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Der Engel des Todes (german)
Kapitel 1.1: Der Wegweiser

Kapitel 1.1: Der Wegweiser

Kapitel I: Wegweiser

Suimin – die Stadt, die nie schläft. Längst war in Vergessenheit geraten, wer ihr einst diesen Beinamen gegeben hatte, so lange trug sie ihn schon, und machte ihm auch alle Ehre. Im ganzen Land kannte man den Leuchtturm des Küstenjuwels, und zu jeder Stunde, bei Wind, Wetter und Sturm lotste er Kähne in den Hafen, jener Ort der Stadt, der ihrem Ruf am weitreichendsten gerecht wurde. Seit Menschengedenken verging nicht eine Nacht, in der dort nicht Fracht verladen, Matrosen angeworben und Geschäfte geschlossen wurden.

Doch gerade die Art der Geschäfte war es, die Suimin überall auf der Welt bekannt gemacht hatten, denn hier wucherte ein Geschwür, so tiefliegend und verborgen und gleichzeitig für jeden offenbar. Die wahren Herren dieser Stadt lebten und residierten im Untergrund, und ihr Reich gedieh wie eine sorgsam beschnittene Rose. Alt und traditionsreich herrschte hier das Verbrechen; wer jemanden tot sehen wollte, der suchte hier nach einer roten Hand, Piraten und Räuber fanden hier ihre Hehler, Betrüger und Menschenhändler ihre Opfer. Wäre Suimin nicht von derartiger Bedeutung, so sagt man, wäre es bereits von Innen heraus verfault, erstickt in Angst und Blut. Doch das Geschmeiß der Gassen kannte seine Grenzen, und wer wusste, wen es zu schmieren und bestechen galt, der lebte hier ein sicheres, wohlhabendes Leben.

Doch wie alles auf der Welt war auch der Untergrund, dieses festgefahrene, alte Gewerbe dem Wandel unterworfen. Ein sehr alter Zweig dieses traditionsreichen Baumes hatte neue Blüten getrieben – und eine davon ging gemächlich durch die Schatten der Gassen, in einen weiten, dunklen Mantel gekleidet. Niemand schenkte dieser sonderbaren Gestalt Beachtung, denn viele sahen ihn nicht, und die, die ihn sahen wussten ihren Blick abzuwenden. Wer in Suimin lebte wusste, dass man sich besser nicht in das Tagewerk anderer einmischte, wenn man selbst nicht der Leidtragende war.

Kurz nach Mitternacht verließ jene Gestalt die ärmeren Viertel Suimins, hin zu den Wohnvierteln der Händler und des Adels. Hier musste er vorsichtiger sein. Zwar waren die Straßen weit nicht so unruhig wie im Hafenviertel, und doch begegnete einem hier häufig das zahlreiche Gefolge mancher hoher Herren, trunken und berauscht von oftmals nicht legalen Substanzen. Auf jeden Fall fiel er hier auf, wenn ihn denn jemand bemerken sollte – und so vermied er es einfach, entdeckt zu werden. Schon lange im Voraus hatte er sich auf diesen Tag vorbereitet, und so kannte er sichere Pfade, kleine Umwege durch Gassen, Gärten, gar ein Häuserdach, und so brauchte es nur ein wenig Aufmerksamkeit und Geduld, bis er schlussendlich an seinem Ziel angekommen war.

Still lag das fürstliche Anwesen Anor von Anlochs vor ihm, die Nebenresidenz des alternden Aristokraten. Ein hoher, schmiedeeiserner Zaun umfasste das Grundstück, schützte den prachtvollen Ziergarten unter den Zwetschgenbäumen und das Haupthaus selbst. Mit einer gewissen Bewunderung ließ er seinen Blick über das prachtvolle Gebäude wandern. Erker und sogar ein Turm an der Westseite des Anwesens ließen es wie ein Miniaturschloss aus einem Märchen wirken, bunte Butzenglasfenster fingen das Mondlicht ein. Er hatte schon immer etwas für den Prunk und die Protzerei des Adels übrig gehabt, und eventuell würde der Tag kommen, an dem er selbst sich Herr über eine solche Residenz nennen konnte. Bis dahin war jedoch noch einiges zu erledigen.

Entschlossen zog er einen Bogen Papier aus den zahlreichen Taschen seines Mantels, zog ihn glatt und musterte die Zeichnung darauf im fahlen Licht der Sterne. Es hatte ihn nicht viel gekostet, an einen Grundriss des Gebäudes zu kommen. Ein kürzlich wegen seiner Opiumsucht entlassener Bediensteter des Fürsten von Anlochs hatte ihn aus dem Kopf aufgezeichnet, für nicht mehr als ein paar Krümel der Substanz, nach der er sich so sehr verzehrte. Von ihm wusste er auch von dem Balkon auf dem Dach, versteckt und von unten nicht sichtbar. Der Fürst hatte sich vor wenigen Tagen auf den Weg zu seinen Ländereien gemacht; hier in Suimin hatte er nur seine Sommerresidenz, und die leidigen Pflichten hatten ihn in den Norden gerufen. Wahrscheinlich hatte er deshalb nicht allzu viele Angestellte in diesem Anwesen verbleiben lassen, vielleicht vier Bedienstete und zwei Wachen, allesamt kaum argwöhnisch und froh, ihren Herren für ein paar Wochen nicht sehen zu müssen. Es würde ein leichtes sein, die Wand des Gebäudes zu besteigen und vom Dach auf den Balkon zu springen. Dort würde er noch das Schloss der Tür knacken müssen, dann war sein Weg frei.

Und die Götzenstele des Damuteph wäre sein. Spöttisch lächelte er in sich hinein. Lange hatte Anloch geheim halten können, dass sich jenes alte Artefakt in seinem Besitz befand, doch wie jedem Menschen mit Besitz fiel dem Fürsten das Schweigen schwer. Einen Freund Anlochs hatte schließlich der Neid gepackt, und so war ihm der Auftrag in die Hände gefallen, die Stehle zu entwenden.

Ihm, dem Silberfuchs. Er war noch nicht lange in dem Gewerbe, dem er momentan nachging, doch er hatte fest vor, sich einen Namen unter seinesgleichen zu machen. Nicht nur seinesgleichen, ganz Suimin sollte sein Alias auf den Lippen tragen, die Reichen und Mächtigen sollten zittern vor ihm. Geld und Ruhm würden fast von alleine kommen, wenn er nur diesen einen Auftrag sauber ausführen würde. Ja, der Silberfuchs war sich sicher: Heute war die Nacht, die sein Leben verändern würde.

Doch genug von eitler Träumerei. Nun juckte es ihn umso mehr, endlich mit seinem Beutezug anzufangen. Fest umgriff er die eisernen Stäbe des Zaunes, stemmte seinen Fuß dagegen.

Noch bevor er sich emporhieven konnte spürte er, wie sich ein Arm um seine Brust schlang. Noch bevor der Silberfuchs aufschreien konnte verdunkelte sich die Welt, legte sich Stoff erstickend um seinen Mund.

Man hat mir einen Sack übergestülpt. Nur einen Lidschlag nach dieser Erkenntnis warf er sich nach hinten, legte die ganze Kraft seiner Beine in den Sprung. Hart schlug er mit seinem Gegner auf dem Boden auf, doch der Fremde hielt ihn noch immer umklammert.

„Lasst mich los!“ Sich in der Umarmung seines Gegners windend schlug der Silberfuchs mit seinen Ellenbogen aus, traf Luft, traf die Brust seines keuchenden Häschers. Aufschreiend stemmte er sich vom Boden ab, riss sich aus der Umklammerung, fiel stolpernd gegen den Gartenzaun. Zitternd richtete der Silberfuchs sich auf, riss den Sack von seinem Gesicht.

Und konnte nur noch mitansehen, wie sich ein Koloss von einem Mann auf ihn warf, den von einem schmalen Bart umrahmten Mund vor Zorn verzogen. Hart knallte der Silberfuchs auf das steinerne Pflaster, spürte noch kurz einen stechenden Schmerz.

Doch dann packte ihn die Dunkelheit, zerrte ihn in das Reich der Träume.

Schwärze. Schwärze empfing den Silberfuchs, als er die Augen aufschlug. Benommen stöhnte er, blickte verwirrt umher, denn es dauerte einen Moment, bis ihn sein Gedächtnis eingeholt hatte.

Oh scheiße. In Fetzen kehrten seine Erinnerungen an die vergangene Nacht zurück, und mit ihr ein nagendes, beißendes Gefühl: Angst.

Beruhig dich! Tief atmete er ein und aus, presste die Augen zusammen, versuchte, seine Kopfschmerzen für einen Moment zu verbannen. Er durfte jetzt nicht in Panik geraten; egal, was geschehen war, wollte er eine Chance haben mit heiler Haut davonzukommen, musste er überlegt handeln.

Meine Hände sind verbunden. Vorsichtig zog der Silberfuchs an seinen Fesseln, öffnete und schloss seine tauben Hände. Und das leider fachmännisch. So bald würde er sich also nicht befreien können. Nun gut. Durch die Maschen des Stoffs, den sein Häscher ihm über den Kopf gezogen hatte, konnte er die Sonne leuchten sehen, und so auch vage Umrisse seiner Umgebung. Sachte schwenkte der den Kopf, versuchte so, ein wenig mehr zu erkennen.

Keine Chance. Mit aufkeimender Verzweiflung biss der Silberfuchs die Zähne zusammen. Dann muss ich mich wohl auf die Sinne verlassen, die mir verblieben sind.

Ruhig horchte er, sog Luft durch seine Nase. Das Rattern von Rädern, Schaukeln, das Schnauben von Pferden, das sprach alles dafür, dass er sich in einer Kutsche befand. Ebenso hörte er keine Möwen, roch nicht die salzige Meerespriese. Er musste schon ein gutes Stück von Suimin entfernt sein, ebenso von der Küste, also befanden sie sich auf dem Weg in das Landesinnere.

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Ist mir Anor von Anloch auf die Schliche gekommen? Wenn ja, wie? Sein Plan war schließlich ausgereift gewesen, geradezu gewitzt. Sollte diese Befürchtung stimmen, dann hatte er ein ernstes Problem. Doch wieso lässt er mich dann entführen und so weit wegbringen? Schließlich würde es reichen, ihn der Politia zu übergeben, oder, etwas profaner: ihm einfach ein Messer über die Kehle zu ziehen.

„Ihr könnt aufhören.“ Vor Schreck zuckte der Silberfuchs zusammen, rollte sich zur Seite. „Ihr seid wach, und falls Ihr glaubt, Ihr hättet Euch unauffällig verhalten: Das habt Ihr nicht.“

„Wer seid Ihr und was wollt Ihr von mir?“ Bemüht um eine gefasste Stimme sah der Silberfuchs in die Richtung, in der er den Sprecher vermutete. Lange brauchte er nicht mehr zu rätseln: Mit einem fast schon aggressiven Zug wurde ihm der Sack vom Kopf gerissen, und seine lichtgeplagten Augen blinzelten in die plötzliche Helligkeit. Schließlich erkannte er, wen er von sich hatte, auch wenn er das Gesicht nur einmal kurz erblickt hatte: den Mann, der ihn am Vorabend entführt hatte.

„Hamil Basi, um Eure erste Frage zu beantworten. Was ich von Euch will? Ganz einfach: dass Ihr dort liegen bleibt, wo Ihr gerade seid, nicht mehr und nicht weniger.“

„Silberfuchs, nett, dass Ihr fragt“, antwortete er giftig. „Ihr könntet …“ Abrupt verstummte der Silberfuchs, als er in das verwirrte Gesicht seines Gegenübers blickte, das schließlich nach kurzem Augenblinzeln in schallendes Gelächter ausbrach.

„Was? Wie nennt Ihr Euch?“ Wieder lachte Hamil, als habe er den besten Witz der Welt gehört. „Silberfuchs? Was hat Euch denn da geritten?“

„Hättet Ihr mich nicht von dem abgehalten, was ich in dieser Nacht getan habe, würdet Ihr bald nicht mehr so lachen, das schwöre ich Euch!“ Irgendetwas an dem Verhalten des Hünen verriet ihm, dass seinem Leben keine unmittelbare Gefahr drohte, und das beruhigte ihn – und machte gleichzeitig Platz für Zorn. „Wo bringt Ihr mich hin?“

„Das geht Euch erst mal noch nichts an, … Silberfuchs. Es ist vorerst gut, wenn Ihr nicht allzu viel wisst.“

„Ich habe Freunde, man wird nach mir suchen. Die haben Geld!“ Eindringlich blickte der Silberfuchs seinem Häscher in die Augen. „Ihr könnt es Euch aussuchen, ob Ihr mich gegen ein schönes Lösegeld austauscht oder ob Ihr lieber mit Eurem Leben für das bezahlt, was Ihr getan habt!“

„Och.“ Langsam ging Hamil Basi in die Knie, und mit einem flauen Gefühl im Magen bekam der Silberfuchs wieder ein Gespür dafür, wie groß und breitschultrig sein Gegenüber eigentlich war. „Ihr droht mir? Ihr wollt mich bestechen? Da habt Ihr nur ein Problem. Ich weiß ganz genau, wer Ihr seid, und was Ihr seid.“

„Ist – ist das so?“

„Ja, mein Füchschen. Ihr seid ein Dieb, und ein unheimlich schlechter noch dazu, und Ihr solltet Euch glücklich schätzen, so ein hübsch verpacktes Päckchen in meiner Obhut zu sein. Wisst Ihr, was man mit Euresgleichen unter dem Gesetz des Königs macht? Man schlägt ihnen die Hände ab, schlitzt ihnen die Ohren! Was wollt gerade Ihr mich mit Geld locken? Bevor Ihr oder einer Eurer Freunde welches habt, müsst Ihr es erst einem Rechtschaffenen aus der Tasche stehlen!“

„Ich bin kein ordinärer Beutelschneider!“ In seiner Entrüstung schrie der Silberfuchs diese Worte fast. „Ich stehle nicht von einfachen Leuten und um des Geldes Willen! Ich gehöre zu einem kleinen Kreis ausgesuchter Menschen, die nur an einem Interesse haben: Das Wohlbehütete, das Unstehlbare zu stehlen! Uns reizt das Hindernis mehr als der Glanz von Gold, das interessante Ziel mehr als sein Gegenwert. Wir schlagen uns nicht für ein paar Münzen in der Gosse durch! Ich bin“, und hier stockte er kurz, „ich bin ein Meisterdieb!“

Hamil schien eine kurze Weile nachzudenken, und wieder schlich sich Belustigung in seine Miene. Seine Antwort fiel dennoch eisig aus.

„Ich kann den Unterschied nicht sehen! Ihr nehmt, was Euch nicht gehört, und womit Ihr das entschuldigt und wie Ihr das nennt, ist mir gleich. Hört auf hier einen solchen Lärm zu machen, macht mir keinen Ärger und wartet ab, was auf Euch zukommt, sonst lasse ich mich vielleicht vom Gesetz inspirieren. Verstanden?“

Einige Sekunden starrte er Hamil nur in die Augen, doch dann nickte er. Zufrieden grunzte der Hüne und ließ seine Rückenwirbel knacken, als er sich wieder aufrichtete. „Na dann, Herr Silberfuchs, wünsche ich Euch eine angenehme Reise.“

Beleidigt ließ er sich aufhelfen und auf die Bank gegenüber seines Bewachers setzen. „Würdet Ihr vielleicht meine Fesseln etwas lockern? Meine Hände und Füße sind schon ganz taub.“

„Netter Versuch. Solange Eure Hände nicht abfallen, bleiben sie fest verbunden.“

„Was soll ich schon machen? Euch Euren lausigen Lohn für meine Entführung aus der Brusttasche stehlen?“ Spöttisch grinste der Silberfuchs sein Gegenüber an. So ziellos, wie seine Frechheit auf Hamil wirken musste, erfüllte sie doch einen Zweck. Auch wenn der Hüne mit Gewaltdrohungen nicht sparsam umging, hatte er ihm bisher noch kein Haar gekrümmt. Vielleicht würde ihm das Wissen darum, wie weit er gehen konnte, noch hilfreich sein.

„So geschickt, wie Ihr Euch anstellt, müsste ich eher befürchten, dass Ihr Euch die Finger brecht, und das wäre doch wirklich schade, nicht wahr?“ Das Funkeln in seinen Augen ließ keine Zweifel darüber, wie der Silberfuchs sich die Finger brechen würde, sollte er der Versuchung nicht widerstehen. „Um Euch eins klarzumachen: Solltet Ihr auch nur einen Fluchtversuch unternehmen, werde ich nicht zögern, Euch wieder den Sack über den Kopf zu stülpen und als gut verschnürtes Päckchen weiterzutransportieren. Eure Fesseln bleiben dort, wo sie sind.“

Er weiß, dass ich ihm kaum entkommen kann. Er möchte deshalb jeden Fluchtversuch verhindern, weil er mir dann gar nichts antun darf! Egal, zu wem er mich bringt, sein Auftraggeber möchte mich unversehrt.

„Wohin bringt Ihr mich?“ Natürlich würde Hamil nicht so dumm sein, ihm wahrheitsgemäß zu antworten, aber vielleicht verriet er unabsichtlich etwas.

Genervt seufzte Hamil. „Das werdet Ihr dann sehen. Habt ein wenig Geduld.“

„Dann kann es für Euren Auftraggeber wohl kaum gefährlich sein, wenn Ihr mir das verratet, oder? Kommt schon! Ihr könnt nicht von mir verlangen, Euch blind zu vertrauen! Ihr sagt mir nicht, zu wem Ihr mich bringt, Ihr sagt mir nicht, was Ihr mit mir vorhabt. Woher soll ich wissen, dass ich den nächsten Morgen noch erlebe? Dass Ihr mich nicht foltert, sobald Ihr dort angekommen seid, wo Ihr mich hinbringen wollt?“

Abschätzend musterte Hamil seinen Gefangenen, und innerlich triumphierte der Silberfuchs. Er hatte den Handlanger richtig eingeschätzt: Hamil war ein loyaler, im Kern aber ziemlich weicher Bursche. Ganz offensichtlich kämpfte sein Gewissen mit ebenjener Loyalität.

„Euch wird nichts passieren. Das ist das einzige, was ich Euch sagen kann. Es liegt in niemandes Interesse, Euch etwas anzutun.“

„Und Ihr würdet mir sagen, wenn es denn so wäre?“ Unnachgiebig suchte er den Blick seines Entführers. „Ich habe nur Euer Wort, und mein Leben liegt in Euren Händen. Das ist ein bisschen wenig.“

„Das wird Euch gottverdammt nochmal reichen müssen, Dieb! Wie gesagt, es ist besser, Ihr wisst nichts. Jetzt hört mit Eurem Rumgeplärre auf, Ihr seid kein kleines Mädchen!“

Unerbittlich starrte der Silberfuchs ihn an. „Hamil?“

„Was?“

„Wo bringt Ihr mich hin?“

Seufzend rollte Hamil Basi mit den Augen. „Ihr wolltet es nicht anders!“ Zielstrebig fuhr die Hand des Hünen in die Brusttasche seines Mantels.

„Schon gut! Schon gut! Es tut mir leid! Hamil! Hamil! Ihr müsst das nicht tun, ich sage kein …“ Mitleidlos schloss sich die Pranke des Handlangers um die Wangen seines Gefangenen, pressten sie mit roher Gewalt auf. Schmerzhaft bohrten sich die Zähne des Silberfuchs in seine Backen, und alles Winden und Flehen brachte nichts.

„Jetzt schaut mich nicht so an! Ihr habt es herausgefordert. Ihr hättet einfach Euer Maul halten sollen.“

„Hmmgrf.“

„Ich versichere Euch, ich habe das Taschentuch seit der letzten Wäsche nicht mehr benutzt. Oder doch? Schwierig zu sagen, ist schon eine Weile her.“

„Mmmmh!“

„Unglaublich, Ihr bringt kein Wort heraus und geht mir trotzdem auf den Sack!“ Müde fuhr sich Hamil über die Augen. „Wir versuchen mal etwas. In zwei Stunden halten wir für eine kurze Rast an; wenn Ihr mir bis dahin nicht auf den Geist geht, werdet Ihr nicht mehr geknebelt. Vorerst. Habt Ihr mich verstanden?“

Mit vollen Backen nickte der Silberfuchs, widerwillig und mit zornfunkelnden Augen. Da habe ich es wohl etwas zu weit getrieben.

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