griff neben sich und holte einen Morgenstern, der aussah, als sei er zum Erschlagen von Drachen gedacht, hervor.

„Also, mein kleiner Prinz, ihr könnt eure Männer schonen und euch gleich von mir den Liebessaft geben lassen oder ihr lernt es auf die harte Tour“,grunzte der Oger. Dem Prinzen wurde übel bei dem Gedanken. Alle anderen waren wie erstarrt. Bis plötzlich Korr mit erhobenem Schwert um den Prinzen herum auf den Oger zu lief.

„Quatsch nicht rum“, sagte er gelangweilt, als er zum Schlag ausholte. Der Höllenoger reagierte sofort und hielt die Kette von seinem Morgenstern schützend vor sich. Korrs Klinge schlug drei mal schnell hintereinander auf die Kette. Dann hob der Oger die Arme, Korr taumelte zurück und griff sofort erneut an. Erneut blockte der Oger mit der Kette die Schläge. Bei jedem Treffer merkten die Söldner, wie schwer es dem Ungetüm fiel, der Wucht stand zu halten. Mit großen Augen sahen Prinz Konstantin und die anderen, wie Korr das Biest in Schach hielt. Außer Balthasar. Dieser lies eine Flamme um seine Hand entstehen und lachte die anderen an.

„Was ist los? Noch nie mit einem North zusammen gekämpft? Wollen wir ihm nicht helfen?“ Ohne den Blick vom Geschehen zu nehmen fragte der Prinz.

„Braucht diese Kampfmaschine überhaupt unsere Hilfe?“ Balthasar zuckte mit den Schultern.

„Nicht unbedingt, aber so geht es schneller und er ist nicht angepisst, wenn wir ihm nicht helfen. Verzeiht meine Ausdrucksweise, Hoheit.“ Konstantin winkte ab.

„Schon gut Balthasar.“ Er zog sein Schwert.

„Also dann Männer. Zum Angriff!“ Und Korrs Unterstützung eilte zu ihm. Bis auf den Zauberer Kalito. Dieser blieb erst wie angewurzelt stehen und versteckte sich dann panisch hinter dem nächsten Grabstein. Dort kauerte er und brach in Tränen aus.

„Oh Mann, das gibt es doch nicht, ich hätte nie damit gerechnet, dass so eine Bestie mir solche Angst macht. Ich dachte nicht, dass er so schrecklich aussieht. Ich habe Angst.“

Man konnte glauben Korr schlüge wie ein Wilder auf die Kette des Morgensterns ein, doch hinter dieser scheinbar blinden Wut steckte ein Ziel. Er wollte die Kette zerbrechen. So würde der Morgenstern, für den Höllenoger unbrauchbar werden und sie hätten leichteres Spiel mit ihm. Der Oger ließ diese Taktik auch lang mit sich durchziehen, doch dann kam der Rest der Gruppe und das Monster handelte nicht zu Korrs Vorteil. Das dritte Auge, das bis zu diesem Moment noch geschlossen war, öffnete sich mit einem schmatzenden Geräusch. In ihm schien ein Feuer zu lodern. Die schmale Pupille zuckte schnell in alle Richtungen, um die Situation zu überblicken. Dann schoss das Auge einen rotglühenden Energiestrahl auf Korr. Ein Ausfallschritt rettete ihn. Dann schwang der Oger den Morgenstern, dem herbeieilenden Trupp entgegen. Diese stoppten ihren Angriff. Die Bestie schoss nun ihren Energiestrahl auf die Verstärkung und schleuderte die mit Stachel besetzte Waffe auf Korr. So hielt der Oger die Feinde von sich fern. Er lachte.

„Na kommt schon! Ich will noch meinen Spaß mit euch haben, aber mit dir will ich extra viel Spaß Prinzchen!“ Korr machte ein angespanntes Gesicht.

„Mist. Kein Durchkommen. Er weiss wie er uns fern hält.“ Die Kreatur holte weit aus und begann sich zu drehen, wobei sie die Waffe um sich herumschleuderte. Nicht lange, nur sechsmal. Doch beim sechsten Mal erwischte es den vor Angst zitternden Kalito. Die Gruppe sah die Gefahr voraus und wich rechtzeitig aus. Kalito saß verstört hinter dem Grabstein, als er einen summenden Ton wahrnahm. Er sah nach rechts als die todbringende Kugel auf ihn zu schnellte. Er brachte nicht einmal einen Angstschrei hervor, als die dicken Stacheln ihn durchbohrten. Einer zwischen Unter- und Oberkiefer. Ein weiterer drückte sich zwischen zwei Rippen durch, drückte sie auseinander, bis sie brachen und stieß dann in Lunge und Herz. Der letzte brach den Hüftknochen. Der Morgenstern schlug dann mehrere Male auf den Boden auf, was den Magier fast bis zur Unkenntlichkeit zerquetschte.

„Kalito! Oh nein!“ Schrie Ike entsetzt. Der Höllenoger stand nach dem Angriff mit dem Rücken zur Gruppe. Er drehte sich und lachte dabei diabolisch. Es klackte und die Kette des Morgensterns hing schlaff wie ein Seil in den Händen des Ogers. Ein verwundertes Grunzen entfuhr ihm. Das harte Eisen war gebrochen und die Kette hatte sich von der todbringenden Kugel gelöst. Korr hatte nur auf diesen Moment gewartet und da er mit Balthasar ein eingespieltes Team war, geschahen die folgenden Ereignisse schnell und instinktiv. Korr rannte los. Ein schnelles kurzes Kommando.

„Balthasar!“ Und der Magier schleuderte einen Feuerball in das Gesicht der Bestie. Zwar schoss sie noch ihren Energiestrahl in der Verwirrung, doch dieser war ungezielt. Im Vorbeilaufen riss Korr Wilhelm seine Streitaxt aus den Händen, blieb ruckartig stehen, wobei er den Schwung des Laufs nutzte und die Axt warf. Er lief sofort wieder los. Die Axt traf den Oger im Gesicht nur ein Zentimeter unter dem linken Auge. Das Monster fiel auf die Knie. Mit einem Satz sprang Korr nach oben auf die Wampe der beleibten Bestie. Ein letzter Strahl versuchte Korr zu treffen, doch durchlöcherte nur seinen Kapuzenumhang. Die scharfe Schwertklinge von Korrs mächtiger Waffe stieß durch das flammende Auge in das Gehirn und versetzte den Höllenoger in die letzten Zuckungen, bevor er zusammenbrach, sprudelte eine Fontäne aus Blut aus dem Auge. Korr sprang von ihm ab und landete sicher auf den Füßen. Gelassen drehte er sich um und lächelte Balthasar zu.

Konstantins Mund stand offen vor Erstaunen. Dann fasste er sich langsam wieder und schüttelte ungläubig den Kopf.

"Das…Das war unglaublich. Ich kann gar nicht ausdrücken, was ich sagen will…" Korr machte eine ruckartige Bewegung mit seinem Schwert um es grob vom Blut zu säubern. Er beachtete den Prinzen nicht einmal wirklich und schob sein Schwert wieder in die Scheide, dann begutachtete er das kopfgroße Loch in seinem Umhang.

„Ich werde euch einen neuen Umhang besorgen, Korr. Den besten, den mein Königreich hergibt.“

„Ich hoffe, dass mindert nicht die Bezahlung? Immerhin habe ich ihn so gut wie alleine erlegt.“

„Nein, nein, auf keinen Fall! Geld, Verpflegung, alles was ihr wollt. Ihr seid Gäste am Hof von Klumwald, auf Lebenszeit. Bitte begleitet mich und meine Leute an den Hof.“ Korr sah ihn nachdenklich an, dann sah er zu Balthasar. Welcher nur mit den Schultern zuckte.

„Eigentlich wollte ich mich auf die Suche nach einer Hexe machen. In Sidanra hieß es, sie sei eine Seelenfresserin, aber das glaube ich nicht.“

„Eine Hexenjagd? Klingt gut, ich bin dabei!“, sagte der Prinz munter.

„Wie bitte?“ Fragte Korr verdutzt. Wilhelm zog gerade seine Axt mit Mühe aus dem Schädel des Höllenogers und sagte beiläufig:

„Das ist doch mal was Entspanntes. Ich komme mit.“

„Wo muss ich unterschreiben? “grinste Ike Korr an. Dieser fuhr mit dem Blick durch die Runde und dann zu Balthasar. Der zuckte nur wieder mit den Schultern. Konstantin legte Korr eine Hand auf die Schulter. Balthasar hatte im ersten Moment befürchtet, Korr würde ihm als Antwort die Zähne ausschlagen. Doch da erkannte er schon, dass Korr wusste, dass vom Prinzen keine Gefahr ausging und er ihm wohl gesonnen war.

„Ich denke, wir reden darüber, wenn wir gleich im Wald unser Nachtlager aufgeschlagen haben und auf unseren Sieg anstoßen.“, sagte Konstantin mit dem freundlichsten Lächeln im Gesicht, das Korr je gesehen hatte. Genau wie damals bei Balthasar mochte er diesen Menschen auf Anhieb, ohne zu wissen, warum. Er nickte nur einmal als Bestätigung.

„Gut. Jetzt lasst uns aber den armen Kalito gedenken, mir ist jetzt schon schlecht bei dem Gedanken, seiner Familie und seiner Freundin sein Ableben beizubringen.“

„Ich werde dies tun, Bruder“, sagte Ike traurig. Er war sehr betroffen. Nach einer Schweigeminute ging die neue Gruppe in die alte Waldkapelle. Korrs Prophezeiung bestätigte sich. Nur noch Leichen, in verschiedenen Stadien der Verwesung befanden sich in ihr. Sie verlassen den Ort des Grauens und begaben sich zu ihrem Lager. Als sie alle am Lagerfeuer saßen und ihr Bier zu sich nahmen, das Konstantin und sein Trupp mit sich führten, stand Konstantin plötzlich auf. Er hob seinen Krug.

„Freunde und neue Freunde!“ Dabei machte er eine ausladende Handbewegung.

„Ich habe nachgedacht und ich habe mich entschieden. Schon seit Jahren habe ich beschlossen eine Gruppe von Söldner zu formen, welche sich den Monstern, Bestien, Dämonen und Verbrechern von Vaanira annimmt. Es sollen ehrenhafte und gute Leute sein. Mit ihnen will ich durch das Land ziehen und Gerechtigkeit bringen. Für die Schwachen. Für die, die uns brauchen. Dann eines Tages, eines fernen Tages, soll unsere Zeit kommen und unser Reich. Unser freies, friedliches Reich für alle und jeden.“ Alle klebten an seinen Lippen, als er sprach. Er brachte es so überzeugend und motivierend rüber, dass jeder bereit war, ihm zu folgen.

„Ich denke hier und jetzt ist der perfekte Anfang für dieses Unterfangen. Also frage ich euch. Wollen wir der Auftakt von etwas Großen werden? Von etwas Großartigem? Seid ihr an meiner Seite und akzeptiert ihr mich als euren Anführer?“ Die Reaktionen ließen auf sich warten. Für Konstantin fühlte es sich wie Ewigkeiten an. Langsam kamen ihm Zweifel, ob diese Ansprache vielleicht doch zu früh war. Dann erhob sich Ike.

„Natürlich Bruder. Ab jetzt, für immer, bin ich an deiner Seite.“ Dann erhob sich Wilhelm.

„Lasst uns siegreich sein, Kameraden!“ Es dauerte einen Augenblick, bis Balthasar aufstand und mit unsicherer Stimme verkündete.

„Ja…ich bin dabei.“ Alle lachten. Außer Korr. Er saß noch immer vor dem Lagerfeuer und beobachtete die Gruppe. Die Blicke richteten sich auf ihn. Dann zog Korr die Augenbrauen hoch und schüttelte kurz den Kopf.

„Na, wenn ihr meint…“ Alle sahen ihn nun noch verwunderter an. Er grinste.

„Für die Gerechtigkeit. Ich bin dabei.“ Ein freudiger Aufschrei ging durch die Gruppe.

„So denn Männer! Morgen geht’s nach Klumwald und dann geht’s auf Reisen!“ Verkündete Konstantin erheitert. Und so begann die lange Reise der Söldnertruppe unter dem Kommando des Prinzen Konstantin.

So zogen sie alle durch das Land und jeder verfolgte dabei sein eigenes Ziel. Doch alle halfen auf irgendeine Art Konstantin bei seinem Traum. Bis er starb. Dann übernahm sein jüngerer Bruder Ike die Führung der Gruppe. Ike kämpfte mit seinen Freunden weiter für den Traum seines Bruders. Als sich Konstantins Traum nun erfüllte und die Gruppe ein Schloss von ihren dämonischen Besatzern befreite, war Konstantin schon lange tot. So erbauten seine Freunde ein neues Königreich und sein Bruder wurde der König. Das war das, was Konstantins Traum am nächsten kam.

In Gedanken hob Korr seine Schnapsflasche, ohne den Blick von den Flammen zu nehmen.

„Auf dich, mein Freund. Das dein Königreich nun sicherer ist und auch auf dich, Oteks, mein Freund. Weise waren deine Worte und mutig deine Taten. Und auch auf euch all meine Freunde die ihr nicht mehr unter uns weiht. Möget ihr alle in Frieden ruhen.“ Die Worte kamen Korr ruhig und etwas traurig über die Lippen. Dann nahm er einen großen Schluck aus der Flasche und drehte sie wieder zu. Als er nach einiger Zeit einschlief, sah er wieder die Bilder. Bilder, die ihn seit jenem Tag immer wieder heimsuchten. Jenem schicksalhaften Tag vor so vielen Jahren.

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