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Lösung

Die Treppe war deutlich länger als die riesige Treppe innerhalb der Fabrik. Soda läuft bestimmt schon für Stunden diesen gefühlt-endlosen und sterilen Gang herab. Ihre Beine zittern mit jeder Stufe etwas mehr. Eigentlich ist Ruhe schon längst fällig bei Soda, aber eine Pause kann sie sich nicht erlauben. Dafür ist zu viel geschehen.

„Wer baut solche Treppen ?"

Keucht sie fluchend und bemüht sich, so schnell wie möglich herabzulaufen…

Stunden vergingen, bis Soda mit letzter Kraft am Ende der Stufen angelangt ist.

Wackelig und erschöpft stützt sie sich an der steril-weißen Wand ab, mit einem gewissen Hass gegen die Blitzbirne, die auf so eine lästige Architektur gekommen ist. Schließlich sind solche Passagen alles andere als angenehm.

Nach einer kurzen Weile setzt sich die mittlerweile deutlich gereizte Soda in Bewegung und folgt dem schmalen und düsteren Gang vor ihren Augen. Im Gegensatz zu der großzügig-breiten Treppe, muss sie in diesem Gang ihren Bauch einziehen und sich langsam fortbewegen.

Nun ist ihr Hass gegenüber dem Erbauer dieser unterirdischen Konstruktion auf seinen Höhepunkt gestiegen. Wer auch immer diese idiotischen Gänge erbaut hat, wird ebenso bezahlen wie der Roboter. In dieser Meinung ist Soda nun mit absoluter Sicherheit gefestigt.

Statt diesmal stundenlang in ein und dieselbe Richtung zu gehen, erreicht Soda ihr Ziel innerhalb von ein paar Minuten; eine schmale, blau-leuchtende Tür war vor ihrer Nase. Kaum nähert sie sich dieser einen weiteren Schritt, öffnet sich diese von alleine und offenbart Soda einen Raum, welchen sie maximal in ihren wildesten Fantasien hätte sehen können.

Ein riesiger Bildschirm, auf welchem etliche Zahlen herumschwirren, gefolgt von riesigen Kästen voller Bücher, Samen und anderen Überlebenswichtigen Sachen, alles in Reih und Glied geordnet. Brummende Kästen sind bis an die Decke gestapelt. Kabel verbinden diese mit dem Bildschirm, der ebenfalls als Lichtquelle für den futuristischen Raum dient.

Als sich Soda dem geheimnisvollen Monitor nähert, frieren die Zahlen auf diesem ein und lösen sich nach und nach auf. Ersetzt werden diese Zahlen durch Symbole, welche Ordner und Bilder repräsentieren sollen.

„Erbitte Eingabe."

Spricht eine monotone und weibliche Stimme, welche aus dem Bildschirm heraus zu Soda spricht. Sofort bleibt Soda stehen und verschränkt die Arme vor der Brust. Wahrscheinlich kann sie dieses Ding nicht sehen, dennoch möchte sie nicht vor einer Maschine Angst und Nervosität offenlegen. Nie wieder.

„Erbitte Eingabe"

Wiederholt die Computerstimme. Vorsichtig lockert Soda ihre Haltung und nähert sich dem Bildschirm. Kein Knopf oder ähnliches ist zu finden. Verzweifelt klopft sie mehrmals auf den leeren Tisch vor dem Anzeigegerät herum.

„Erbitte Eingabe"

„Ja, ich versuche es doch !"

„Messe aggressiven Tonfall. Beruhigungssequenz wird eingeleitet."

Aus dem Monitor dröhnt eine stumpfe Musik, welche mit unfassbar repetitiven Rhythmus den ominösen Raum mit Klang erfüllt. Ein Klavier, das nach einem zweisekündigen Spiel wieder von vorne anfängt.

„Was soll das ?"

Murt Soda genervt.

„Mein Protokoll besagt, dass diese Melodie ihresgleichen beruhigt."

If you discover this tale on Amazon, be aware that it has been stolen. Please report the violation.

„Ihresgleichen ? Was zum...mach das Gedudel aus !"

„Wie Sie wünschen."

Die Musik stoppt abrupt. Seufzend versucht Soda erneut auf dem Tisch und der naheliegenden Umgebung eine Eingabemöglichkeit für den Bildschirm zu finden, allerdings ohne Erfolg.

„Erbitte Eingabe"

„Jetzt halt den Rand !"

„Messe aggressiven Tonfall. Beruhigungssequenz wird eingeleitet."

„Hnrgh !"

Nach einer gefühlten Stunde inmitten der nicht enden wollenden Klaviermusik, knistern auch Sodas letzte Nerven vor Wut. Sie kann keine Möglichkeit finden, mit diesem Monitor zu interagieren und diesen Fauxpas zu beenden.

„Jetzt sag mir doch einfach was ich machen soll !"

Wütend klatscht Soda ihre Handfläche auf den Monitor. Dieser öffnet das Symbol auf welchen Sodas Hand gelegen hat. Mit dieser Interaktion verstummt auch die Klaviermusik.

„W-Was ?"

Ein lückenhafter Text breitet sich vor ihren Augen aus.

… Erwachte. Flucht aus…Bitte um Rückmeldung.

„Was ist das ?"

„Ein lückenhafter Text"

Genervt verdreht Soda ihre Augen.

„Gibst du immer solche Antworten ?"

„Meine Algorithmen basieren allein auf Logik. Dementsprechend antworte ich. Mir ist es untersagt, abseits dieser Logik zu handeln und dadurch entstehende Falschinformationen zu verbreiten."

„Na klar..."

„Möchten Sie, dass ich das eben gesagte wiederhole ?"

...

„Auf gar keinen Fall."

Mit einer weiteren Berührung tippt Soda auf ein anderes Symbol und lässt ein weiteres Dokument den Monitor füllen. Ganz im Gegensatz zu dem vorherigen Text, ist dieser in seiner Vollständigkeit nicht eingeschränkt. Allerdings ist es für Soda durchaus schwierig den dortigen Kontext einzuordnen; für sie sind fast alle diese Wörter unbekannt.

In der Fabrik wurde eine Fehlfunktion entdeckt. Bitte um eine sofortige Beseitigung des Problems, ansonsten ist die nächste Charge nicht einsatzbereit.

D.W

„Was hat das zu bedeuten ?"

Fragt Soda die mechanische Stimme.

„Dieser Text thematisiert das Problem innerhalb einer Fabrik. Ich erkenne mögliche Übereinstimmungen mit den momentanen Maschinen, welche draußen umherstreifen."

„Das heißt also...wenn ich diese Fabrik finde, kann ich die Roboter ausschalten ?"

„Gewiss"

„Wo finde ich diese Fabrik ?"

„Südwestlich."

„Kannst du mir das nicht genauer sagen ?"

„Südwestlich ist eine Richtung bestehend aus den bereits existierenden Richtungen Süden und We-"

„Das meinte ich nicht."

Seufzend lässt Soda den Kopf hängen.

„Ich habe von einer genauen Wegbeschreibung geredet. Du weißt schon...eine Fabrik die ich sehen kann , oder etwas ähnliches."

„Südwestlich ist klar genug."

Schnaufend dreht sich Soda um.

„Ach, leck mich doch."

„Messe aggressiven Tonfall. Beruhigungssequenz wird eingeleitet."

Mit eintöniger Klaviermusik welche – zu Sodas Pech – in der gesamten futuristischen Unterführung zu hören ist, blickt sie die Treppe welche sie über Stunden in diese tiefe herabgeführt hat hinauf und legt ihren Kopf schief.

„Dann wollen wir mal…"

Seufzend setzt sie den ersten Schritt an. Die Stufen ziehen sich allesamt ein und lassen sie auf der glatten Fläche nach unten rutschen.

„Was soll der Scheiß ?"

Flucht sie wütend, da Soda davon ausgeht, dass die Stimme aus dem Bildschirm damit zusammenhängt. Man kann Roboter allesamt in die Tonne kloppen. Die Stimme im Monitor ist Beweis genug um Sodas Gedankengang zu stützen.

„Fahrbahn aktiviert."

Die eingezogenen Stufen, welche zu einem glatten Abhang geworden sind, öffnen sich und offenbaren eine pechschwarze Fläche, die langsam nach oben fährt.

„Hey, warte doch !"

Mit einem Satz schafft es Soda, auf die Fläche zu springen und mit Hilfe dieser langsam, aber dafür ohne jeglichen Körpereinsatz, nach oben zu fahren. Da die Klaviermusik diesmal die erhoffte Wirkung zeigt, nutzt Soda die Zeit um über den Text zu reflektieren.

„Südwestlich was ? Aber wie weit muss ich in diese Richtung laufen ?"

Jedoch reicht es als Motivation für sie aus, die Roboter damit möglicherweise stilllegen zu können. Sie würde nicht nur sich selbst retten, sondern auch jeden anderen Menschen, welcher da draußen alleine oder innerhalb einer Kommune umher streift.

Vielleicht hätte ich auch länger dableiben sollen...aber ich muss diese Fabrik finden...

Mit einem lauten klicken, rastet die dunkle Plattform ein. Soda ist ganz oben angekommen und steht nun in derselben Werkstatt, in welcher sie sonst ihrem ganzen Tag verbracht hatte.

Sie fegt mit ihrer Handfläche die Asche von ihrer zerstörten Werkbank und blickt auf die Klinge herab, die Blume einst als unnötig bezeichnet hatte. Ein letzter Feinschliff und die Klinge kann tatsächlich töten. Davon ist sie überzeugt. Ehrgeizig legt sie ihre Tasche ab und kramt in dieser herum.

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