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Tournament of Fate - Deutsche Version
Kapitel 1 - Die Dunkelheit

Kapitel 1 - Die Dunkelheit

Vorwort

Willkommen meine Lieben!

Dies ist die deutsche Version von Tournament of Fate, und die Original-Fassung.

Wie auch im Englischen möchte ich gerne ein paar Sachen sagen.

Zunächst ist diese Geschichte von den Mangas inspiriert, die ich in meinem Leben so gelesen habe. Daher wird es mit jedem Kapitel ein kleine Vorwort und eine Informationsseite geben.

Kapitel erscheinen monatlich – Also seid gespannt auf was noch so alles kommt :D

Schreibt mir gerne euer Feedback und eine Kritik, schickt mir Ideen und Inspiration, und genießt die Geschichte.

Bis zum nächsten Mal

Ukulele :D

Kapitel 1 - Die Dunkelheit

Vor 53 Jahren an einem scheinbar ganz normalen Tag, geschah etwas unglaubliches! Etwas unfassbares! Noch nie hatten Menschen etwas dergleichen je gesehen. Es rüttelte die Welt auf wie nie zuvor.

Aus dem Himmel fielen hunderte, tausende von Kugeln. Sie hatten unterschiedliche Farben und landeten auf Häusern und in Gärten. In Wäldern und auf Wiesen. Sie rollten die Berge hinab und wurden in Flüsse gespült.

All das dauerte nur wenige Minuten. Und dann?

Niemand wusste zunächst was geschehen war. Doch langsam, ganz allmählich begannen die Menschen die Kugeln auszukundschaften. Es stellte sich heraus, dass wer immer eine dieser Kugeln in Händen hielt, plötzlich in der Lage war eine unglaubliche Macht in sich aufzunehmen.

Und so begann ein neues Zeitalter – Das Zeitalter der MAGIER!

„Ich bringe dich um!“, schrie der Junge und rannte mit voller Geschwindigkeit auf James zu.

„Pah! Du musst dumm sein, wenn du denkst, dass du mich besiegen könntest!“

Mit einer schnellen Bewegung hob James sein Stock, um den nahenden Angriff abzuwehren. Knack! Holz traf auf Holz und die beiden Kinder stolperten in entgegengesetzte Richtungen.

Es blieb keine Zeit zum Luft holen!

James drehte sich um, in der Hoffnung, ein paar Sekunden mehr Zeit zu haben, und seinen Gegner zu beobachten.

Ben war nicht sehr schlau. Er war vor allem eines – stark. Sein Stock war etwa doppelt so dick wie der von James. Aber James wusste auch, dass er , trotz fehlender Kraft einen klaren Vorteil hatte: Er war schnell.

Noch bevor Ben sich umgedreht hatte, war James schon auf ihn zugesprungen. Ben schaffte es gerade noch seinen Stock zu heben. Doch James war nicht so dumm, seinen Stock gegen den seines Gegner prallen zu lassen. Mit einer raschen Bewegung zog er ihn weg und zielte stattdessen auf Bens Beine. Dieser Angriff kam für Ben sehr überraschend.

„Au!“

Ben stolperte.

Er hatte es verdient. Wer nicht schnell genug war sollte sich daran gewöhnen zu leiden.

„Du hättest ein Mitglied des Rates, wie mich, nicht angreifen dürfen“, sagte James. „Ich bin zu mächtig für Strolche wie dich!“

„Hey!“, sagte Ben und rappelte sich auf. „Ich wollte diesmal vom Rat sein. Du hättest der Dieb sein sollen!“

Die kleine Gruppe Kinder hatte sich am Rande des Waldes zum spielen getroffen. Wie eigentlich immer, spielten sie Magier – denn was gab es besseres als Magier?

„Das macht doch keinen Sinn“, sagte James. „Ich weiß am meisten über den Rat, ich werde eines Tages ein Mitglied sein, also sollte ich auch derjenige sein, der das spielt. Ich muss üben.“

„Du kannst nicht immer das Ratsmitglied sein, James!“, sagte Jessica. „Wir alle wollen manchmal die Guten sein.“

„Aber das müsst ihr nicht“, sagte James.

Für ihn war das völlig klar – wie konnten die Anderen das nicht verstehen? „Ihr werdet einfach euer normales Leben leben, als Bauern oder Metzger alt werden und einen sinnlosen Tod sterben.“

Die anderen Kinder rollten mit den Augen.

„Es ist wahr!“, sagte er und schwang seinen Stock durch die Luft. „Ich dagegen werde bald ein Magier sein und in ein paar Jahren dem Rat beitreten.“

„Hast du nicht aufgepasst, Blödmann?“, sagte Ben. „Magier zu werden ist jetzt schlecht! Du wirst sterben, wenn du es tust“

„Und genau das ist der Grund!“

James war froh, dass Ben es offenbar langsam begriff. „Deshalb werdet ihr alle so normal und langweilig bleiben, wie ihr es jetzt schon seid. Aber mir ist es egal, ob ich ein paar Jahre früher sterben werde. Ich werde trotzdem alles tun, was ich kann, um ein Mitglied des Magischen Rates zu werden.“

„Also GENIE“, sagte Jessica. „Selbst wenn das alles wahr ist - erklär mir doch bitte mal kurz, woher du deine magische Kugel bekommen willst? Oder hast du etwa einen anderen Weg gefunden um an deine Kräfte zu kommen?“

„Ich weiß noch nicht, wo ich sie finden werde.“, sagte er und biss sich auf die Lippe. „Aber es ist so klar wie der Tag, dass ich sie finden werde. Weil ich es will. Und ich glaube daran, mehr als an alles andere. Es ist mir egal, was ihr sagt - ich werde schon sehr bald ein Magier sein. Und deshalb sollte ich so viel Training wie möglich bekommen, damit ich so bald wie möglich dem Rat beitreten kann.“

„James.“, mischte sich nun endlich auch Leo ein. „Du nervst. Du nimmst uns den ganzen Spaß an den Spielen. Leute - lasst uns einfach ohne ihn weitermachen. Du kannst ja gehen und deine magische Blase suchen oder was auch immer…“

Und damit marschierten die anderen Kinder davon.

James sah ihnen, mit genervtem Blick, hinterher. Immer ließen sie ihn nach einer Weile alleine. Naja, wen kümmerte es. Er war derjenige, der am Ende am Erfolgreichsten sein würde. Und trotzdem war es kein schönes Gefühl.

James dachte an seinen Vater. Er hatte ihn gewarnt. „Dein Traum wird nicht jedem gefallen, James.“, hatte er gesagt. „Aber das darf dich niemals aufhalten, wenn du es wirklich willst!“

Und James wollte es wirklich!

Ein Magier werden – er zitterte vor Aufregung. Das würde der beste Moment seines Lebens sein, wenn er endlich die Kugel in Händen hielt, und… Und was eigentlich? Wie bekam man seine Kräfte? Hmm?

Er wischte den Gedanken beiseite. Das war ja auch nicht so wichtig. Wenn er die Kugel erst Mal hatte, dann konnte er immer noch darüber nachdenken. Und er würde mit Sicherheit eine Kugel in Händen halten. „Oh ja!“, sagte sein Vater immer, mit einem breiten Grinsen. „Mach dir keine Sorgen! Du wirst ein ausgezeichneter Magier!“

„Jawohl!“, antwortete er. „Und ich bau dir und Mama ein riesiges Schloss in der Hauptstadt!“

Und dann kicherte sein Vater immer.

James lächelte bei dem Gedanken. Sein Blick fiel auf das Dorf. Die Sonne strahlte hell auf die grünen Wiesen und sandigen Wege. Der Wald hinter ihm rauschte im Wind und die Luft war frisch. Es roch nach frischem Gras und Laub. Ein kleiner Vogel flatterte von einem der Äste zu Boden, schaute sich kurz um, und flog dann schnell mit einem schrillen zwitschern wieder davon.

James liebte Waldtal. Sein Zuhause. Hier war alles perfekt. Alle waren nett und alle sorgten sich umeinander. Was auch geschah, dachte er, wenn ich Ratsmitglied bin, werde ich mir hier ein schönes Haus bauen.

Ein knacken hinter ihm, schreckte James aus seinen Gedanken.

„Hey Kleiner!“

Schnell drehte er sich um. Aus dem Schatten der Bäume trat eine Gestalt auf ihn zu. „Du bist Süß! Dich nehm’ ich mit.“

„Äh… was?“

Es war eine Frau. Doch so eine Frau hatte James noch nie gesehen.

Sie war groß – größer sogar als sein Vater, und hatte mit Sicherheit auch mehr Muskeln. Langes blondes Haar fiel ihr fettig und zottelig die Schultern hinab. Auf dem Kopf trug sie einen großen Sonnenhut. Das Gewand, das sie trug war grau – James würde es sogar eher unfarbig nennen. Auf den ersten Blick schätzte er sie auf vierzig oder fünfzig Jahre. Doch das Verrückteste war, dass sie wunderschön war. James konnte nicht genau erklären woran es lag. Vielleicht war es ihre strahlende Haut, oder aber das freundliche Lächeln auf ihren roten Lippen, oder es könnte auch das wilde Feuer der Freiheit in ihren Augen sein.

So bald James sie sah dachte er: „Diese Frau ist wichtig!“

Er wusste nicht woran es lag, aber ihre Ausstrahlung gab ihm eine Gänsehaut. Er wollte den Blick nicht von ihr abwenden, aus Angst sie würde ihm irgendwie entwischen, wenn er es tat.

Die Frau kicherte beim Anblick seines verwirrten Gesichts. „Ich mach Witze!“, sagte sie.

„Oh…“

James hatte den Faden verloren.

„Äh...“, sagte er. „Wo kommen Sie denn her?“

Er merkte dass er sie mit offenem Mund anstarrte, und schloss ihn schnell.

„Nenn mich ja nicht nochmal ‚Sie‘ Kleiner – verstanden?“, sagte die Dame. „Und wie du sehen kannst, komme ich aus dem Wald.“

„Aber – was macht eine schöne Frau wie Sie – äh – du, denn im Wald?“

„Reisen natürlich.“

„Hmm…“

James sah die Dame zweifelnd an. Er wusste auch nicht wieso, aber… „Ich mag dich!“, sagte er. „Du bist echt toll!“

Die Dame grinste und streckte ihren Daumen in die Höhe. „Sowas hör ich doch gerne! Ich bin Linda – und du?“

„Ich heiße James.“

„James“ Die Dame hob einen Stab vom Boden auf. „Kannst du mir sagen wo ich hier etwas zu essen und ein Bett finden kann? Und wenn du richtig toll bist, dann auch wo ich etwas Arbeit finde?“

Jetzt war es James der Grinste. „Klar! Mein Papa freut sich immer über fleißige Hände auf dem Hof. Wir wohnen gleich da vorne die Straße runter.“

Er deutete in die Richtung.

Vielleicht würde er noch etwas mehr von dieser hübschen Frau sehen können.

„Da lang?“, fragte Linda.

Noch während James nickte, streckte sie ihren Arm aus. Es gab ein Wusch, er spürte die Luft flackern, als hätte jemand mit einem Fächer gewedelt, und plötzlich stand sie am anderen Ende der Straße. Fast am Haus der Familie Müller.

„Oh mein Gott…“, stammelte James.

Sein Magen machte einen wilden Satz. War das gerade wirklich passiert? Diese Frau… hatte sie echt? Nein, oder? Er musste sich verguckt haben. Aber wie war sie sonst so schnell, so weit gekommen?

Er lief ihr hinterher. „Du bist eine Magierin!“, sagte er.

In seinem ganzen Leben hatte er vielleicht ein, zwei Mal einen Magier gesehen. Leute munkelten, dass der alte Berthold magische Fähigkeiten hatte, doch James hatte ihn noch nie dabei gesehen. War dies seine Chance noch mehr über Magie zu lernen? Er musste alles wissen – ALLES – immerhin würde er mal Mitglied im Rat werden.

„Wissen ist deine wichtigste Waffe.“, sagte sein Vater immer. „Wissen ist es, dass mir erlaubt Getreide zu ernten und Kühe zu melken. Und es ist das, was dir eines Tages erlauben wird, deine magischen Fähigkeiten in Essen, Trinken und ein warmes Bett umzuwandeln.“

Sie legte den Zeigefinger auf ihre Lippen und sagte leise: „Das ist unser Geheimnis, okay? Das dürfen nur Leute wissen, die ich richtig mag.“

James nickte eifrig. „Natürlich! Natürlich!“

Und dann gingen sie zügig, Seite an Seite die Straße entlang nach hause.

Waldtal war zwar nicht unglaublich arm, aber auch nicht wirklich reich. Die meisten Häuser waren aus dunklem Holz, abgesehen von der Schmiede, und dem Haus der Brechthardts – Waldtals wohlhabendste Familie. Aber ihr Haus stand auch oben auf dem Berg, etwa 15 Minuten vom Rest des Dorfes entfernt.

James lebte mit seinen Eltern am Rande des Dorfes. Das war normal, denn sein Vater war Bauer und brauchte viel Platz für Ställe und Felder. Es gab noch mehr Bauern in Waldtal, aber James war schon stolz drauf sagen zu können, dass sein Vater den größten Hof hatte.

Es war nichts ungewöhnliches für James Vater, Reisende anzuheuern. Der Bauernhof war groß und benötigte eine Menge Arbeit. Viel zu viel für einen einzelnen Bauern. Und auch wenn einige Dorfbewohner auf dem Hof arbeiten, blieb doch gerade während der Ernte- und Saatzeit noch sehr viel zu tun.

Dennoch staunte sein Vater nicht schlecht, als Linda sich vorstellte. „Bist du sicher, dass du mit der Arbeit umgehen kannst?“, fragte er. „Es muss viel schwer geschleppt werden.“

James runzelte die Stirn. Konnte sein Vater nicht sehen, wie muskulös Linda war? Auch wenn man nicht ständig Frauen anheuerte, so musste ihm doch bewusst sein wie praktisch es wäre, so jemanden auf dem Hof zu haben.

„Mach dir mal keine Sorgen.“, sagte Linda. „Ich bin das harte Pflaster der Straße gewöhnt, und kann gut für mich sorgen. Ich weiß es ist ungewöhnlich, aber ich verspreche, du wirst es nicht bereuen mich einzustellen.“

„Weißt du“, sagte sein Vater. „Emma kann auch immer Hilfe im Haus gebrauchen…“

„Nein, Danke.“, sagte Linda. „Hausarbeit liegt mir nicht. Ich brauch die frische Luft und die Sonne im Nacken.“

„Papa!“, sagte James. „Sie ist stark! Gib ihr die Arbeit. Ich bin sicher sie wird uns eine gute Hilfe sein!“

„Hmm…“

James wusste, dass er seinen Vater überzeugt hatte. „Aber ich werd dich nicht schonen!“

„Das ist gar kein Problem. Ich möchte gar nicht geschont werden.“

James grinste. „Klasse! Dann bleibst du erst Mal bei uns?“

„Sieht ganz so aus Kleiner!“

INFORMATION 037

Wie in vorherigen Informationen mitgeteilt führt das Auftreten von Magiern zu einer Menge Chaos in der Gesellschaft. Viele Magier halten sich nicht an die Gesetze, und wer soll sie stoppen?

Die Regierung hat nun einer Gruppe von Magiern hohe Summen Geld gezahlt, damit sie die offizielle Kraft im Kampf gegen Kriminelle wird. Diese Gruppe nennt sich nun RAT DER MAGIER.

1. ERGÄNZUNG:

Der Rat der Magier hat sich zu einer festen Größe etabliert. Die Magier sind im ganzen Land bekannt, und werden verehrt. Viele Kinder träumen davon und viele Magier streben danach, einmal diesem Rat beitreten zu dürfen.

Es ist die Rede davon, ein Turnier zu veranstalten, dass bei der Auswahl neuer Mitglieder helfen soll.

Linda war schon ziemlich klasse. Von dem ersten Moment, in dem sie sich sahen, verstanden James und sie sich bestens. Jeden Morgen wachte James aufgeregt auf und wollte endlich mit ihr raus auf den Hof. Das war neu für ihn. Normalerweise fand er die Arbeit nämlich einfach nur anstrengend und nervig.

Tag für Tag arbeiteten sie zusammen auf den Feldern und am Abend versteckten sie sich in einer Scheune. Dort zeigte sie ihm ihre Magie.

„Also, Kleiner.“, sagte sie. „Jeder Magier hat nur eine Fähigkeit.“

„Die Fähigkeit, die seine Kugel ihm gegeben hat, nicht wahr?“

„Ganz genau.“

„Und du kannst dich teleportieren?“

„Sozusagen. Es ist etwas komplizierter.“

Sie durchquerte die Scheune und hob einen Holzeimer vom Boden auf. Sie trug ihn in die Mitte des Raumes, und stellte ihn dort wichtig ab. „Schau dir den Eimer genau an!“

„Alles klar.“

Zügig ging sie in eine Ecke der Scheune. „Achtung!“

Sie zeigte mit dem Finger auf den Eimer. James spürte ein Kitzeln in seinem Inneren. Jetzt würde er wieder Magie sehen!

Wusch und schon stand sie in der Mitte des Raumes. „Verstanden?“

Er grinste, aufgeregt und verwirrt. Sie hatte sich eindeutig teleportiert. Dort stand sie, in der Mitte des Raumes. Aber was war mit dem Eimer passiert? Er warf einen Blick in die Ecke, aus der sie gekommen war. Dort stand er, immer noch wackelnd, als hätte ihn jemand mit Wucht abgestellt.

„Unglaublich!“, sagte er. „Du tauscht deinen Platz mit Dingen.“

„So ist es.“

Linda grinste und kam zu ihm herüber. James hatte eine Idee. „Ist es egal was für Dinge?“

Sie kratzte sich am Kinn. „Was meinst du?“

„Na ja, gehen nur kleine Sachen wie der Eimer, oder auch ganz große, wie die ganze Scheune?“

„Ach so! Nun, es gibt da etwas, das du verstehen musst. Nur weil etwas möglich ist, heißt das nicht, dass es auch machbar ist.“

„Okay?“

„Um Magie zu wirken benötigst du Mana. Mana ist…“, sie schien nach Worten zu ringen. „Es ist schwer zu erklären, wenn du kein Magier bist. Aber du nimmst deine Energie und nutzt sie um Mana zu gewinnen. So wie du deine Energie auch nutzen kannst um schnell zu laufen oder etwas schweres zu heben.“

James nickte. Das war einfach zu verstehen.

„Wenn du das Mana hast, ist es in dir“, sie zeigte auf ihren Bauch. „Und du kannst es jetzt nur noch für Magie nutzen. Das bedeutet, dass die Menge an Magie, die du wirken kannst, immer limitiert ist.“

„Ich kann ja auch nur ne bestimmte Distanz rennen, bevor ich umkippe.“, sagte James.

„Exakt. Und weil das so ist, besitze ich zwar theoretisch die Fähigkeit, meinen Platz mit der Scheune, dem Dorf oder auch der ganzen Welt zu tauschen, aber es würde so viel Mana verbrauchen, dass ich wahrscheinlich direkt umfallen oder sterben würde.“

„Wow…“

James dachte darüber nach, was er gerade gelernt hatte. Magie war also limitiert. Nicht nur die Fähigkeit, sondern auch die Menge. Aber wenn er Linda richtig verstanden hatte hieß das, er musste nur stark genug werden, und könnte dann mehr Magie einsetzen. Das war nicht zu schwer. Er war gerade erst 12 und trotzdem schon ziemlich kräftig, weil er immer auf dem Hof half.

„Hast du jemals jemanden vom Rat getroffen?“, fragte er.

Linda lächelte. „Ja, das habe ich. Aber das ist eine Geschichte für ein anderes Mal.“

Ein warmes Gefühl überkam ihm. Es war wirklich echt. Der Rat war nicht nur eine sagenumwobene Legende sondern ein richtig echtes Ding. Und er, James, würde eines Tages ein Mitglied sein. Aufgeregt wackelte er von einem Bein aufs andere.

James konnte nicht schlafen. Magie war echt. Er kannte und mochte eine Magierin. Und sein Vater hatte Recht behalten. „Weißt du, viele Dinge haben es an sich das zu werden, was wir von ihnen wollen.“, sagte er. „Unterschätze ja nicht die Kraft deiner Träume. Sie formen deine Realität. Sie sind es die dich zu dem machen der du bist. So lange du nur fest genug dran glaubst, wird kein Weg daran vorbei führen, dass du einmal Magier und Ratsmitglied wirst.“

Und er hatte geglaubt. Geglaubt und geglaubt. Jeden Tag, ohne Pause. Jeden Morgen, wenn er die Augen aufschlug, sagte er: „Heute bin ich einen Schritt näher am Magier sein!“

Jeden Tag begrüßte er seinen Vater mit: „Ich werde schon bald ein Magier, Papa!“

Und sein Vater antwortete mit: „Genau so ist es! Gib niemals auf! Dein Traum ist näher als du denkst!“

Ich muss schlafen, dachte James, sonst hab ich morgen keine Kraft um neues zu lernen. Er seufzte. Könnte er seinen Kopf doch nur zum Schweigen bringen! Könnte er seine Augen doch nur zwingen sich zu schließen!

Doch seine Gedanken dröhnten weiter und zwangen ihn in eine lange, aufregend unruhige Nacht.

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Zeit war schon so eine Sache. An einem verregneten, kalten Tag im Herbst kam es James so vor als verbringe er ein paar Monate draußen auf dem Hof. Und jetzt, bei strahlendem Sonnenschein, während er mit einer der spannendsten Personen arbeitete die er je getroffen hatte, schien der Sommer in gerade Mal ein paar Minuten dahinzuziehen.

Und so fand er sich eines Nachmittags, am Ende des Sommers, zusammen mit Linda im Pferdestall wieder.

„Hey, Kleiner.“, sagte sie.

„Was gibts, hübsche Dame?“

„Du willst doch mal Mitglied im Rat der Magier werden, oder?“

James war sich nicht sicher warum sie fragte. Er hatte ihr seinen Traum mindestens ein Mal pro Tag mitgeteilt, seit sie hier war.

„Ja.“, sagte er und stellte einen Holzhocker neben das Pferd.

„Aber du hast keine magischen Kräfte?“

Linda stand da einfach, an die Stallwand gelehnt. Hatte sie nichts zu tun?

„Ja.“, sagte er erneut.

Er gab dem Pferde einen Apfel, um es davon abzulenken wie er seine Hufe säuberte.

„Und du hast auch keine Kugel?“

James seufzte.

„Du kennst mich, Linda.“, sagte er.

Er mochte sie wirklich gerne, und normalerweise hatten sie spannende Gespräche. Doch jetzt gerade lenkte sie ihn von wichtiger Arbeit, mit Fragen die er längst beantwortet hatte, ab.

„Dann erklär mir mal eines, Kleiner.“, sagte sie. „Warum bist du so von deinem Traum überzeugt?“

James beendete seine Arbeit, stand auf, und kam zu ihr herüber. „Wir haben da doch schon drüber gesprochen.“, sagte er. „Warum stellst du mir diese Fragen?“

„James.“, sagte sie.

Er zuckte. In ihrer gesamten Zeit hier, hatte sie ihn vielleicht drei Mal bei seinem Vornamen genannt. „Der Sommer ist bald vorbei.“

„Oh.“, sagte er.

In einer Ecke stand ein Holzeimer. War es der Holzeimer? Den Linda benutzt hatte, vor so vielen Wochen? Die unglaubliche Linda. Die erste Person, die ihm gezeigt hatte, das Magie real war. Und jetzt so was…

„Du kannst nicht mehr lange hier bleiben.“, sagte er.

„Kleiner…“

„Ist schon gut.“, sagte James. „Ich komm ohne dich klar.“

Er drehte sich zu ihr um und grinste.

Bloß keine Schwäche zeigen. Schwäche war für Verlierer, nicht für zukünftige Ratsmitglieder.

„Immer vorwärts! Immer stark! Das ist der Weg!“, James dachte an seinen Vater.

„Beantworte mir meine Frage, Kleiner.“, sagte Linda.

„Hör zu, meine Liebe!“, sagte er und hob den Zeigefinger. „Es ist keine Frage, ob ich mein Ziel erreiche, oder nicht. Scheitern steht nicht auf dem Programm. Ich hab mein ganzen Leben davon geträumt. Hab ich gerade eine Kugel? Nein. Doch ich werde auf jeden Fall eine finden, daran führt kein Weg vorbei. Noch bin ich leider zu klein, um alleine loszuziehen, aber in ein paar Jahren gehts los. Und niemand kann mich aufhalten!“

„Was ist mit all den Gefahren, die damit verbunden sind.“

„Pah! Gefahren, das ich nicht lache! Als würde mich Gefahr davon abhalten das Richtige zu tun!“

„Das meine ich nicht!“

Linda hockte sich jetzt direkt vor ihm nieder. „Eine magische Kugel zu nutzen beschränkt deine Lebenszeit. Was du auch tust, im besten Fall hast du nur fünfzig Jahre als Magier.“

Wow, dachte James. So denkt sie also? Das enttäuschte ihn. Er hatte gedacht, Linda kenne ihn besser.

Er erinnerte sich noch gut, an das große Sterben, immerhin war es erst drei Jahre her. Als die Kugeln auf die Erde fielen, dachten alle, sie gäben einem einfach nur unfassbare Kräfte. Unzählige Menschen wurden damals Magier. Aber dann, vor drei Jahren starben auf einen Schlag tausende von Magiern und es stellte sich heraus, dass die Kugeln die Lebenszeit beschränkten. Seit dem verfolgten wesentlich weniger Menschen den Traum Magier zu werden. Doch James hatte das Ganze nicht verängstigt.

„Wenn wir uns von unseren Ängsten leiten lassen, dann würden wir den ganzen Tag nur in einer Ecke hocken und nie irgendetwas erreichen.“

Sein Vater war wirklich der weiseste Mann den er kannte. „Unsere Träume zu verwirklichen heißt, sich unseren Ängsten zu stellen! Mit stolzer Brust und vollem Elan!“

„Willst du mich wütend machen?“, fragte James. „Zweifelst du etwa an meiner Ehre?“

„Was meinst du?“

„Die Kugel ändert nichts an meinem Leben. Ohne Kugel weiß ich nicht wann ich sterben werde. Vielleicht ja schon morgen? Vielleicht erst in hundert Jahren. Werd ich darum mein Leben anders leben? Nein.

Alles was die Kugel tut, ist uns ein Ende aufzeigen. Sterben müssen wir sowieso alle. Wenn überhaupt ist es gut zu wissen wann man stirbt, dann kann man sich ordentlich drauf vorbereiten.“

James holte Luft. Er hatte lange und ausführlich darüber nachgedacht und sich seine Argumente viele Male zurecht gelegt.

„Ohne Kugel habe ich nur mein langweiliges, unwichtiges Leben. Ja, es könnte 80 Jahre lang sein, aber als Mitglied des Magischen Rates, kann ich wirklich etwas bewegen. Ich kann Menschen helfen, die Hilfe wirklich nötig haben. Selbst wenn mir nur drei Tage blieben, würde ich die Magie wählen. Was zählt ist, dass ich etwas tue, und den Menschen helfe, die es brauchen und nicht dass ich sonst was tue für etliche Jahre.“

Linda strahlte. „Das wollte ich hören.“

Sie erhob sich. „Kleiner – Dein Mut und dein Wille sind einzigartig! Ich bereise die Welt seit vielen vielen Jahren. Doch jemanden wie dich habe ich noch nicht getroffen! Ich steh zu meinem Wort. Ich werde deine Eltern überreden, und wenn ich aufbreche nehm ich dich mit. Wir finden dir deine Kugel und ich bild dich aus, so gut ich kann.“

James grinste, als er sich an ihre ersten Worte erinnerte. „Du spinnst doch, schöne Dame.“, sagte er.

Doch etwas störte ihn. „Warum hast du eigentlich mich ausgesucht?“

Linda nahm sich Zeit ihren Schuh zuzubinden. „Weiß nicht.“, sagte sie. „Ich hab dich mit deinen Freunden gesehen, und du hast die richtige Einstellung. Und alles was ich seit dem von dir gesehen habe hat mich überzeugt. Ich möchte, dass du mein Schüler wirst!“

James spürte Hitze in seinem Gesicht. „Jawohl, hübsche Dame! Du bist die Beste!“

„Ach, Kleiner!“, rief Linda, als er gerade die Scheune verlassen wollte.

Er drehte sich zu ihr um. „Nur noch eine Sache. Bitte lass mich das Thema ansprechen, okay? Ich glaube es ist nicht gut, wenn du es tust.“

James schluckte. Er war so aufgeregt, ohne ihre Ermahnung hätte er es sicher sofort ausgeplaudert. „Äh, ja klar!“

Am Abend hielt James es kaum aus still zu sitzen. Er bemerkte, dass sein Vater ihn ein paar Mal komisch ansah, aber er sagte nichts. Die Nacht war auch nicht besser. Er dreht sich hin und her, schlug die Decke zurück, nur um sich wieder zuzudecken. Er war einfach SO aufgeregt! Linda würde ihn mitnehmen. Es war endlich so weit. Endlich konnte er nach einer Kugel suchen.

Am nächsten Morgen saßen sie gemeinsam beim Frühstück. Seine Mutter war zum Brunnen gegangen, um noch etwas Wasser zu holen. „Alfred.“, sagte Linda und James Vater blickte auf. „Ich muss leider bald weiterreisen.“

„Oh.“, sagte er.

Er legte sein Brot zur Seite und sah Linda an. Auch James guckte neugierig. Er hatte sich schon gefragt wann sie das Thema endlich ansprechen würde.

„Das tut mir echt Leid.“, sagte sein Vater. „Du bist eine herausragende Arbeitskraft und eine wunderbare Person auf dem Hof.“

Er kratzte sich etwas unbeholfen am Kinn.

„Weißt du, ich glaub ich hab noch nie ne Frau eingestellt. Aber du, du stellst selbst einige meiner fleißigsten Männer in den Schatten. “

„Na ja“, sagte James. „Bei ihrer Magie…“

Linda hatte seinen Eltern etwa eine Woche nach ihrer Ankunft von ihrer Magie erzählt. Das hatte vieles einfacher gemacht.

„Wohl wahr, wohl wahr. Aber dennoch, deine Fähigkeiten haben mir diesen Sommer sehr geholfen. Ich werde dich vermissen!“

„Danke.“, sie lächelte, aber selbst James erkannte, dass sie traurig war. „Dürfte ich dich vielleicht noch um einen Gefallen bitten?“

James biss sich auf die Zunge. Es war so weit. Er war auf dem besten Weg ein Magier zu werden.

„Natürlich, natürlich! Immer raus mit der Sprache – Wie kann ich dir helfen?“

„Ich mag James ganz schön gerne, und es wäre schön, wenn ich ihn mitnehmen dürfte.“, sagte Linda.

Die Stimmung hätte nicht mehr umschlagen können. Eben hatten sie noch gemütlich am Tisch gesessen, fröhlich mit grinsenden Gesichtern. Doch nun waren alle erstarrt. Sein Vater hatte seine Tasse auf halben Weg zum Mund vergessen, und blickte Linda mit eiskalten Augen an.

„Ist das ein komischer Witz, den ich nicht verstehe?“, fragte er.

„Äh – Nein.“

„Dann erklär mir bitte Mal, womit du solch eine Aussage rechtfertigen kannst. Du willst mir meinen Sohn nehmen?“

„Das klingt schlimmer als es ist.“

Die beiden Erwachsenen waren todernst. Wie konnte das sein? Sie sollten lachen und Witze machen. Es ging doch nur darum, dass er ein Magier wurde.

„Ich verstehe mich sehr gut mit James. Ich bin eine äußerst fähige Magierin, und es ist sein Traum eines Tages einer der größten Magier der Welt zu werden. Ich bin sicher du weißt, wie wichtig ihm das ist.“

Sein Vater nickte langsam. „Ja, natürlich. Ich habe ihn immerhin erzogen.“

Der Ernst der Lage führte James etwas vor Augen. Es war einfach jeden Tag zu rufen, dass er ein Magier sein wollte. Aber es wirklich zu tun war eine andere Sache. Seine Eltern liebten ihn, sie wollten ihn nicht einfach gehen lassen. Und darum musste er hier entscheiden. Noch konnte er umkehren, noch konnte er das alles sein lassen. In ein paar Tagen, wenn er und Linda aufgebrochen waren, war es zu spät, und vielleicht sah er seine Eltern nie wieder. War das wirklich was er wollte? Er spürte ein Stechen im Bauch. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Warum konnten die Dinge nicht einfach einfach sein?

„Ich denke, ich kann ihm eine gute Lehrmeisterin sein. Ich werde ihn versorgen und beschützen, und ich verspreche, dass ich ihn heil zu euch zurückbringen werde.“, sagte Linda.

James holte tief Luft. Er wollte ein Magier werden. Er würde die Angst nicht siegen lassen. Jetzt musste er stark sein, wenn er, wie es sich für einen Mann gehörte, zu seinem Wort stehen wollte. „Unsere Träume zu verwirklichen heißt, sich unseren Ängsten zu stellen! Mit stolzer Brust und vollem Elan!“

Alfred verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich muss mit dir reden.“, sagte er. „Alleine.“

„James.“, sagte Linda. „Geh in dein Zimmer.“

Genervt stand er auf. Eigentlich wollte er die beiden nicht alleine lassen. Er wollte seine Meinung sagen.

Er stieg die Treppe hinauf als plötzich – BUUUMMM!

Ein gigantischer Knall hatte die Stille zerrissen. „Was war…“, stammelte er.

BUMM!

Wieder und wieder drangen brutale Geräusche von draußen herein. James spürte, dass er zitterte. Sein Bauch fühlte sich ganz komisch. Er hatte Angst! Panische Angst!

„JAMES!“, rief sein Vater.

Er zögerte keine Sekunde und kam nach unten gelaufen.

„Papa! Ich hab Angst!“

„Keine Sorge, mein Lieber. Wir schaffen das.“

James sah sich um. „Wo ist Linda?“

„Sie ist rausgegangen um nach deiner Mutter zu schauen.“

BÄMM!

„Was ist da los, Papa?“

„Ich weiß es nicht.“

Sie blickten durch das Fenster nach draußen, und James stockte der Atem!

Da, wo eben noch der Dorfplatz gewesen war – etwa 100 Meter entfernt von ihnen – war nun ein schwarzes leuchtendes etwas. James verstand nicht ganz wie etwas schwarzes leuchten konnte, doch das war, was er dort sah. Und es pulsierte wie ein Herzschlag. Immer wieder schlugen Blitze in das – Etwas – ein. Daher rührte der Krach.

Dann erkannte James, dass Menschen schreiend von dem Ding wegliefen. Und in einem geschockten Augenblick sah er, wie eine Art schwarzer Arm aus dem Ding kam, sich einen Mann griff und ihn in sein Inneres zog.

„Fuck…“, murmelte sein Vater.

Wusch!

Erschrocken drehten sie sich zu dem Geräusch, dass direkt neben ihnen erklungen war. Es war Linda.

„Wir müssen hier weg, sofort.“

„Wo ist Emma?“, fragte sein Vater.

„Alfred…“

Linda schluckte.

„Nein…“, sagte James.

Schon spürte er Tränen in seine Augen steigen.

„Dieses Ding ist genau auf dem Dorfplatz erschienen. Direkt um den Brunnen herum. Ich konnte nichts tun…“

„Nein!“, sagte James, als könnte das die Wahrheit stoppen.

Seine Mutter war fort? James wusste nicht was er tun sollte. Es fühlte sich an, als würde er von Innen heraus zerrissen werden. Hier war er, umgeben von Lärm, in einer tödlichen Situation. Er sollte laufen! Aber seine Mutter… Bei dem Gedanken wollte er sich nur auf dem Boden zusammenrollen und heulen. Konnte nicht irgendwer kurz die Zeit anhalten?

„Was ist das, Linda?“, brachte er hervor und deutete nach draußen.

Linda biss sich auf die Lippe. „Ich weiß es nicht James. Aber es ist nicht gut. Ich muss mit anderen Magiern sprechen, um mehr herauszufinden.“

„Aber…“

„Wir haben keine Zeit dafür! Wenn wir überleben wollen, müssen wir los!“

„NEIN!“, jetzt war es sein Vater der schrie.

Sie blickten ihn erschrocken an. „Es gibt etwas das wir tun müssen.“

„Jetzt?“, fragte Linda. „Euer Dorf geht gerade unter Alfred! Kann das nicht warten?“

Sein Vater atmete laut. Tränen rannen seine Wangen hinunter. In seinen Augen war wilde Entschlossenheit. All das gab ihm das Aussehen eines Wahnsinnigen. „Das kann es nicht. Es muss getan werden. Hier und jetzt!“

„Dann los!“

Ohne zu zögern rannte er zur Treppe. „Kommt schon!“

Sie folgten ihm, hinauf in den zweiten Stock und dann, die alte knarrende Treppe, die James noch nie gemocht hatte, hinauf auf den Dachboden.

Jahre an Dingen hatten sich hier oben gesammelt. James schluckte. Er war noch nicht oft hier oben gewesen. Der Dachboden gab ihm immer ein unangenehmes Gefühl, und etwas sagte ihm, dass er nicht hier sein sollte. Noch immer krachte und knallte es draußen. Die Luft roch modrig, wie wenn jemand die Wäsche zu lange in einem geschlossenen Raum aufgehängt hatte. Es gab nur ein kleines Fenster, direkt unter dem Dach, und so war alles in dämmriges Licht gehüllt.

Sein Vater stieß Kisten und Stapel um und bahnte sich langsam seinen Weg vorwärts. „Was machen wir hier, Alfred?“, fragte Linda.

Doch sein Vater ignorierte sie, und ging einfach weiter. Schließlich hockte er sich neben einen großen Haufen Dinge, und begann darin zu wühlen.

„Was machst du da?“, fragte James.

Sein Vater antwortete nicht, sondern machte einfach weiter, bis schließlich… Er lehnte sich vorwärts und zog etwas hervor, das James nicht sofort erkennen konnte. Erst als er wieder zurückkam sah er was es war.

In Alfreds Händen lag eine große rote Kugel. Sie war etwas größer als ein Kürbis. „Du machst Witze…“, sagte Linda.

BUMM!

„Was ist das?“, fragte James.

Konnte es wirklich sein?

„James.“, sagte sein Vater. „Hier. Nimm sie!“

„Papa, was…“

„Das ist eine magische Kugel, James.“, sagte Linda. „Wir haben keine Zeit. Los jetzt, nimm sie!“

James zitterte. Alles drehte sich. Eine magische Kugel? Sein Vater hatte eine magische Kugel? und er hatte sie ihm nicht gegeben? All die Jahre? Warum? Eine magische Kugel!

Er wollte schreien, glücklich sein, dies war der Moment! Aber nichts war gerade schön. Der Lärm draußen nagelte ihn fest an die Realität. Eine magische Kugel. Was war hier nur los?

Mit zitternden Händen nahm er sie entgegen. Er hatte sich immer gefragt, wie er die Macht aufnehmen würde, doch nun schien ihm die Frage gerade zu lächerlich. Natürlich wusste er wie es ging. Es war so einfach. Hätte James beschreiben sollen wie es ging, er hätte es nicht gekonnt. Der beste Weg war noch zu sagen, es fühlte sich so an, als würde die Macht, wie Dampf aus der Kugel fließen, und er würde sie mit einem tiefen Atem einatmen.

Heiß! So heiß! Überall war Hitze! Niemand hatte ihm gesagt, dass es sich so anfühlen würde. Er konnte kaum denken! Es war als wäre er in ein Loch aus Flammen gefallen. Jeder Muskel, jeder Millimeter seiner Haut brannte wie verrückt.

„James?“

BUMM!

Linda Stimme klang besorgt. „Alles in Ordnung?“

„Mir ist so heiß!“, sagte er. „Es ist so HEIß!!!“

„James, hör mir zu!“, sagte Linda. „Das ist deine Macht. Die Magie verändert dich. Aber du bist nicht in Gefahr. Komm jetzt, bitte, wir müssen los!“

Die Hitze vernebelte seine Gedanken. Er fühlte sich als stünde er in Mitten eines Ofen. Doch Linda hatte Recht. Er hatte keine Zeit für Schwäche. Keine Zeit, die Macht auszukosten.

Er schüttelte sich und öffnete die Augen. „Dann los!“, sagte er.

Sie liefen zurück zur Tür das Dachbodens.

KRACH!!!

Das lauteste Geräusch bisher erklang direkt hinter James.

„NEEEEEEIIIIN!“

„James!“

„AAAAAARRRGGGHHHH!!!“

„James, komm!“

Das Haus, war direkt hinter ihm zerbrochen. Dort war nur noch Dunkelheit und Staub. James sah, wie sein Vater in die Tiefe stürzte. „NEIN, NEIN, NEIN!“, rief James.

„KLIRR!“

Laut und klar zerbrach die Glasscheibe.

James war wieder klein und sieben Jahre alt.

„Oh mein Gott!“

„Lauft!“

„Er hat es wirklich getan!“

James biss die Zähne zusammen. Das fühlte sich nicht gut an.

Natürlich hatte er es getan. Sie hatten ihm keine andere Chance gegeben.

Aber es fühlte sich wirklich nicht gut an.

„IHR VERDAMMTEN BÄLGEN! ICH REIß EUCH DEN KOPF AB!“

Oh scheiße, dachte James und rannte den anderen Jungen hinterher.

Er warf einen Blick über die Schulter. Tiboldt war schon echt unheimlich, das musste er zugeben. Die riesige muskelbepackte Gestalt raste dunkel hinter ihnen her.

Und dann rutschte James Fuß weg. Er hätte nicht nach hinten schauen sollen!

Der kurze Moment, bevor er auf den Boden aufschlug, erlaubte ihm gerade so, den Sturz ein Wenig abzufangen. Aber es tat immer höllisch weh auf den sandigen Wegen hinzufallen.

Hart und grob krachte er auf die Erde.

Und schon stand Tiboldt über ihm. Die anderen Kinder hatten sich natürlich verzogen. Jeder für sich, dass war das Motto in diesen Situationen.

„Du kleiner Dreckssack, jetzt wirst du bezahlen!“, sagte der Berg von einem Mann und hob die Faust.

James schloss die Augen, bereit für den Schmerz. Er hatte es verdient!

„Noch einen Schritt, und du kriegst es mit mir zu tun!“, sagte eine ruhige Stimme.

James öffnete die Augen. Es war sein Vater!

Er stand zwischen ihm und Tiboldt. „Papa…“, sagte James.

„Der Junge hat mein Fenster zertrümmert!“

„Der Junge ist mein Sohn.“, sagte sein Vater. „Und wer immer an meinen Sohn will, muss erstmal an mir vorbei!“

Sein Vater sprach mit Nachdruck, doch seine Stimme war ruhig. Es war angsteinflößend. Auf eine ganz andere Weise als Tiboldt es war.

„Ja…“, sagte dieser. „Vielleicht sollte ich dir eine Lektion erteilen, damit du endlich anfängst dein Balg zu erziehen.“

„Wage es!“

Die beiden Männer starrten sich lange an. Für einen Moment dachte James Tiboldt hätte die Faust ein kleines Stück gehoben. Doch dann drehte sich der Mann plötzlich um und ging davon.

„Du wirst mir die Scheibe bezahlen, Bauer!“, rief er ihnen noch zu, dann war er verschwunden.

James atmete schwer. Sein Vater hatte ihn gerettet. Er blickte zu der Gestalt, die ihm immer noch den Rücken zugekehrt hatte. „Papa, ich…“

Sein Vater drehte sich um. James versuchte irgendetwas aus seinem Gesicht zu lesen, aber er konnte es nicht. Sein Vater streckte die Hand aus und half ihm auf die Beine, dann begann er in Richtung ihres Hauses zu laufen.

„Papa!“, rief James, und rannte ihm nach.

„Ich möchte jetzt nichts hören.“, sagte er.

James schluckte und folgte ihm. Wenn er doch nur wüsste wie sich sein Vater fühlte. Traurig? Wütend? Enttäuscht? Stolz? Es könnte alles sein.

Nach ein paar Minuten kamen sie zuhause an. Sein Vater führte ihn ins Wohnzimmer und deutete auf einen Stuhl. „Setz dich.“

James folgte der Anweisung.

Sein Vater blickte ihn immer noch aus undeutbaren Augen an. Gerade als er sich überlegt hatte, was er sagen wollte, begann sein Vater zu sprechen.

„James, ich habe dich enttäuscht.“

„Was?“

Sein Vater – ihn enttäuschen? Wie kam er denn darauf. „Papa, auf keinen Fall!“

„Ich kann es mir nicht anders erklären. Wie sonst hätte sowas wie heute passieren können?“

„Papa. Sie haben mir keine andere Wahl gelassen.“

„Erklär es mir. Was ist geschehen?“

James schluckte. Eigentlich wollte er sich nicht daran erinnern. Doch er musste es tun – für seinen Vater.

„Die anderen Jungen haben gesagt, dass ich ein Waschlappen bin, und eigentlich gar nicht mutig. Sie haben gesagt…“

Ein brennen in seinen Augen sagte ihm, dass er angefangen hatte zu weinen.

„Sie haben gesagt, dass ich meinen Mut und meine Ehre nur beweisen kann, wenn ich die Fensterscheibe zerstöre…“

Stille.

Jetzt sagt doch endlich was, flehte James still.

„Ich verstehe.“

Sein Vater setzte sich in seinem Stuhl auf. „Mut, Stärke, Willenskraft, Entschlossenheit. All dies sind Eigenschaften über die wir jeden Tag sprechen.“

Die Stimme seines Vaters war ruhig und angenehm und half James sofort runterzufahren.

„Mein Sohn, ich denke wir müssen uns nochmal über die Bedeutung dieser Worte unterhalten.

Was ist Mut? Mut ist nicht, dumme Dinge zu tun, wie grundlos den stärksten Mann im Dorf herauszufordern. Mut ist, das richtige zu tun, obwohl man Angst hat.

Stärke ist nicht Zerstörungskraft, sondern die Fähigkeit denen zu helfen die man liebt, egal unter welchen Umständen.

Willenskraft zeigt sich nicht, wenn wir unseren Kopf ausschalten und tun was immer gefordert wird, sondern wenn wir uns unserem Kopf in schwierigen Situationen widersetzen und den harten aber richtigen Weg gehen.

Entschlossenheit ist nicht alle Mauern umzurennen, ohne über die Konsequenzen nachzudenken, sondern sein Herz zu motivieren für das einzustehen, was einem wirklich wichtig ist.“

James dachte nach. Wenn all dies stimmte, dann hatte er sich heute wirklich schlecht benommen. Doch sein Vater – sein Vater hatte unglaublichen Charakter bewiesen.

Mut, Stärke, Willenskraft und Entschlossenheit waren alle von Nöten gewesen, als er sich Tiboldt entgegenstellte, um seinen Sohn zu retten.

„Papa – es tut mir so Leid! Ich wollte das alles nicht.“

„Es ist schon gut. Wir alle machen Fehler, und du bist noch jung. Du hast viele Jahre vor dir, um diese Dinge noch zu lernen.“

Sein Vater stand auf, und holte eine Metalldose aus einem Regal. Er öffnete sie und holte ein paar Münzen hervor. „Nun beweise mir deinen Mut und deine Stärke.“

Er kam zu James zurück und reichte ihm die Münzen. „Ich möchte, dass du die zu Tiboldt bringst, und dich für dein Handeln entschuldigst. Erkäre ihm was vorgefallen ist, und erinnere ihn, dass er Probleme mit mir bekommt, sollte dir etwas geschehen.“

James nickte.

Er hatte Angst. Tiboldt war wild. Wer wusste schon was er tun würde, wenn er ihn wieder sah. Doch er würde sich seiner Angst stellen, und das richtige tun.

Er wollte helfen. Irgendwie. Irgendwas musste er tun können.

Und noch immer war sein Körper so unfassbar Heiß!

Sein Vater blickte ihn im Fallen an, und bewegte die Lippen, doch James konnte nichts hören.

Und dann erschien ein Schatten in der Dunkelheit. Ein Wesen griff seinen Vater, packte ihn an Hals und Hüfte, und brach ihn in Zwei. James spürte wie ihm der Atem ausblieb.Er war zu erschrocken um zu schreien. Das Wesen drehte sich um, und James sah ein leuchtend rotes Grinsen in der Dunkelheit, dann verschwand das Wesen wieder.

„James, es tut mir Leid, aber ich muss dich retten!“, hörte er Linda.

Sie griff ihn bei der Hüfte und mit eine Wusch wurde alles Still.

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