Kapitel 4: Ein neuer Weg
Ich staune, als Talia geschickt vom Baum springt und wie eine Eins landet. Dann zieht sie zwei weitere Umhänge aus ihrer Tasche und wirft sie uns zu.
"Fangt! Ich hoffe, dass ich eure Maße richtig geschätzt habe", sagt sie.
Ich stolpere nach vorn, fange diesen auf und betrachte ihn. Er hat die Farben des Waldes, also grün, grau und braun.
"Zieht sie schnell über, denn sie sind wasserdicht und wärmen. Ihr könnt doch nicht schon vor dem Abenteuer krank ins Bett gehen."
Ich ziehe den Umhang schnell über. Er liegt warm an und passt genau. Nicht zu eng, fliegt aber auf nicht unnötig in der Luft. Auch beeinflusst die Kapuze mein Sichtfeld kein bisschen. Auch Lesren hat sich seinen übergeworfen. Er post in verschiedenen Haltung und erprobt sein neues Kleidungsstück. Darin sieht er richtig cool aus.
"Gut, wenn damit die Modenschau beendet ist, können wir dann endlich los?", fragt sie und marschiert in Richtung des Waldes.
Lesren und ich folgen und nach einer Weile tun mir die Füße weh. Ich laufe nie viel. Ich bin ein Stubenhocker. Wie lange geht das noch und wo gehen wir hin?
Ein Glück, dass Lesren die gleichen Fragen hat. "Entschuldigung? Ich hätte da eine Frage?", fragt Lesren.
"Was gibt es?", stellt Talia freundlich die Gegenfrage.
"Ich wollte nur wissen, wohin wir gehen. Und wie weit es noch ist."
"Eine sehr gute Frage. Wir laufen noch etwa dreihundert Meter diesen Weg entlang. Dann treffen wir auf ein Gasthaus, wo wir Essen und die Anderen treffen. Dann machen wir uns auf den Weg zum Camp", antwortet Talia.
Eine Antwort, aber hatte ich mir doch etwas mehr Details gewünscht. Da ich aber nicht selber gefragt habe, muss ich mit dem auskommen, was Lesren für uns erfragt hat.
Und so laufen und laufen wir einfach weiter. Für mich heißt es hier Schritt für Schritt. Die letzten Meter waren besonders schwierig, doch ich habe es geschafft. Und sobald wir das Gasthaus betreten, hört der Regen schließlich auch auf. Na toll.
Wir betreten das Gasthaus und Talia und Lesren streifen ihre Kapuzen ab.
"Es ist unhöflich drinnen eine Kapuze oder Hut zu tragen", flüstert Talia zu mir, "Man könnte meinen, du hast etwas zu verstecken."
Schnell werfe auch ich meine Kapuze zurück.
Talia lächelt den Wirt an. Ein kleiner dicker Mann, der auf einem Hocker steht, damit er überhaupt über die Theke schauen kann. In seinem Leben scheint er viel gegen Geld getauscht zu haben, denn er selbst und sein unmittelbarer Arbeitsbereich sind sauber, gepflegt und mit teuren Schmuckstücken besetzt. Dieser nickt ihr mit einem verschmitzten Grinsen zu. "Darf es für euch noch ein Wunsch sein?", fragt er. "Ja, bitte noch drei ihrer berühmten Suppen."
"Soll ich es in Rechnung an das Amt schicken oder bezahlen sie?" "Ich übernehme", antwortet sie.
"Und die drei weiteren Suppen kommen sofort" Und der Wirt verschwindet durch eine kleine Tür in die Küche.
"Kommt und lernt die anderen beiden kennen." Talia führt uns durch den Gästeraum. Das Lokal scheint nicht sehr gut besucht zu sein, denn die meisten Tische sind leer. Am Kamin sitzt eine Gruppe älterer Herren und Damen und spielen Karten. Ein junges Paar hat sich an einen Tisch in der Ecke zurückgezogen. Drei junge Männer sitzen offensichtlich betrunken an einem anderen Tisch und unterhalten sich lautstark. Irgendetwas von Politik.
Talia öffnet eine Tür und geht die dahinter liegende Treppe hinauf. Dann öffnet sie eine weitere Tür und enthüllt ein großes Zimmer mit einer langen Tafel und vielen Stühlen. Der Raum scheint leer, bis auf zwei streitende Jugendliche. Sie sitzen am Ende des Tisches. Und trotzdem reichen sie aus, um den gesamten Saal zu füllen, so laut sind sie.
"Du hast schon mehr als die Hälfte gegessen!", beschwert sich die eine.
"Das stimmt doch gar nicht. Außerdem brauche ich mehr, weil ich Muskeln aufbauen muss und ich bin größer, da passt dann auch mehr rein!", erwidert der andere.
"Wie wäre es dann mit ein wenig mehr Gehirn, das würde dir sicher gut bekommen."
"Wie kannst du es wagen. Mein Gehirn funktioniert hervorragend."
"Ach ja und was ist dann 48 mal 6?"
"Das ist..." Der Junge lässt das Brot, um das sie sich streiten los und benutzt seine Finger, um schneller zu rechnen.
"Gewonnen!", schreit das Mädchen.
Der Junge wird rot und springt auf. "Das war gemein, unfair, Betrug, Verrat!"
"Pech, so ist das nun mal", sagt sie und reißt sich ein großes Stück ab und stopft es sich in den Mund.
Der Junge sieht so aus, als wäre er bereit, um das Brot zu kämpfen, doch dann kommt seine Einsicht und er setzt sich wieder auf seinen Stuhl. Verdrossen schaut er dem Mädchen zu.
Talia verkneift sich ein Grinsen. "Das ist der Rest eures Teams. Ihr gehört nun zusammen!"
Bei Talias Worten bemerken uns die anderen beiden endlich, dass sie nicht mehr allein. Sind das Mädchen steht auf und setz zu einem Knicks an.
"Ihr seid also die zwei, von denen Meisterin Talia gesprochen hat", begrüßt das Mädchen, "Ich bin übrigens Auelia Müller."
"Ich bin Lesren Bauer", stellt sich Lesren vor, geht auf die beiden zu, um ihnen deine Hand zu reichen.
Der Junge erhebt sich, schnappt sich Lesrens Hand und schüttelt sie kräftig. "Dann bin ich wohl an der Reihe. Mein Name lautet Lunor, Lunor Schmied."
Alle Augen richten sich auf mich. Schüchtern sage ich: "Askari Schneider." Mehr bekomme ich gerade einfach nicht heraus. Ich will einen guten Eindruck hinterlassen, damit nicht alle denken, ich könnte gar nicht. Wie beginnt man ein gutes Gespräch. Ich zermahle mir den Kopf, um eine Lösung zu finden.
Talia aber scheint aber die Peinliche Pause, die meine Gedanken hinterlassen haben, aufbrechen zu wollen. "Und mich kennt ihr ja alle schon", meint Talia. Aber die Pause geht weiter.
Immerhin hat der Wirt Taktgefühl, denn in diesem Moment klopft er an der Tür. Er kommt herein und balanciert drei große Schalen dampfender Suppe und drei Laibe Brot.
The story has been taken without consent; if you see it on Amazon, report the incident.
"Wie ihr es bestellt habt. Ihr solltet essen bevor es kalt wird. Bleiben sie auch noch bis Morgen?“ Dabei reibt er sich seine Hände. „Ich kann ihnen meine guten Suiten empfehlen. Kosten natürlich etwas mehr, aber für ein so gut aufgestelltes und neues Team werden doch sicher keine Kosten und Mühen gescheut. Ich bin da sehr behilflich.“
"Nein", antwortet Talia, "Wir machen uns nachher auf den Weg." Sie zieht einen kleinen Beutel Münzen aus ihrem Umhang und bezahlt alles. Der Wirt versucht den Preis in die Höhe zu treiben, aber Talia lässt sich nicht von ihm verarschen.
Sobald die Verhandlungen beendet sind, verschwindet der Wirt und Talia setzt sich zu Auelia und Lunor. Dabei schnappt sie sich eine der Schüsseln, bricht eines der Brote und gibt die Hälfte an Lunor, der sich freudestrahlend darüber hermacht.
"Kommt und esst. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns", sagt Talia. Das lassen Lesren und ich uns nicht zweimal sagen. Wir nehmen uns jeweils eine Schüssel und setzen uns. Erst jetzt bemerke ich wie hungrig ich eigentlich bin. Wir sind ja noch vor dem Essen aufgebrochen.
Die Suppe ist wunderbar, genau richtig gewürzt und nahrhaft mit Gemüse und einigen Streifen Gasön, ein hasenähnliches Nagetier mit Geweih. In einigen Fällen sind sie in der Lage Magie zu beherrschen. Aber sonst sind sie eher harmlos. Einfache zu besorgendes Wildfleisch und sehr eigen im Geschmack. Entweder kannst du es leiden oder eben nicht.
Doch wie immer bei solch leckeren Speisen ist der Teller viel zu schnell leer. Lesren wischt die letzten Tropfen Suppe mit seinem Brot auf. Ich bin in meine Gedanken versunken. Die anderen Reden angeregt und tauschen sich über ihr Leben aus. Ich habe den Anfang dieses Gespräches verpasst, aber wie immer ist Lesren da und beantwortet alle Fragen. Auch schein er einiges über mich zu erzählen. Sollte ich das nicht selbst machen? Auch egal.
"So jetzt müssen wir aber wirklich los, sonst kommen wir noch zu spät." Talia führt sie aus dem Gasthaus. Der Wirt winkt mit einer seiner Händen uns Hinterher. Für ihn scheinen wir gute Kunden zu sein.
Draußen regnet es zwar nicht, aber ein kalter Wind pfeift mir um die Ohren. Schnell setze ich daher die Kapuze auf. Viel besser. Neben dem Gasthaus steht ein kleiner Stall. Thalia verschwindet darin und kommt schon nach kurzem mit einer Kutsche wieder heraus.
Sie wird von zwei Kristaphine gezogen. Sie scharren mit ihren Hufen. Scheinbar sind sie ganz ungeduldig und wollen wohl wieder mal laufen. Ich gehe auf die Kristaphine zu.
Tiere haben mich schon immer fasziniert. Aber bisher habe ich sie immer aus der Ferne beobachtet, bis auf die Weidetiere, die um mich beim Lesen grasten und Lesrens Fleukitz.
Schnaubend betrachten mich beide. Sie scheinen mich zu beobachten. In ihren braunen Augen ist eine unglaubliche Ruhe. Daher traue ich mich noch näher an sie heran. Das eine hat ein weißes Fell mit braunen Flecken. Das andere ist genauso andersherum gefärbt. Wie es für Kristaphine üblich ist, bestehen ihre Mähne und Schweif aus verschiedensten Mineralien, die sich zu Kristallen formen. Die Brust und die Flanken sind ebenfalls mit einer Kristallschicht überzogen. Sie schimmern im Mondlicht in den verschiedensten Farben.
Diese Tiere haben viel Ausdauer, aber sind doch inzwischen eher selten anzutreffen. Viele Tiere sind für verschiedenste Konflikte im Krieg benutzt worden. Die Kristaphine gehören dazu. Sie werden noch heute von hochrangen Generälen gegen die Dämonen eingesetzt. Das finde ich durchaus schade. Dabei sind es so friedliche Tiere.
Vorsichtig nähere ich mich ihnen und streichle die Nüstern der Kristaphine. Dann fällt mir ein, das etwas im Rucksack ist, was den beiden gefallen könnte. Schnell hole ich zwei Äpfel hervor. Vater hat sie mir als Proviant mitgegeben, doch für diese beiden ist das auch ein schöner Snack und ich hatte ja gerade gegessen.
Ich halte den Pferden die Äpfel hin. Sie schnuppern erst vorsichtig, dann aber schnappen sie gierig zu und zerkauen sie ganz genüsslich.
"Damit hast du dir gerade zwei Freunde fürs Leben gesichert", meint Talia, "Normalerweise bekommen sie kaum Äpfel. Mein Meister meinte, sie werden davon nur unnötig fett."
Ich nicke. Dann klettere ich zu den anderen dreien in die Kutsche. Lesren freut sich, während die anderen beiden mich mit großen Augen anschauen.
„Was ist?“, frage ich unsicher.
„Du bist einfach die diese beiden Monster zu gegangen und hast sie gefüttert. Ich habe solche noch nie gesehen und du gehst einfach so, als ob nichts wäre auf sie zu. Dass sind doch eher laut Legenden die Schlachtrösser der Reichen.“, meint Lunor
„Aber ich hatte gelesen, dass sie friedlich sind. Außerdem haben sie mich mit ihren Augen zu ruhig angeschaut. So heißt es doch: ein Blick sagt mehr als tausend Worte.“, antworte ich.
„Zeigst du mir, wie du das gemacht hast?“, fragt Auelia.
Ich nicke: „Sicher“
Talia räuspert sich: „Nicht jetzt, macht das ein andermal. Wie ich schon sagte haben wir es ein wenig eilig. Steigt ein!“
Ich klettere als letzte herein. Der Innenraum ist überraschend geräumig und es gibt sogar vier Betten, die wie Pritschen an der Wand hängen.
"Schlaft ein wenig. Morgen sind wir im Camp und dann folgen einige anstrengende Wochen", sagt Talia.
Eine gute Idee, wie ich finde. Ich lege mich auf die letzte verliebende Matratze und kuschle mich in eine Decke. Dann lausche ich den Geräuschen des Waldes. Der Wind rauscht durch die Blätter, kleine Tiere huschen über den Wald Boden und die Räder der Kutsche rollen knirschend über die Erde. Manchmal schnaufen und wiehern die Kristaphine. Macher Nachtvogel zwitschert eine Angenehme Melody.
Ich erinnere mich an meine Geschichten, erst jetzt beginnt die Reise der Helden und auch hier beginnt meine Reise. Dann fallen mir langsam die Augen zu und ich entschwinde in das Land der Träume.
Doch schon bald rüttelt mich jemand an den Schultern. "Was ist denn?", murre ich.
"Bist du immer so ein Morgenmuffel?", fragt Lesren, "Wir sind da!"