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Die Klippe

Bucky: „Verdammt Steve, warum musst du immer nen Streit vom Zaun brechen?!“

Steve: „Du weißt ich kann Unrecht nicht leiden, Bucky!“

Sie liefen vor einer Gruppe wütender Minenarbeiter davon. Einer hatte noch seine Spitzhacke dabei und fuchtelte wild damit rum.

Bucky: „Naja, kannst du nächstes Mal wenigstens zusehen, dass er allein ist?“

Steve: „Ach, wo bleibt da der Spaß?“

Bucky: „Mann Stevie, ich könnte jetzt auf nem Date sein!“

Sie rannten um Ecken und kürzten durch Seitenstraßen ab. Steve drehte an einer Abzweigung um, und rannte zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

Steve: „Ach, laufen tut dir gut!“

Bucky: „Wie dir? Du bist ja jetzt schon aus der Puste!“

Steve: „Tja... Zeit für ne Mitfahrgelegenheit!“

Bucky: „Was zur Hölle? Steve!“

Sie waren wieder beim Club angekommen. Zwei der Männer, die sich über den Kellner lustig gemacht hatten, standen noch davor und rauchten. Steve rannte auf einen rostigen Jeep ohne Dach zu, dessen Rückbank mit Arbeitsgeräten voll gepackt war. Ihre Verfolger kamen gerade um eine andere Ecke, als Steve sich auf den Fahrersitz schwang und seinem Freund zu rief: „Steig ein!“

„Hey! Der kleine Feentyp klaut das Auto!“, schrie einer der Raucher und ein anderer Kumpel (es musste natürlich der mit der Spitzhacke sein!) brüllte: „Raus aus meinem Wagen, du Punk, sonst bring ich dich um!“

Bucky: „Steve, bist du dir sicher, was du da tust?“

Steve: „Vertrau mir, Bucky!“

Steve holte ein paar Schlüssel raus, startete den Wagen, gab Gas, und mit einem Brüllen sprang der Jeep vorwärts, halb auf den Gehweg.

Bucky: „Hey Steve, pass auf!“

Der Minenarbeiter: „Komm zurück, du kleiner Scheißer!“

Steve: „Hui, was für Kraftausdrücke!“

Bucky: „Vergiss das, guck wo du hin fährst!“

Die Reifen quietschten und der Jeep rumpelte über die Straße, doch Steve schaffte es endlich ihn in der Spur zu halten und Fahrt auf zu nehmen. Trotzdem war ihnen einer der Kumpel dicht auf den Fersen und brüllte: „Dafür mach ich euch fertig!“, als Steve auf einmal auf die Bremse trat und der Mann gegen den Kofferraum knallte, um vom Aufprall zurück geworfen zu werden und auf dem Asphalt auf zu schlagen.

Bucky: „Heilige Scheiße, Steve, bist du sicher, dass du weißt, wie man fährt?“

Steve: „Wie schwer kann es schon sein?“

Und damit sprang der Jeep erneut vorwärts, wodurch Bucky überrascht aufkreischte und betete, dass der Verkehr so gering bleiben möge wie es gerade der Fall war, während sie die Vororte entlang rasten, raus aus der Stadt. Steve schnaufte heftig, doch mit jeder Meile die sie hinter sich ließen entspannte er sich mehr. Bucky ebenso, und als sie an einer Tankstelle vorbei fuhren, deren Slogan hieß: 'So billig, dass es eigentlich Diebstahl ist!', musste er in erleichtertes Gelächter ausbrechen in das Steve mit einstimmte.

Sie fuhren an der Küste entlang, und als sie an eine Klippe in der Nähe eines Leuchtturms kamen, fuhr Steve langsam hoch, nahe an den Rand, und parkte. Die Sonne sank schon tiefer, wodurch das Meer in orangenes Licht getaucht wurde. Es sah wunderschön aus. Steve drehte sich zu seinem Freund um und fragte mit einem Lächeln: „Gut genug als Date für dich?“ Bucky lachte und erwiderte: „Ich glaube, du übersiehst da ein wichtiges Detail!“ Aber er musste lächeln. Dann fragte er: „Ernsthaft Steve, seit wann klaust du Autos?“ „Ich klaue doch nicht, ich leihe es mir nur aus! Ich bring's schon zurück.“, verteidigte der sich, doch Bucky beharrte: „Komm schon, du hast immerhin erst seine Schlüssel gestohlen...“ „Hab ich nicht! Sie sind ihm aus der Hosentasche gefallen, als er sein Taschentuch raus geholt hat, um nach dem Kellner zu winken! Ich wollte sie ihm zurück geben, als er anfing, grob und unhöflich zu werden!“ Sie wurden beide still, als sie sich an die boshaften Dinge erinnerten, die die Männer zu dem Kellner gesagt hatten nur um sich über ihn lustig zu machen. Der arme Kerl tat sein Bestes die Bemerkungen zu ignorieren und einfach weiter Leute zu bedienen, aber dann hatten ihn die Männer zusammen eingekreist, um ihm Beschimpfungen an den Kopf zu werfen und ihn zu schubsen. Also musste Steve, mal wieder, als einzige, aufrechte Person aufstehen und ihnen die Stirn bieten. Und sie dabei gegen sich aufbringen.

Bucky: „Tja, ich muss zugeben, ich bin beeindruckt! Ich wusste nicht, dass du Auto fahren kannst.“

Steve: „Ich auch nicht!“

Bucky versucht ihn streng an zu sehen, doch Steve kichert bloß, so dass er sich abwenden muss, um keine Miene zu verziehen.

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Steve: „Nun... Wenn ich mich recht erinnere, schuldest du mir noch was!“

Bucky: „Was? Nach all dem Ärger? Warum?“

Steve: „Das letzte Mal als wir aus waren hast du dich beschwert, dass meine Ideen für nen unterhaltsamen Abend langweilig sind. Und du hast gesagt wenn ich es schaffe dich zu beeindrucken, würdest du dir was Besonderes ausdenken was du mir gibst!“

Bucky: „Oh, das. Ja, naja... okay, wie wär's, wenn ich für ne Woche spüle?“

Steve: „Bucky, das ist nichts Besonderes!“

Bucky: „Wie wäre ein Monat?“

Steve: „Komm schon!“

Bucky: „Tja, ich weiß nicht... Dann denk du dir halt was aus! Was möchtest du?“

Steve denkt einen Moment nach. Er grübelt, scheint ab zu wägen.

Bucky: „Hör mal Steve, du weißt doch, dass ich eh alles für dich machen würde, oder?“

Steve: „Alles?“

Bucky: „Außer die Wäsche! Du weißt, ich hasse das! Bitte drück mir das nicht aufs Auge!“

Steve: „Tja...“

Bucky (in einer theatralisch-verzweifelten Stimme): „Bitte Stevie, hab Mitleid, verdonnere mich nicht zum Wäschedienst! Ich hasse falten, das ist so langweilig! Und du bist viel besser im Bügeln als ich!“

Steve: „Is ja gut, is ja gut, mach dir nicht ins Hemd!“

Bucky: „Danke.“

Steve: „Okay. Naja... Ich hätte etwas. Aber ich weiß nicht, ob du es hin kriegst.“

Bucky: „Oh, was Schweres? Okay, ich mag Herausforderungen, was soll ich für dich tun?“

Steve sieht ihn lange eindringlich an. Dann sagt er: „Schließ deine Augen!“

Bucky runzelt die Stirn und fragt: „Ich soll meine Augen schließen? Das ist alles?“

Steve: „Naja, nicht ganz. Schließ die Augen und rühr dich nicht, bis ich es dir sage!“

Bucky: „Okaaay? Gut, ich mach die Augen zu und beweg mich nicht. Is das so'n Ausdauertest?“

Steve: „Nein. Aber du musst versprechen, nicht zu blinzeln! Und nicht bewegen.“

Bucky: „Okay, ich versprech's.“

Steve guckt immer noch ernst und fordert: „Schwör's!“

Bucky: „Schwören? Steve, was willst du...“

Steve: „Machst du's oder nicht?“

Bucky: „Is gut, is gut, von mir aus!“ Er hebt eine Hand und sieht Steve in die Augen: „Ich schwöre, ich werde nicht blinzeln oder mich bewegen, bis du es mir sagst! Da. Zufrieden?“

Steve: „Okay. Dann, schließ die Augen.“

Bucky macht seine Augen zu. Er ist etwas nervös, weil er sich keinen guten Grund für Steves Bitte denken kann. Zumindest keinen, der nicht mit einem Streich enden würde.

Bucky: „Es geht aber nicht darum, dass du dich für die Spinne rächen willst, die ich dir auf den Kopf gesetzt habe, oder?“ Doch statt einer Antwort hört er ein Rascheln und dann sitzt Steve plötzlich auf seinem Schoß, mit dem Gesicht zu ihm.

Bucky: „Äh, Steve?“

Steve: „Du hast es versprochen!“ Seine Stimme klingt ebenfalls nervös. 'Was passiert hier?', fragt sich Bucky. Dann legt Steve ihm die Hände auf die Schultern, eng an den Hals. 'Er wird mich doch nicht etwa würgen, oder?!?', denkt Bucky besorgt und versucht zu scherzen: „H-hör mal, wenn du sauer auf mich bist...“ Aber Steve legt ihm einen Finger auf die Lippen und bringt ihn zum Schweigen: „Schschsch! Und nicht sprechen. Nicht sprechen, nicht gucken, nicht bewegen! Du hast es versprochen!“

Jetzt bekommt Bucky doch ein bisschen Angst. Er spannt sich an, greift fester in den Sitz, um sich nicht zu bewegen. Steve neigt seinen Kopf etwas nach hinten. Bucky muss schlucken. Und dann spürt er etwas auf seinen Lippen. Etwas Weiches. Sein Kopf zuckt nur eine Winzigkeit zurück als er Luft holt. Und Steves Geruch einatmet, so deutlich, so nah. Und er merkt: Er küsst ihn... Steve küsst ihn! Hält seinen Kopf, berührt sein Gesicht, schmiegt seine Lippen an die seines Freundes, ganz zart, ganz sanft, ganz zaghaft. Bucky zittert. Er ist wie eingefroren, unsicher, was er tun soll. Er darf sich nicht bewegen. Muss sich selbst davon abhalten, seine Augen zu öffnen, um Steve an zu sehen. Grübelt: 'Warum tut er das? Warum jetzt? Warum...'

Dann hört es auf. Bucky fühlt, wie Steve sich zurück zieht, sein Gesicht los lässt. Er hört wie er die Tür öffnet, fühlt wie er von seinem Schoß klettert und aussteigt. Dann schließt er die Tür wieder, womit er Bucky erschreckt, sodass er zusammenzuckt. Er hört, wie sein Freund sich entfernt.

Steve: „Okay. Du bist frei. Mach... was immer du willst.“

Bucky öffnet die Augen. Steve steht ein paar Meter von ihm entfernt, am Rand der Klippe, mit dem Gesicht zur Sonne. Der helle, orangene Schein ist zu einem tieferen Rot gewechselt, was den Himmel mit pinken und violetten Wolken einfärbt. Steves blonde Haare glänzen wie Gold im Sonnenlicht. Bucky ist verwirrt. So verwirrt. Er blinzelt ein paar Mal und sieht sich um. Steve hat die Schlüssel im Wagen gelassen. Er steht bloß da, an der Klippe, sehr nah am Rand. Schaut hinab. Mit hängenden Schultern, die Arme um sich geschlungen, den Kopf auf der Brust. So weit weg...

Bucky öffnet die Tür, steigt aus und ruft: „Steve?“ Steve zuckt. Es sieht aus, als ob er noch mehr am Abgrund steht. Bucky geht langsam auf ihn zu, spricht sachte auf ihn ein: „Steve? Komm. Nicht! Zurück!!“

Er hört ein Schluchzen. 'Weint er?' Buckys Herz schlägt wie wild, er streckt vorsichtig die Hand nach ihm aus. Als er seine Schulter berührt, lehnt sich Steve vor. Nur ein kleines Bisschen, neigt sich bloß leicht nach vorne, aber Bucky bekommt Panik, greift ihn am Kragen, zieht ihn zurück und schreit: „Steve, nein!“

Steve zieht scharf die Luft ein, hebt die Fäuste um seine Front zu bedecken, wie Bucky es ihm in der Boxhalle gezeigt hat. Aber sein Freund schlägt ihn nicht. Er presst ihn an seine Brust, hält ihn in einer engen Umarmung. Bewahrt ihn. In Sicherheit. Fern vom Saum der Klippe. Sein Herz rast. Steves rast ebenfalls. Er schaut zu seinem besten Freund auf, ein paar Tränen glitzern in seinen tiefblauen Augen. Bucky blickt zurück, und seine eigenen Saphirperlen reflektieren dabei den Glanz des Meeres. Dann muss er erneut schlucken und wispert: „Geh nicht. Nicht jetzt.“ Und mit einem listigen Lächeln fügt er hinzu:

„Willst du nicht sehen, was ich tun kann, wenn du mir erlaubst, mich zu rühren?“

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